Weiden in der Oberpfalz
21.07.2017 - 20:00 Uhr

Fritz Thiem und Max Bresele beim Kunstverein Weiden: Nach Jahren wieder vereint

"23 Jahre später treten sie wieder gemeinsam auf", freut sich Wolfgang Herzer bei der Eröffnung der aktuellen Ausstellung im Kunstverein Weiden. Die Rede ist von den Oberpfälzer Künstlern Fritz Thiem und Max Bresele.

Im Hauptraum steht der berühmte Block-Tisch mit den Stühlen aus Kistchen-Brettern, die in Max Breseles Möbellager in Schwarzhofen gesichert werden konnten. Um die Tischgruppe hängen Texte von Zeitzeugen.

Herzer gibt zu: "Eigentlich sollte es eine reine Fritz-Thiem-Schau werden." Doch der hat ihn dazu bewegt, eine gemeinsame Ausstellung mit Werken von Max Bresele zu machen. Das "Weidener Urgestein" Thiem ist 1939 geboren, studierte in Paris und München. Das Fundament seiner Kunstwerke ist die sprachphilosophische Reflexion. Der Künstler arbeitet seit längerem mit der Linolschnitt-Technik. Damit erzeugt er graphische Reize.

Teile seiner ausgestellten Arbeiten sind Reproduktionen. Er verwendet unter anderem Wörter und Gekritzel von alten Einkaufszetteln. "Ein Brückenschlag zwischen Hochkunst und Alltag", sagt Herzer. Thiems Werke wirken setzkastenartig. Mehrere Bilder zeigen scheinbar chaotische Linien, andere rasterartige Kreuzworträtsel. "Die Wörter ergänzen sich gegenseitig, obwohl sie sich überkreuz sind", kommentiert der Künstler. Viele Arbeiten sind in schwarz-weiß gehalten. Andere durchaus farbenfroh. Die Elemente sind mal Hieroglyphe, mal Buchstabe oder orientalische Schrift. Der Künstler erklärt, die Schriftarten "relativ mühsam" zu erarbeiten.

Krempel und Kunst

Max Bresele (1944-1998) war ein wichtiger Vertreter der Kunstszene in der Oberpfalz. Der Kunstverein kümmert sich seit vielen Jahren um seinen Nachlass. Nun wurde in den Galerieräumen das "Museum Max Bresele" eröffnet. In seinen Wohn- und Arbeitsräumen in Uckersdorf nutzte der Künstler nicht nur konventionelle Mittel zur Erschaffung seiner Werke, sondern auch Müll. Jeglichen Abfall menschlichen Lebens. "Krempel und Kunst. Genie und Wahnsinn" sind Stichworte, die Matthias Loew als erstes in den Sinn kommen bei der Betrachtung von Breseles Werken. Er eröffnet die Vernissage in Vertretung des Bürgermeisters.

Als ein "Museum von unten. Museum im Werden, ein Projekt" bezeichnete Vorsitzender Herzer das neue Museum. Kunstobjekte, um es zu füllen, gäbe es genug. "Vielleicht an die 1000 Exponate, sie wurden 1998 vor der Entsorgung mittels der Müllverbrennungs-Anlage Schwandorf gerettet." In diesem Zusammenhang dankte Herzer der Familie Hammer aus Etzenricht, die damals einen "Schutzraum" für mehrere Lkw-Ladungen mit Bresele-Kunstwerken bot. Für sein Engagement wurde der Kunstverein mit dem Kulturpreis des Bezirks ausgezeichnet.

Im Fokus der Ausstellung steht besonders die Bresele-Zeit der 1980er und 90er Jahre als sich der Künstler intensiv als Atomenergiegegner engagierte. Wegbegleiter Breseles haben ihre Erinnerungen an den Künstler niedergeschrieben. Diese Texte hängen im Hauptraum des Kunstvereins und geben einen sehr persönlichen und intensiven Blick auf die Person Bresele frei. Eine der Erinnerungen an den Textwänden stammt von Thiem.

Der Zeit voraus

1994 stellten die beiden Künstler unter dem Titel "... auch ein Kreuzzug" in der Max-Reger-Halle aus. "Sie waren aus heutiger Sicht ihrer Zeit voraus", betont Herzer. "Das Künstler-Duo demonstrierte eine spezifische ökologische Sensibilität, die im Kampf der Region Oberpfalz gegen den Bau der Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf in den Jahren 1982 bis 1988 auf dem Boden konkreter Erfahrung herangereift war."

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Die Ausstellung läuft noch bis Freitag, 28. Juli. Geöffnet ist Sonntag von 14 bis 18 Uhr sowie Donnerstag bis Samstag von 21 bis 24 Uhr. Eingang durch das Vereins-Lokal "Neues Linda".

Immer wieder toll, in einen solchen Fundus an Wissen und Gereiftheit einzutauchen.Wolfgang Herzer über Fritz Thiem
 
 

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