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Reisebericht von 1872 Wilhelmshaven hinterließ trübseligen Eindruck trotz „vieler begabter Kräfte“

Dirk Adena hat in Heppens vieles über die Firmengeschichte gesammelt. Beim Sichten des Nachlasses seiner Eltern entdeckte er jetzt einen alten Zeitungsband von 1872, darin ein Reisebericht über Wilhelmshaven.

Dirk Adena hat in Heppens vieles über die Firmengeschichte gesammelt. Beim Sichten des Nachlasses seiner Eltern entdeckte er jetzt einen alten Zeitungsband von 1872, darin ein Reisebericht über Wilhelmshaven.

Dirk Gabriel-Jürgens

Wilhelmshaven - Dirk Adena sichtet aufmerksam den Nachlass in seinem Heppenser Elternhaus. Bücher, Ordner, Briefe, Zeichnungen, Kataloge. „Vier Räume voller Material! Zehn Jahre habe ich mir das alles nicht angeschaut, nun bin ich seit vier Jahren am Sortieren.“ Der 79-jährige Unternehmer – mit einem Mitarbeiter betreibt er nach wie vor eine Möbelwerkstatt – nimmt jedes Stück in die Hand und schaut genau hin. „Dabei habe ich diesen alten Zeitungsband von 1872 gefunden. Der ist in Stuttgart veröffentlicht worden, wo seinerzeit Verwandtschaft gewohnt hat“, erklärt er. „Beim Blättern bin ich dann auf ,Ein Tag in Wilhelmshafen’ gestoßen, ein Reisebericht über anderthalb Seiten! Ich finde das höchst erstaunlich, denn ansonsten wird in dieser Zeitung noch über Berlin, Wien, London, Paris und New York geschrieben.“

Der erste Eindruck war ernüchternd

Der Autor des Reiseberichtes wird mit S. Dalhof angegeben. Er reiste im Juli 1871 mit der Bahn von Oldenburg an die Jade, um sich über den neuen Kriegshafen des Deutchen Kaiserreiches zu informieren. Zur Erinnerung: Erst 1867 war die Bahnlinie nach Wilhelmshaven fertig gestellt und 1870 die ersten Hafenanlagen mit Bauhafen, Kanal und Schleuse geflutet worden. „Es war ein unendlich trübseliger Eindruck, den diese ,emporblühende Hafenstadt’ auf mich machte“, schildert Dalhof seine Ankunft. „Die Seiten der Straßen hat man versucht, mit Bäumen zu bepflanzen, doch zeugte ihr schräger Wuchs und die wegen des starken Seewindes nur nach einer Seite gewachsenen wenigen Äste von ihrem kümmerlichen Fortkommen.“

Der Autor berichtet im Folgenden von den Hintergründen des preußischen Kriegshafens an der Jade und den vielen Schwierigkeiten, die mit dem Bau der Hafenanlagen, Deiche und Molen verbunden sind. Nach dem düsteren Wolkenhimmel und schlechten Eindrücken bei der Anreise heiterte sich die Stimmung Dalhofs auf: „Als ich am anderen Morgen den Kopf zum Fenster hinaussteckte, war ich angenehm überrascht, in den schönsten blauen Himmel hinaufschauen zu können. (...) auf der breiten sauberen Klinkerstraße, die einen beinahe freundlichen Eindruck machte, zogen Trupps von Marinesoldaten, Matrosen und Hafenarbeitern in ihrem Sonntagsstaat vorüber in die nahe Kirche, deren Glockengeläut vernehmlich durch die klare frische Morgenluft in mein Ohr drang.“

Fachkundiger Beamter zeigt Reporter die Stadt

Als kundiger Stadtführer wurde ihm ein höherer Beamter vermittelt, der leider namentlich nicht erwähnt wird. Der zeigte ihm nicht nur sämtliche Groden, Deiche und Hafenanlagen, sondern berichtete fachkundig auch von der bewegten Geschichte dieser Küstenregion mit ihren standhaften Friesen, die sich manch einem Angreifer, aber kaum der vielen mächtigen Sturmfluten zu erwehren wussten. Beim gemeinsamen Rundgang spielt in den Schilderungen das wechselhafte Wetter mit Schauern eine wichtige Rolle. Bei schönem Wetter, so heißt es unter anderem, könne man „auch die ferne Mellumplatte sehen, die einst ein stolzes Schloss getragen“. Die Reste des alten Banter Friedhofs beschreibt der Reisende als Insel im Jadebusen.

Am Abend traf der reisende Reporter weitere Beamte der Bauverwaltung und Offiziere zum Austausch. „Alle stimmten überein in den Klagen über das ungesunde Klima, über die teuren und schlechten Lebensmittel und über die Isoliertheit von der gesamten zivilisierten Welt.“ Der Autor freilich nennt einen großen Vorzug Wilhelmshavens: man finde hier im kleinen Kreis viele begabte Kräfte des preußischen Staates konzentriert und das anregende geistige Leben und Treiben entschädige doch für manch eine Unbequemlichkeit.


140-jährige Geschichte der Firma Adena

Dirk Adena ist gelernter Tischler und studierter Innenarchitekt. Bis vor etwas mehr als zehn Jahren führte er das Einrichtungshaus Adena in vierter Generation. Mit dessen Schließung ging eine über 140-jährige Firmengeschichte zu Ende. Adenas Urgroßvater August Adena hatte 1869 in Heppens eine Tischlerei eröffnet, dem 1935 ein Möbelhaus folgte. Der Umzug dieses Möbelhauses an den Theaterplatz erfolgte Ende der 1950er Jahre. Das Gebäude ist längst abgerissen worden und nur eine Brache erinnert an den Standort. Ein Modell in Adenas Ausstellung erinnert an das damals kühne Innendesign des Einrichtungshauses. Das kleine Museum in den ehemaligen Werkstatträumen hat der 79-Jährige zum 150. Stadtgeburtstag erstmals öffentlich gezeigt. Auf Anfrage öffnet Dirk Adena es für Interessierte.

Michael Halama
Michael Halama Lokalredaktion, Wilhelmshavener Zeitung
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