Bei der Pensionskasse spart man vor allem für sich selbst – aber dies ist der Hälfte der Bevölkerung gar nicht bewusst

Die zweite Säule der Altersvorsorge hat ein Imageproblem. Das lässt die jüngste Umfrage vermuten. Über die Hälfte der Befragten zählt das Altersguthaben in der beruflichen Vorsorge nicht zum eigenen Vermögen. Und jeder Zweite wertet die Lohnabzüge als Gebühr oder Steuer.

Hansueli Schöchli
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Für die Finanzplanung nach der Pensionierung ist viel Rechenarbeit gefragt.

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In der Altersvorsorge gibt es laut Theorie drei Säulen: die Privatvorsorge, die als dritte Säule gilt, und die beiden staatlich verordneten Säulen. In der ersten Säule – der AHV – zahlen die heutigen Erwerbstätigen für die heutigen Rentner. Die AHV ist populär, weil die Mehrheit deutlich mehr Geld herauszieht als einzahlt, aber dies so gut versteckt ist, dass man sich einreden kann, seine Rente voll verdient zu haben. In der zweiten Säule – der beruflichen Vorsorge – spart man im Prinzip für sich selber. Auch in der beruflichen Vorsorge gibt es versteckte Umverteilungen, doch immerhin hat jeder Versicherte bei seiner Pensionskasse im Prinzip sein eigenes Sparkonto. Auf dieses fliessen die regelmässigen Lohnbeiträge von Arbeitnehmer und Arbeitgeber.

Aber vielen Leuten scheint dies nicht bewusst zu sein. Darauf deuten die am Mittwoch publizierten Ergebnisse einer «repräsentativen» Umfrage des Forschungsinstituts Sotomo unter rund 1600 Personen im Auftrag der Vita-Sammelstiftungen und der Zürich-Versicherung. Gemäss dieser Umfrage betrachtet nur knapp die Hälfte die für die berufliche Vorsorge abgezweigten Lohnprozente als «Investition in mein Alterskapital». Die andere Hälfte betrachtet diese Lohnabzüge als «Gebühr» oder als generellen «Beitrag zur Sicherung der Renten in der Schweiz».

Einigermassen logisch erscheint denn auch, dass nur 43 Prozent der Befragten ihr Altersguthaben in der beruflichen Vorsorge als Bestandteil des eigenen Vermögens betrachten. Die Tendenz nach Altersgruppen ist klar und kann kaum überraschen: Je jünger die Befragten sind, desto weniger betrachten sie das Altersguthaben als eigenes Vermögen.

Gemäss den Antworten scheint also etwa die Hälfte der Bevölkerung die berufliche Vorsorge als eine Art zweite AHV zu sehen, bei der man nicht für sich selber spart. Gleichzeitig gab allerdings nur ein Drittel der Befragten klar an, von der Umverteilung von Erwerbstätigen zu Rentnern in der beruflichen Vorsorge schon gehört zu haben. Und 63 Prozent bejahten eine Suggestivfrage zur Umverteilung: «Ist eine Umverteilung der Zinsen Ihres BVG-Kontos unfair?»

Die Zahlen zur Definition des privaten Vermögens sind allerdings zu relativieren. So betrachteten selbst bei den privaten Konti für die Säule 3a (gebundenes Alterssparen) nur 60 Prozent die Guthaben als Bestandteil des eigenen Vermögens, und sogar bei Anlagen wie Aktien und Obligationen waren es lediglich 69 Prozent. Möglicherweise denken manche Leute bei solchen Vermögensteilen zum Teil auch schon an ihre Erben.

Eine weitere Erkenntnis aus der Umfrage: Die Bedeutung der beruflichen Vorsorge wird unterschätzt. So schätzten die Befragten die Bedeutung der AHV für die eigene finanzielle Absicherung im Alter als wesentlich grösser ein als die Bedeutung der beruflichen Vorsorge, obwohl gemessen an der Höhe der Bezüge in Form von Altersrenten und Kapitalauszahlungen das Gegenteil zutrifft.

Mehr von Hansueli Schöchli (hus)

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