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Alling verteidigt Glocke gegen Kaufangebot

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Das Türmchen auf dem Leichenhaus ist seit 1948 die Heimat der Sterbeglocke. Die Allinger haben sich an ihren etwas blechernen Klang gewöhnt.  Foto: weber
Das Türmchen auf dem Leichenhaus ist seit 1948 die Heimat der Sterbeglocke. Die Allinger haben sich an ihren etwas blechernen Klang gewöhnt. Foto: weber © -

Alling - Die Allinger hängen an ihrer Sterbeglocke. Deshalb blitzte die Gemeinde Weßling, aus der die Glocke ursprünglich stammt, mit ihrer Bitte um Rückgabe ab.

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren Glocken rar. Viele waren für die Waffenproduktion eingeschmolzen worden. Die Diözese Augsburg hatte allerdings etwas Geld zurückgelegt. So erhielt der damalige Pfarrer in Grünsink bei Weßling (Kreis Starnberg) 1948 eine neue Glocke. Da die Pfarrei bereits eine besaß, verkaufte der Geistliche die alte zu einem symbolischen Preis von damals 100 Mark an seinen Allinger Amtskollegen. Seither läutet diese dort als Sterbeglocke.

Nun feiert Weßling 2013 das 250-jährige Bestehen der Kapelle Grünsink. Daher bat die Gemeinde die Nachbarn aus Alling darum, die nach dem Krieg veräußerte Glocke aus dem Jahr 1774 wieder zurückzugeben.

Natürlich hätte Weßling im Gegenzug eine nagelneue Sterbeglocke spendiert, die laut einer nicht näher definierten Fachmeinung einen fast gleichen Klang haben soll. Den Allingern reicht fast gleich aber nicht. Der Gemeinderat lehnte die Bitte der Weßlinger ab.

Es geht nicht zuletzt auch buchstäblich um den guten Ton. Die Glocke in der Allinger Leichenhalle hat offenbar einen ganz besonderen. Das bekam Gemeinderat Hans Friedl (FW) zu spüren. Er forderte in der Sitzung, bei der angebotenen Glocke doch tunlichst darauf zu achten, dass diese nicht so blechern klinge wie die alte. Das brachte ihm einen empörten Einwand ein. Der Klang sei ja gerade das Besondere an der Sterbeglocke. Möglich, dass der Ton einigen egal sei, so Walter Herz (CSU). Die Mehrheit der Allinger fühle sich jedoch mit der jetzigen Glocke verbunden. August Schuster (DG Biburg-Holzhausen) stimmte ihm zu.

Maximilian Brunner (CSU) schlug vor, erstmal über die Sache zu schlafen. Seinem Antrag war allerdings ebenso wenig Erfolg beschieden wie dem weniger ernst gemeinten Vorschlag von Robert Schröder (CSU): Er wollte eine neue Glocke gießen und diese den Weßlingern als alte unterjubeln. Hubert Winkler (SPD) drängte sogar darauf, möglichst rasch zu entscheiden: „Je länger das köchelt, desto emotionaler wird es.“ Mit acht zu sechs Stimmen sprach sich das Gremium also gleich dafür aus, die Glocke zu behalten.

In Weßling wurde diese Nachricht mit wenig Begeisterung aufgenommen. „Na sauber, da muss ich den Frederik gleich noch mal anrufen“, sagte Bürgermeister Michael Muther (FW) und meinte damit seinen Allinger Amtskollegen Frederik Röder (CSU). Trotz der ersten Enttäuschung: Michael Muther kann schon verstehen, dass sich die Allinger von ihrer Glocke nicht so leicht trennen wollen. „Doch für uns wäre es schön gewesen. Da hätten wir uns sehr gefreut.“ Ganz aufgegeben hat Muther den Plan vom Glocken-Rückkauf noch nicht. „Dann probieren wir es zur 300-Jahr-Feier von Grünsink eben noch einmal.“

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