Freyung-Grafenau: Lage, Geschichte, Sehenswürdigkeiten, Politik
Der Freistaat Bayern hat an seiner östlichen Seite einen Grenzverlauf, der eine Spitze bildet. Hier treffen die Grenzen von Tschechien und Österreich zusammen. Genau an dieser Stelle liegt der Landkreis Freyung-Grafenau.
- Freyung-Grafenau ist der östlichste Landkreis in Bayern, er gehört zum Regierungsbezirk Niederbayern.
- Die Geschichte der Region begann im Mittelalter mit der Besiedlung der dort vorherrschenden Mittelgebirge.
- In Freyung-Grafenau sind viele traditionelle Unternehmen der elektronischen Industrie sowie der Wohnwagenhersteller Tabbert ansässig.
Freyung-Grafenau – Zu Zeiten des Kalten Krieges grenzte der Landkreis Freyung-Grafenau direkt an den Eisernen Vorhang, und die Grenze zum Nachbarstaat Tschechien war stark bewacht. Trotzdem war das Gebiet bereits damals bei Touristen sehr beliebt. Denn über große Teile des nördlichen Kreisgebiets erstreckt sich der Nationalpark Bayerischer Wald. Dieser ist der erste Nationalpark, der in Deutschland entstand.
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Freyung-Grafenau – die Lage
Der Landkreis Freyung-Grafenau hat durch seine Lage im Osten Bayerns zwei Außengrenzen zu anderen Ländern – Tschechien und Österreich. Das Kreisgebiet ist zu etwa 60 Prozent von Wald bedeckt. Es liegt im Bayerischen Wald und gehört zum Regierungsbezirk Niederbayern. Die höchste Erhebung in der mittelgebirgig geprägten Region ist der Große Rachel mit einer Höhe von 1.453 Metern. Er ist der zweithöchste Berg im Bayerwald. In der Nähe des Großen Rachels entspringt die Ilz. Dieser Fluss durchzieht das Kreisgebiet im Westen in südlicher Richtung, bevor er in der Stadt Passau in die Donau mündet.
Durch seine Lage am Rand der Bundesrepublik Deutschland grenzt der Landkreis Freyung-Grafenau an folgende Gebiete und Kreise im In- und Ausland:
- Kreis Klattau (Klatovy) im Bezirk Pilsen, Tschechien
- Kreise Krumau (Český Krumlov) und Prachatitz (Prachatice) im Bezirk Südböhmen, Tschechien
- Bezirk Rohrbach (Oberösterreich)
- Landkreise Passau, Deggendorf und Regen in Niederbayern
Freyung-Grafenau – die frühe Geschichte der Region
Die Geschichte der Region, in der der heutige Landkreis Freyung-Grafenau liegt, begann erst im Mittelalter. Vorher lassen Funde aus Steinzeit und Tonscherben der Kelten zwar auf die Anwesenheit von Menschen schließen, aber Nachweise von dauerhaften Ansiedlungen fehlen. Der Bayerische Wald war bereits früh von Handelsrouten Richtung Böhmen durchzogen, besonders der Salzhandel war verbreitet.
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Die dauerhafte Ansiedlung von Menschen in größerer Zahl begann im 11. Jahrhundert. 1010 fiel das östlich der Ilz gelegene Gebiet durch eine Schenkung an das Reichskloster Niedernburg bei Passau. Die Fürstbischöfe nutzten das waldreiche Land als Rodungsgebiet und förderten die Urbarmachung durch Rodungs- und Ansiedlungspläne. Das zeigen noch heute die vielen Ortsnamen im Kreisgebiet, die auf -reut (roden) enden.
Nach einer Zeit mit häufigen Herrscherwechseln und unklaren Grenzverläufen startete die Gegend im Jahr 1803 in die Moderne. Mit der Säkularisation und der Auflösung des Hochstifts Passau ging das Gebiet zuerst an das Großherzogtum Salzburg-Toskana, um im Jahr 1806 in das neu entstandene Königreich Bayern eingegliedert zu werden. Außerdem erreichten im 19. Jahrhundert die Eisenbahn und moderne Straßen den Landesteil, was zu einer bescheidenen Industrialisierung führte.
Freyung-Grafenau – die Geschichte des Landkreises
Der heutige Landkreis Freyung-Grafenau setzte sich von 1862 bis zum Beginn des Jahres 1939 aus den Bezirksämtern Grafenau und Wolfstein zusammen. Als im Deutschen Reich aus den Bezirksämtern Landkreise wurden, änderte sich lediglich die Bezeichnung. Zwar gab es bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg Bestrebungen, die Verwaltungsstrukturen im Bayerischen Wald zu vereinfachen, aber der heutige Kreis entstand erst im Jahr 1972 durch die Gebietsreform in Bayern. Dabei verlief der Start holperig:
- Die bayerische Staatsregierung beschloss am 27. Dezember 1971, dass die Landkreise Wolfstein und Grafenau am 1. Juli 1972 zum neuen Landkreis Freyung zusammengelegt werden.
- Mit der Kreistagswahl vom 11. Juni 1972 entschieden sich die Einwohner für den bisherigen Landrat des ehemaligen Kreises Wolfstein, Franz Schumertl, als neuen Landrat und bestimmten die 50 Kreisräte der Verwaltungseinheit.
- In der dritten öffentlichen Sitzung des Kreistages am 27. Oktober 1972 wählten die Volksvertreter mit 33 zu 15 Stimmen Freyung-Grafenau als Name des Landkreises.
Freyung-Grafenau – Einwohner und Städte
Obwohl es seit der Öffnung des Ostblocks und des Beitritts von Tschechien zur Europäischen Union zu starken wirtschaftlichen Verflechtungen mit dem Nachbarland kam, ist die Bevölkerungsentwicklung im Landkreis Freyung-Grafenau seit dem Jahr 2002 rückläufig. Damals hatte der Landkreis mit etwa 82.500 Menschen die meisten Einwohner seiner Geschichte. Nach dem Zuwachs in den 1990er-Jahren fällt seitdem in der Überzahl der Gemeinden die Zahl der Bewohner langsam, aber stetig. Am 31. Dezember 2019 führte die Statistik nur noch 78.362 Einwohner im Kreisgebiet auf.
Ein Teil dieser Entwicklung dürfte an der sehr ländlich geprägten Struktur des Kreises liegen. Freyung-Grafenau hat nur drei Städte, die alle unter die Kategorie Kleinstadt fallen. Eine Mittelstadt mit mindestens 20.000 Einwohnern oder eine Großstadt mit über 100.000 Menschen fehlt. Folgende Städte liegen im Landkreis (Bevölkerungszahl Stand Ende 2019):
- Waldkirchen (10.704 Einwohner)
- Grafenau (8.247 Einwohner)
- Freyung (7.171 Einwohner)
Dazu kommen drei Märkte, 19 Gemeinden und vier Verwaltungsgemeinschaften. Viele Orte im Landkreis haben weniger als 1.500 Bewohner. Schulen, Kindergärten, die medizinische Versorgung sowie Läden des täglichen Bedarfs und Arbeitgeber aus der Industrie sind häufig nur mit längeren Fahrtzeiten zu erreichen.
Freyung-Grafenau – die Sehenswürdigkeiten im Landkreis
Obwohl der Tourismus neben den alteingesessenen Betrieben, insbesondere der elektronischen Industrie, zu den Hauptbereichen der Wirtschaft gehört, hat Freyung-Grafenau nur wenige Sehenswürdigkeiten zu bieten. Das liegt in erster Linie daran, dass die Gemeinden des Landkreises zu klein sind, um überregional bekannte Bauwerke mit langer Geschichte vorzuweisen. Allerdings bietet der Landkreis, der zu einem großen Teil zum Nationalpark Bayerischer Wald gehört, beeindruckende Naturkulissen.
Bei Einheimischen und Urlaubern sind beispielsweise folgende Orte sehr beliebt:
- Blockmeer am Lusen
- Wildbachklamm Buchberger Leite
- Granite am Dreisessel
Diese drei natürlichen Sehenswürdigkeiten gehören zu den 100 schönsten Geotopen im Freistaat Bayern. Wanderer und Naturfreunde genießen in Freyung-Grafenau durch die Lage im Dreiländereck Bayern-Tschechien-Österreich nahezu unendliche wilde Waldlandschaften, verwunschene Täler und sprudelnde Bäche.
Auch die kleinen Gemeinden bieten eine Architektur mit viel Charme. Wer Museen, Kultur und historische Gebäude sucht, sollte allerdings einen Abstecher in die Städte machen. So bietet Waldkirchen unter anderem:
- Museum Goldener Steig
- Marktplatz mit historischen Hausfassaden
- verschiedene Kirchen
- Steinsäule mit Bildnis der „Maria vom Guten Rat“ über der Saußbachklamm
In Freyung laden ein Jagd- und Fischereimuseum sowie das Heimatmuseum zu einem Besuch ein.
Freyung-Grafenau – Politik im Landkreis
Seit der Gründung des Kreises bestimmten folgende Vertreter an der Spitze der Verwaltung als Landrat die Politik:
- Franz Schumertl von der SPD (im Amt vom 1. Juli 1972 bis zum 30. April 1990)
- Alfons Urban von der CSU (im Amt vom 1. Mai 1990 bis zum 30. April 2002)
- Alexander Muthmann von der Fraktion CWG Freie Wähler (im Amt vom 1. Mai 2002 bis zum 30. April 2008)
- Ludwig Lankl von der CSU (im Amt vom 1. Mai 2008 bis zum 30. April 2014)
- Sebastian Gruber von der CSU (im Amt seit 1. Mai 2014)
Bei den letzten Wahlen im Landkreis Freyung-Grafenau im Jahr 2020 kam es zu folgenden Ergebnissen und dieser Sitzverteilung im Kreistag:
- CSU: 34,96 % und 21 Sitze
- CWG-FW: 11,89 % und 7 Sitze
- FW: 10,49 % und 6 Sitze
- SPD: 9,38 % und 6 Sitze
- JWU: 6,98 % und 4 Sitze
- Grüne: 6,52 % und 4 Sitze
- AfD: 6,49 % und 4 Sitze
- BP: 6,22 % und 4 Sitze
- ÖDP: 4,11 % und 2 Sitze
- FDP: 2,95 % und 2 Sitze
Bei den Wahlen wurde Sebastian Gruber erneut mit 69,22 Prozent als Landrat wiedergewählt.