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RAG Doppelter Wechsel

Heute gab RAG-Chef Starzacher den Stab an seinen Nachfolger Werner Müller weiter. Gleichzeitig löste Wulf Bernotat Ulrich Hartmann im Aufsichtsrat ab.

Essen - Nach mehr als drei Jahren an der Spitze des Essener Bergbau- und Chemiekonzerns RAG zog der scheidende Chef Karl Starzacher eine positive Bilanz ohne Bitterkeit.

"Ich bin persönlich überzeugt, dass wir eine historische Chance genutzt haben, um die RAG als Industriekonzern in Nordrhein-Westfalen mit internationaler Ausrichtung aufzustellen", sagte Starzacher bei seiner letzten Bilanzvorlage als RAG-Vorstandsvorsitzender. Bereits zum 1. Juni soll der ehemalige Bundeswirtschaftsminister Werner Müller (parteilos) auf dem Chefsessel des Essener Konzerns Platz nehmen.

Der nun bevorstehende Stabwechsel an der RAG-Spitze kam überraschend. Nur knapp einen Monat nachdem Starzacher Anfang März im Zuge der bevorstehenden Mehrheitsübernahme an dem Düsseldorfer Chemiekonzern Degussa einen grundlegenden Konzernumbau angekündigt hatte, erklärte er Anfang April seinen Rücktritt aus "persönlichen Gründen". Zu Spekulationen über Kritik an seiner Amtsführung nahm der scheidende RAG-Chef dagegen keine Stellung.

Einschnitt als Chance

Er werde auch künftig Essener Bürger bleiben und sich nun "anderen Dingen" zuwenden, beschied der 58-jährige Jurist und ehemalige hessische Finanzminister bei Fragen nach seinen Zukunftsplanungen. Er habe den bevorstehenden Einschnitt als Chance genutzt, die Arbeit in andere Hände zu legen, meinte Starzacher.

Mit Werner Müller übernimmt kurz vor dem Start der schwierigen Gespräche über die künftigen Subventionen für die deutsche Steinkohle ein Energiefachmann mit politischer Erfahrung das Ruder bei der RAG. Mit dem von seinem Vorgänger eingeleiteten Konzernumbau mit der Ausrichtung des Unternehmens auf die drei Säulen Chemie, Bergbau und Immobilien steht der Traditionskonzern aus dem Ruhrgebiet gleichzeitig vor einem Kraftakt in historischer Größenordnung.

Mit dem Abgang Starzachers wurde auch ein Wechsel im Aufsichtrat der RAG publik. Nach Unternehmensangaben wird Wulf H. Bernotat (54) wird neuer Vorstandsvorsitzender des Essener Bergbau- und Chemiekonzerns. Der Vorstandsvorsitzende des Energiekonzerns Eon AG löst Ulrich Hartmann (64) ab, der sein Mandat und den Vorsitz im RAG-Aufsichtsrat niedergelegt hat.

Hartmann war seit dem 19. Mai 1993 Vorsitzender des Steinkohlekonzerns. In seine Zeit fiel die Zusammenführung des deutschen Steinkohlebergbaus in die Deutsche Steinkohle AG (DSK), die Internationalisierung sowie die industrielle Neuausrichtung der RAG.

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