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Klinik-Leiter zwacken Corona-Impfstoff für sich ab - Haben sie zudem Familienmitglieder geimpft?

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Corona-Skandal in der Werner-Wicker-Klinik: Zwei Klinikleiter sollen Impfstoff abgezwackt haben.
Corona-Skandal in der Werner-Wicker-Klinik: Zwei Klinikleiter sollen Impfstoff abgezwackt haben. © Jörg Schade

Zwei Klinikleiter sollen in Hessen Corona-Impfstoff für sich genutzt haben, ohne die Impfreihenfolge zu beachten. Kliniksprecherin Julia Gäck bestätigte den Vorwurf.

Bad Wildungen-Reinhardshausen – Beim Impfstart mit dem Covid-19-Impfstoff an der Werner-Wicker-Klinik in Reinhardshausen sollen die beiden Klinikleiter Dosen mit dem Serum dem Personal vorenthalten und für sich genutzt haben. Beide wurden nach Bekanntwerden dieser Vorwürfe von ihrer Arbeit frei gestellt.

Kliniksprecherin Julia Gäck bestätigte den Vorwurf gegenüber der Waldeckischen Landeszeitung. Sie nannte aber keine konkreten Zahlen. „Diesen Vorfall bedauern wir zutiefst. Das entspricht auf keinen Fall der Art und Weise unseres Umgangs und des Leitbildes.“

Insgesamt 120 Impfdosen wurden zum Impfstart an das orthopädische Schwerpunktklinikum (290 Betten) geliefert. In der 1978 gegründeten Klinik für Patienten mit Erkrankungen rund um die Wirbelsäule sind 906 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beschäftigt.

Corona-Krise in Hessen: Klinikleiter sollen mindestens zwei Impfdosen abgezwackt haben

Weil Corona-Impfstoff überall knapp ist, wird generell nach der bekannten Priorisierung geimpft. Zu den Gruppen, die vorrangig die Schutzimpfung gegen das Coronavirus erhalten sollen, gehört medizinisches Personal, das in vorderster Front gegen das Virus kämpft.

Sprecherin Julia Gäck bestätigte, das mindestens zwei Corona-Impfdosen aus der Lieferung abgezweigt wurden. Man gehe außerdem Hinweisen nach und prüfe, ob möglicherweise auch Familienmitglieder der beiden Verwaltungsleiter mit dem für die Werner-Wicker-Klinik bestimmten Serum geimpft wurden, sagte die Kliniksprecherin.

Nach Corona-Skandal: Die schweren Vorwürfe sollen genau geprüft werden

„Wir werden die gesamte Angelegenheit sehr genau prüfen,“ kündigte die Marketingmanagerin gegenüber der Waldeckischen Zeitung an. Es gehe um personalrechtliche Konsequenzen und um Transparenz.

Durch das Gesundheitsamt des Landkreises Waldeck-Frankenberg sind Kontrollen von Dokumentationen über die Corona-Impfungen in den Kliniken nach Angaben von Pressereferentin Ann-Katrin Heimbuchner nicht vorgesehen.

Corona-Impfungen sollen gemäß der Impfverordnung durchgeführt werden

„Die Kliniken wurden durch das Land Hessen darauf hingewiesen, dass Impfungen gemäß der in der Impfverordnung festgelegten Priorisierung zu erfolgen haben,“ teilte die Sprecherin des Landkreises weiter mit. Die Verantwortung für die Einhaltung der Priorisierung liege bei den Kliniken, erläuterte sie.

Auf Nachfrage sagte Ann-Katrin Heimbuchner: „Die Impfverordnung sieht aktuell bei Verstößen keine Sanktionen vor.“

Der Krankenhausbetrieb in der Werner-Wicker-Klinik in Reinhardshausen läuft wie gewohnt weiter, betont Marketingmanagerin Julia Gäck. „Für die kommissarische Leitung wurde ein erfahrener Mitarbeiter aus der Klinikgruppe eingesetzt.“ Die Wicker-Klinik baut derzeit ihr Angebot in Reinhardshausen weiter aus. Allein 30 Millionen Euro investiert der Klinikbetreiber in einen Erweiterungsbau. (Cornelia Höhne) *hna.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerkes.

Einen ähnlichen Vorfall gibt es in Fulda: Die Präsidentin des DRK Fulda hat sich laut hr-Recherchen in einem Altenheim impfen lassen, obwohl sie nicht zu der entsprechenden Priorisierungsgruppe gehört, berichtet die Fuldaer Zeitung. Dem widerspricht die Präsidentin in einer Stellungnahme. Klinik-Mitarbeiter in ganz Deutschland ringen unter Infektionsgefahr um das Leben ihrer Patienten. Nun sollen sie wohl eine besondere Anerkennung erhalten. Die Corona-Zahlen in Deutschland sind weiter rückläufig. Politiker diskutieren immer stärker über mögliche Lockerungen.

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