Ein Grossbrand in einem Flüchtlingslager in Bangladesh hat rund
12 000 Rohingya-Flüchtende obdachlos gemacht. Unfall oder Sabotage?
Dicker schwarzer Rauch steigt am Sonntagnachmittag über dem Rohingya-Camp im Bezirk Cox’s Bazar im Südosten Bangladeshs auf. Flammen verschlingen die einfachen Bambus-Hütten. Lagerbewohner versuchen mit einem Wasserschlauch das Feuer zu bändigen, doch sie sind machtlos.
Beim Brand im überfüllten Flüchtlingslager in Bangladesh sind am Sonntag mindestens 2000 provisorische Unterkünfte niedergebrannt. 12 000 Rohingya-Flüchtlinge seien obdachlos geworden, schrieb das Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen auf Twitter. Spitäler und Bildungseinrichtungen seien durch den Brand zerstört worden. Berichte über Verletzte oder Tote gibt es noch nicht.
Das Feuer war am Sonntagnachmittag ausgebrochen und hatte sich schnell durch die Unterkünfte gefressen, die aus Bambus und Planen bestehen. So sagte es ein lokaler Beamter. Die Feuerwehr brauchte drei Stunden, um den Brand unter Kontrolle zu bringen. Am Folgetag zeigten Bilder das Ausmass der Zerstörung.
Bewohner und Helfer stocherten durch das verkohlte Gebiet, in dem das Feuer nur Metallstangen und Wellblechdächer übrig liess. Sie suchten nach ihren Habseligkeiten.
Das Flüchtlingslager im südöstlichem Grenzbezirk Cox’s Bazar ist in 34 Camps unterteilt und erstreckt sich über 3000 Hektaren. Zusammen bilden die Camps das grösste Flüchtlingslager der Welt. Mehr als eine Million Rohingya leben dort.
Angesichts der prekären Bedingungen im ohnehin überfüllten «Megacamp» werde es schwierig sein, die vom Brand betroffenen Menschen umzusiedeln, sagte Hardin Lang, der Vizepräsident von Refugees International, der BBC. Lang bemängelte, dass die überfüllten und verwahrlosten Lager schon lange anfällig für Brände seien.
Im riesigen Flüchtlingslager von Cox’s Bazar ist es schon in der Vergangenheit zu verheerenden Bränden gekommen. Im März 2021 sind mindestens 15 Menschen getötet und 50 000 vertrieben worden, als sich ein Feuer über mehrere Lagerabschnitte erstreckte. Ein im Februar veröffentlichter Bericht des Verteidigungsministeriums von Bangladesh zeigt, dass in den Rohingya-Lagern zwischen Januar 2021 und Dezember 2022 222 Feuervorfälle gemeldet wurden. Darunter 60 Fälle von Brandstiftung.
Eine Untersuchung solle nun zeigen, ob es sich beim jüngsten Grossbrand um Sabotage oder einen Unfall handelt. Dies sagte ein örtlicher Behördenmitarbeiter am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Lokale Medien berichteten, dass ein Mann festgenommen worden sei.
Die meisten Rohingya, die im Flüchtlingslager leben, waren 2017 aus ihrer mehrheitlich buddhistischen Heimat Myanmar geflohen, als das Militär eine Offensive gegen muslimische Minderheiten startete. Die Vereinten Nationen bezeichnen die Verfolgung als Völkermord. Bangladesh hofft, dass die Rohingya bald nach Myanmar zurückkehren. Bisher sind mehrere Versuche zur Rückführung der Geflüchteten in ihre Heimat wegen Sicherheitsbedenken gescheitert.