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Aus der Krise gefräst Kurzarbeit und Qualifizierung

Warum Stephan Graff und Roman Herforth von Kurzarbeit im Betrieb profitieren

Stephan Graff (l.) steht mit seinem Mitarbeiter Roman Herfurth an einer CNC-Fräsmaschine, die jetzt beide bedienen können. Für die Kursus-Kosten für seinen Angestellten hat der Inhaber des Betriebs 80 Prozent Zuschuss erhalten. | © FOTO: SARAH JONEK

Stephan Graff (l.) steht mit seinem Mitarbeiter Roman Herfurth an einer CNC-Fräsmaschine, die jetzt beide bedienen können. Für die Kursus-Kosten für seinen Angestellten hat der Inhaber des Betriebs 80 Prozent Zuschuss erhalten. | © FOTO: SARAH JONEK

10.07.2009 | 10.07.2009, 00:00

Bielefeld. Als Stephan Graff vor zweieinhalb Jahren einen Fertigungsbetrieb in Heepen übernahm, hatte er ein Problem. Zu viele Aufträge, die er und seine Mitarbeiter kaum bewältigen konnten. "Und gute Leute waren kaum noch zu kriegen." Heute hat Stephan Graff andere Probleme, die Auftragslage ist in den Krisenzeiten stark zurück gegangen, er hat für seinen Betrieb Kurzarbeit angemeldet. Und doch hat er das erste Problem lösen können: Mit einem Zuschuss für die Qualifizierung eines Mitarbeiters, den es nur gab, weil der Betrieb Kurzarbeit angemeldet hat. Damit sei er nun gut gerüstet für die Zukunft, die Zeit nach der Krise.

Roman Herforth ist dieser nun weiterqualifizierte Mitarbeiter. Der gelernte Betriebsschlosser hat einen Lehrgang hinter sich, der ihn befähigt, eine CNC-Maschine zu bedienen. Bei Graff Fertigungstechnik werden Aufträge für Kunden erledigt, die gefräste oder gedrehte Maschinenteile, Achsteile oder Stutzen, aber auch Armaturen bestellen.

An einer CNC-Maschine lassen sich die Aufträge eingeben, die Maschine setzt so computergesteuert um, was der Kunde wie und in welcher Form beispielsweise gefräst haben möchte. "Wir bekommen Zeichnungen von Kunden zur Verfügung gestellt und danach fräsen wir die Teile", erklärt Stephan Graff. Roman Herforth wollte die Qualifikation "schon lange machen". Ohne CNC läuft heutzutage kaum noch was in der Fertigungsbranche, sein Chef hatte nach der Übernahme des Betriebs entsprechend investiert, die neue Maschine angeschafft.

Ein Kollege von Roman Herforth hat bereits einen CNC-Schein, jetzt gibt es zwei Angestellte mit dieser Qualifikation. Rund 80 Prozent der 18.000 Euro Seminarkosten für den zweimonatigen Kursus gibt es aus einem Fördertopf des Europäischen Sozialfonds.

Ob Stephan Graff die Kosten hätte komplett übernehmen können, ist fraglich. Eine Alternative zu diesem CNC-Kursus habe es aber nicht gegeben. "Man muss die eigenen Leute so qualifizieren, dass sie die Arbeit erledigen können", sagt der 40-Jährige. Dass bald auch wieder mehr Arbeit anfällt, davon ist er überzeugt. Vielleicht ab Herbst schon wieder ein bisschen mehr, im Frühling aber bestimmt. Und dann hat er eine Mannschaft, mit der er auch Spitzenzeiten gut bewältigen kann. Für den Leiter der Arbeitsagentur, Thomas Richter, ist der Heeper ein gutes Beispiel. Denn der Mangel an Facharbeitern sei abzusehen - das ist dann "die Krise nach der Krise". Und Stephan Graff ist gewappnet.