Redewendungen.

Häufig benutzen wir Redewendungen, ohne zu wissen, was sie eigentlich bedeuten oder wo sie herkommen. Ich bebildere diese Redewendungen mit meinen Sketchnotes, lasse sie in den Sozialen Medien erraten und erkläre schließlich, wo sie ihren Ursprung haben. Viel Spaß beim Raten.

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Das Pferd von hinten aufzäumen.

Etwas verkehrt, von der falschen Seite anpacken

Diese Redewendung ist schon sehr alt. Sie wurde sogar schon von Martin Luther benutzt. Die Erklärung dafür ist sehr einfach: Jeder wusste, dass ein Pferd natürlich am Kopf aufgezäumt werden musste. Damit war auch klar, wer es von hinten aufzäumt, macht es einfach falsch. 

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Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt.

Ein Ausdruck großen Erstaunens

Hundeliebhaber sollten jetzt besser nicht weiterlesen, denn die Erklärung ist ziemlich … brutal. Angeblich geht sie auf eine Geschichte Till Eulenspiegels zurück, der einmal bei einem Braumeister arbeitete. der Hund des Braumeisters hieß Hopf. Als der Braumeister Till Eulenspiegel anwies, er solle Bier brauchen und dabei den Hopfen sieden, soll Till angeblich den Hund in die Braupfanne geworfen haben. Wie wir wissen, ist aus Till Eulenspiegel kein begnadeter Bierbrauer geworden - jetzt wissen wir auch, warum nicht. 

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Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach.

lieber einen kleinen, sicheren Nutzen als die Aussicht auf einen größeren, der am Ende nicht eintritt

Eine sichere Erklärung dafür gibt es nicht. Stattdessen wird darauf verwiesen, dass es ähnliche Sprichwörter auch in anderen Sprachen gibt. So etwa im Italienischen. „Besser ein Ei heute als ein Huhn morgen“. Und auch auf eine Bibelstelle im Lukas-Evangelium wird verwiesen: „Habt keine Angst: Ihr seid Gott mehr wert als ein ganzer Schwarm Spatzen!“

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Ein Rad abhaben.

Nicht ganz bei Verstand sein, etwas Unverständliches tun

Die Herkunft ist nicht ganz eindeutig geklärt. Aber diese klingt sehr wahrscheinlich: Fehlt einem Fahrzeug ein Rad, ist der Betrieb nur noch stark eingeschränkt möglich.

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Sich in die Wolle kriegen.

Sich streiten, zanken

Wolle steht hier für den umgangssprachlichen Begriff: „Haare“. Also sich in die Haare bekommen, handgreiflich werden beim Streiten.

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Steinreich sein.

Sehr viel Geld besitzen

Diese Redensart geht auf das Mittelalter zurück. Die meisten Menschen lebten damals in Holzhäusern. Nur wer wirklich reich war, konnte sich ein Haus aus Stein leisten. Denn Steine waren teuer, mussten sie doch erst im Steinbruch aufwendig geschlagen werden. Übrigens: Die Vorsilbe „stein“ ist eine Verstärkung, man denke auch an steinalt. 

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Auf großem Fuß leben.

Viel Geld haben und es auch ausgeben

Angeblich stammt diese Redewendung aus Frankreich, die sich auf einen Grafen (Anjou) bezog. Dieser war wohl reich und angesehen. Sein Problem: Ein großes Geschwulst am Fuß, so dass er nicht in gewöhnliche Schuhe passte. Also ließ er sich übergroße, lange Schnabelschuhe anfertigen. Wer dieser Mode nacheifern wollte, musste ebenfalls wohlhabend sein, um sich die größere Menge teures Leder leisten zu können. 

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Andersrum wird ein Schuh draus.

Etwas andersrum machen, damit es richtig ist

Vermutlich geht das auf einen Arbeitsschritt bei Schuhmachern zurück. Um die verdeckten Nähte eines Schuhs zu nähen, musste dieser nach Innen gedreht werden. Nach dem Nähen musste er andersrum gedreht werden, damit er richtig herum war. 

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Iß deinen Teller leer, sonst gibt es schlechtes Wetter.

Falsche Übersetzung aus dem Plattdeutschen

Eigentlich hieß es mal: Iss deinen Teller leer, so etwas Gutes gibt es nicht wieder. Auf Plattdeutsch: „... giv et net Wedder“

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Die Nase voll haben.

Etwas satt haben, genug von etwas haben

Die Herkunft ist nicht eindeutig geklärt oder belegt. Es gibt zwei Deutungsvarianten. 1. Wer Schnupfen hat, hat im wahren Wortsinn die Nase voll und vermeintlich auch von der Krankheit schnell genug. Die 2. In Gefängnissen waren Prügel und Gewalt von Wärtern gegenüber Häftlingen lange sehr verbreitet. Diese sparten auch das Gesicht nicht aus. Wer sich blutige Nase geholt hatte, hatte diese auch zugleich voll. 

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Stein und Bein schwören.

Etwas mit voller Überzeugung und Ehrlichkeit schwören

Überlieferungen zufolge geht diese Redewendung in das frühe 16. Jahrhundert zurück und verweist auf einen alten Rechtsbrauch. Demnach schwor man auf heilige Gegenstände, so etwa auf einen (Altar-)Stein oder auch auf die (Ge-)Beine also auf die Reliquien eines Heiligen. Das ist sogar noch deutlich länger belegt und geht zurück bis ins 6. Jahrhundert.

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Unter die Haube kommen.

Heiraten

Das geht auf eine alte Tradition zurück, nach der verheiratete Frauen ihre Haare ab der Heirat unter einer Haube tragen mussten. Denn die Haarpracht galt als aufreizend und damit für eine verheiratete Frau als nicht züchtig. Erst ab dem 19. Jahrhundert änderte sich das.  

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Etwas auf dem Kerbholz haben.

Sich etwas zu Schulden kommen lassen

Noch bis ins 18. Jahrhundert hinein verwenden Händler Kerbhölzer zum Aufzeichnen von Schulden. Die Hölzer wurden in der Mitte gespalten. Ein Teil erhielt der Schuldner, eines der Händler. Die Anzahl der offenen Schulden wurden auf beiden Hölzern vermerkt. So wusste jeder jederzeit, wie viel er noch auf dem Kerbholz hatte. 

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Mit allen Wassern gewaschen.

Clever, gewitzt sein, sich auskennen

Die Redewendung geht zurück auf Matrosen mit großer Lebens- und Berufserfahrung. Also diejenigen, die schon alle sieben Weltmeere bereist und durchquert hatten. Sie waren mit den Wassern aller Meere gewaschen. 

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Auf den Hund gekommen.

Es geht jemand gar nicht gut

Mehrere Erklärungen sind möglich. Eine davon lautet, dass im Mittelalter Menschen auf dem Boden ihrer Geldtruhe einen böse drein blickenden Wachhund abgebildet hatten. Diebe sollten sich davor erschrecken. Und der Besitzer sollte sich selbst an mehr Sparsamkeit erinnern. 

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Blau machen.

Schule oder Arbeit schwänzen

Die Redewendung kommt ursprünglich von den Färbern, die einen „blauen Montag“ machten. Wollten sie Stoffe blau färben, wurden diese bereits sonntags ins Färbebad gelegt. Am Tag drauf musste die gefärbte Wolle dann an der Luft trocknen, weil sie erst so ihre Farbe entfaltete. Solange die Wolle trocknete und blau wurde, hatten die Färber nichts zu tun … und machten blau.  

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Den Kopf in den Sand stecken.

Augen vor etwas Unangenehmen verschließen, aufgeben

Angeblich kommt die Redewendung aus der Kolonialzeit und beruht auf einem Missverständnis zwischen Mensch und Tier. Damals beobachteten Europäer erstmals Strauße in Afrika. Diese senken bei Gefahr ihren Kopf so weit, dass der Rest des Körpers für den Feind wie ein Busch aussieht. Die Europäer glaubten, dass die Vögel ihre Köpfe in den Sand stecken, weil sie so glaubten, nicht gesehen zu werden. 

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Jemandem das Wasser abgraben.

Jemandes Position schwächen

Mittelalterliche Burgen waren von Wassergräben umgeben. Wollte man einen Sturmangriff wagen, musste man vorher jedoch mittels eines kleinen Kanals das Wasser aus dem Burggraben ablassen - das funktionierte am besten über einen kleinen Kanal, den man eigens dafür graben musste. 

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Ins Fettnäpfchen treten.

Einen peinlichen Moment haben

In früheren Zeiten hing neben dem Ofen oftmals ein Stück Speck. Durch die Hitze verlor der Speck Fett, das man in einem Topf auffing, um es noch weiterverarbeiten zu können. Musste man nachts in der Dunkelheit durch die Wohnstube gehen, konnte es schnell mal passieren, dass man im Dunkeln in den Fettnapf trat, ausrutschte und umfiel. 

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Ein X für ein U vormachen.

Jemanden täuschen, betrügen

Im lateinischen Alphabet steht das U für das V. Und das V ist zugleich das Zeichen für die Zahl 5, das X steht für die Zahl 10. Aus einem V lässt sich ganz leicht ein X machen. So werden auf einem Schuldschein ganz schnell anstatt 5 Geldstücke 10 Geldstücke. 

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Das Heft in der Hand halten

Macht haben, das Sagen haben, die Führung innehaben

Bei diesem Heft geht es eben grade nicht um ein Heft aus Papier, sondern um das Heft - also das Griffstück - einer Waffe. Wer das Heft plus freilich die Klinge in der Hand hält, der ist einem Unbewaffneten gegenüber deutlich überlegen. Er/sie hat also dann die Macht. 

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Die Flinte ins Korn werfen.

Aufgeben

Die Redewendung kommt mal wieder aus dem Militärdienst. Soldaten - insbesondere bezahlte Söldner - kapitulierten bei einem aussichtslosen Kampf lieber. Sie warfen ihre Waffe weg (also buchstäblich ins Korn). 

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Jemandem auf den Schlips treten.

Verärgern, kränken, beleidigen

Es geht dabei nicht um den Schlips im heutigen Sinne, sondern um die langen Enden der Gehröcke, also um die Rockschöße. Trat man einem Herrn auf den Schlips, trat man auf seinen Gehrock. Das konnte schon ziemlich ärgerlich sein, weil der dann ja dreckig wurde. 

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Alte Zöpfe abschneiden

Schluss mit dem Althergebrachten

Zurück in die Zeit der französischen Revolution 1789 geht diese Redewendung. Damals wurden den Adeligen die Zöpfe an den Perücken abgeschnitten, später mussten in der preußischen Heeresreform 1807 die  Soldatenzöpfe dran glauben. 

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Jemandem den Buckel runterrutschen.

Ausdruck der Ablehnung, des Missfallens

Das kommt aus dem frühen Mittelalter. Schilde hatten damals in der Mitte einen Metallbuckel. Im Kampf bildeten die Truppen einen Schildwall, die Feinde blieben bei einem Ansturm daran hängen und wurden von hinter den Schilden hockenden Speerträgern aufgespießt. Danach rutschten die toten Angreifer vom Buckel. Buckel als Synonym für Rücken ist erst später entstanden.  

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Arm wie eine Kirchenmaus.

Sehr arm sein

Im Gegensatz zum fetten Leben auf einem Bauernhof, war die ärmste Maus diejenige, die sich versehentlich in eine Kirche verirrt hatte. Denn dort gab es keine Speisekammer und damit auch nichts zu futtern für ein kleines Mäuschen. 

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Auf dem Präsentierteller sitzen.

Den Blicken aller ausgesetzt sein

In früheren Zeiten brachten die Dienstboten auf dem Präsentierteller die Visitenkarten der hohen Gäste zu ihrer Herrschaft. Alle Blicke ruhten auf demjenigen, der auf dem Präsentierteller saß. 

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In den April schicken.

Einen Scherz treiben

Das erste „April schicken“ soll aus dem Bayern des frühen 17. Jahrhunderts überliefert sein. Damals hieß die Redewendung noch: „Heut` ist der erste April, da schickt man den Narren wohin man will“. Der Begriff „Aprilscherz“ hingegen soll erst im 19. Jahrhundert aufgekommen sein. Eine noch frühere Überlieferung besagt, dass für den 1. April 1530 ein Münztag geplant gewesen war. Der Münztag sei allerdings ausgefallen, Spekulanten verloren ihr Geld und wurden als Narren ausgelacht.

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Aus dem Nähkästchen plaudern.

Geheimnisse ausplaudern

Angeblich geht diese Redewendung darauf zurück, dass Frauen früher kleine geheime Gegenstände oder insbesondere Liebesbriefe in ihrem Nähkästchen versteckten. Trafen sie sich mit anderen Frauen zum Nähen, holten sie die Briefe aus dem Kästchen und plauderten darüber. 

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Alter Schwede.

Ausruf des Respekts

Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Preußen, holte sich bei altgedienten schwedischen Soldaten Hilfe, als er sein Heer reformieren und aufpolieren wollte. Seinen eigenen Leute traute er das angeblich nicht zu. Stattdessen holte er sich schwedische Unteroffiziere in seinen Dienst, um die Rekruten auszubilden. Aufgrund ihrer Strenge nannten die Rekruten ihre Ausbilder „Alte Schweden“. 

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Sich etwas hinter die Ohren schreiben.

Sich etwas gut merken, einprägen

Das geht auf einen alten Rechtsbrauch aus dem Mittelalter zurück. Damals gab es so genannte „an den Ohren gezogene Zeugen“, wenn ein Vertrag abgeschlossen wurde. In die Ohren kneifen, Ohrfeigen oder eben an den Ohren ziehen, sollte dazu beitragen, dass die Zeugen sich möglichst lange an den Vertrag erinnerten. 

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Einen Zahn zulegen.

Schneller machen

In mittelalterlichen Küchen wurde über dem offenen Feuer gekocht. Um die Hitze regulieren zu können, hingen so genannte „Kräuel“ über der Kochstelle. An diesen Metallplatten mit großen Zacken konnte der Abstand der Töpfe zum Feuer reguliert werden. Wenn es schneller gehen sollte, hängte man den Topf einen Zacken tiefer/legte einen Zahn zu.

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Jemandem einen Korb geben.

Ablehnen, abweisen

Der Überlieferung nach wurde ein Verehrer abgewiesen, indem die Dame ihm einen Korb ohne Boden übergab. In mittelalterlichen Komödien zog die Umworbene den unerwünschten Liebhaber in einem Korb zu sich empor, wobei der Korb aber keinen Boden hatte und er unsanft auf dem Boden landete.

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Das geht auf keine Kuhhaut.

Das geht gar nicht, ist zu viel

Die Redewendung stammt wie so viele noch aus dem Mittelalter. Der Überlieferung nach dachte man damals, dass der Teufel eine Liste der Sünden eines jeden Menschen besitzt. Und die hatte er auf Pergament notiert, damals aus Ziegen oder Kuhhaut gefertigt. Passte eine Sündenliste nicht auf eine (sehr große) Kuhhaut, der musste schon ein übler Schlingel sein.

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Auf den Nägeln brennen.

Es eilt, ist dringlich

Angeblich geht die Redewendung darauf zurück, dass sich im Mittelalter Mönche kleine Kerzen >auf< die Fingernägel klebten, um in der Frühmesse mehr Licht zu haben. Je länger die Messe ging, desto unangenehmer - desto mehr sollte der Pfarrer sich eilen, mit seiner Predigt fertig zu werden.

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In der Kreide stehen.

Schulden haben

Ursprünglich kommt die Redewendung daher, dass Wirte die Schulden ihrer Stammgäste auf einer Kreidetafel notierten. Damit standen die Gäste in der Kreide.