Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche

Initiative Sauerteig: Benedikt XVI. hat sich lächerlich gemacht

Die Initiative Sauerteig fordert, dass auch der emeritierte Papst sich bei den Betroffenen persönlich entschuldigt und Verantwortung übernimmt. Das Verhalten des Münchner Kardinals Reinhard Marx nach der Veröffentlichung des Missbrauchsgutachtens wird positiv bewertet.

Die Initiative Sauerteig bezeichnet die Aussagen von Benedikt XVI. zum Münchner Missbrauchsgutachen als "lächerlich". © imago images / ZUMA Press

Garching an der Alz – Der Mitbegründer der Initiative Sauerteig in der bayerischen Kirchengemeinde in Garching an der Alz, Stefan Tiefenthaler, sieht die Glaubwürdigkeit des ehemaligen Papstes Benedikt XVI. und des katholischen Klerus massiv beschädigt.

"Benedikt hat sich mit seinen Aussagen lächerlich gemacht. Ich weiß nicht, wie die Kirche mit diesem Imageschaden klarkommen will", sagte der Physiker im Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Montag). "Eigentlich müsste auch ein Papst das Gleiche tun, was Kardinal Marx getan hat: Er müsste seine persönliche Schuld eingestehen und persönlich bei den Opfern um Entschuldigung bitten. Ratzinger macht das Gegenteil und streitet persönliche Verantwortung ab."

Initiative lehnt Rücktritt von Kardinal Marx ab

In Garching an der Alz war mit Kenntnis höchster kirchlicher Kreise mehr als zwanzig Jahre der pädophile Priester Peter H. tätig. Die Initiative Sauerteig kämpft dafür, Pfarrgemeinden in Missbrauchsfällen künftig nicht mehr alleinzulassen.

Mit Blick auf die Rolle des Münchner Kardinals Reinhard Marx sagte Tiefenthaler, Marx sei der einzige, der persönliche Verantwortung übernommen habe. "Ich möchte gar nicht, dass Marx zurücktritt. Mit ihm können wir sicher noch ein paar kleine Schritte machen, auch auf dem synodalen Weg." Ihn enttäusche am meisten, dass die im Gutachten Befragten ihre Rolle relativiert und Verantwortung auf Untergebene abgeschoben hätten, obwohl ihnen die Anwälte persönliche Verstrickung nachgewiesen hätten. "Man hat an Geistliche einfach höhere Ansprüche als an andere Menschen. Und jetzt müssen wir lernen, dass viele von ihnen nicht einmal normalen Ansprüchen genügen."

Einsatz von Missbrauchstätern wurde Jahrzehnte vertuscht

Der langjährige Einsatz des Missbrauchstäters habe in der Gemeinde massive Zerrüttungen verursacht, so Tiefenthaler. "Das Thema hatte so viel Sprengstoff, dass es verboten war, im Pfarrgemeinderat darüber zu sprechen." Er warf der Leitung der Diözese Versagen bei der Einbindung der Katholiken vor. "Als Peter H. 2017 verurteilt wurde, hat man uns nicht informiert, es dauerte weitere drei Jahre, bis das vonseiten des Bistums eingeräumt wurde." Jahrzehnte lang hätten die Verantwortlichen dafür gesorgt, dass niemand etwas erfuhr, dass alles vertuscht wurde. (kna)