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In Australien oder Brasilien

Warum es manchmal Spinnen „regnen“ kann

Viele Madagaskar-Seidenspinnen sitzen in riesigen Netzen, die den Himmel bedecken
Unter Spinnenregen versteht man das massenhafte Auftreten von Webspinnen, die „wie Regen“ den Himmel bedecken. Es gibt aber noch ein zweites Phänomen mit diesem Namen, bei dem sogar Millionen Tiere vom Himmel fallen Foto: eugenesergeev/Getty Images
Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

02.04.2024, 14:04 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Was hier wohl eine Massenpanik auslösen würde, ist in Australien oder Brasilien ein immer wieder auftretendes Naturschauspiel. Dabei „regnen“ tausende – manchmal sogar Millionen – Spinnen vom Himmel. PETBOOK erklärt, was hinter dem Spinnenregen steckt und wie das Phänomen zustande kommt.

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Schrecklich oder faszinierend … oder wahrscheinlich beides. Spinnenregen ist ein recht seltenes Phänomen, bei dem tausende – manchmal sogar Millionen – von Spinnen durch die Luft auf die Erde schweben. Dabei können sie in Höhen von bis zu 5000 Metern unterwegs sein und mehrere hundert Kilometer zurücklegen. Jeder, der diesem Naturschauspiel schon einmal beiwohnen durfte, war sicher zunächst verwirrt, denn normalerweise fliegen die Achtbeiner nicht einfach durch die Luft. Wie kommt es also zu dem Spinnenregen?

Was ist Spinnenregen?

In der Regel bezeichnet man mit dem Begriff ein eher seltenes Phänomen, bei dem Spinnen nahezu in Schwärmen vom Himmel „regnen“. In der Wissenschaft ist dieses Ereignis auch unter dem Begriff „Mass ballooning“ bekannt. Denn die Achtbeiner fallen nicht einfach – sie gleiten mithilfe ihrer Spinnfäden, die sie wie einen kleinen Ballon über sich aufspannen, durch die Luft.

Sobald die Tiere landen, lassen sie ihre „Ballon-Netze“ hinter sich. Diese überziehen die Landschaft samt Häusern, Straßenschildern und Gärten in einen seidenen Teppich, der auf den ersten Blick an Schnee erinnert.

Es gibt aber noch ein zweites Phänomen mit dem Namen Spinnenregen, das vor allem in Brasilien auftritt. Dort lebt die soziale Spinnenart Anelosimus eximius. Die Tiere sitzen oft gemeinsam in großflächigen Netzen, in einer Höhe von bis zu 20 Metern. Schaut man nach oben, kann man den Eindruck bekommen, es würde Spinnen „regnen“. Zudem kann es vorkommen, dass die Tiere bei starkem Wind oder Sturm aus ihren Netzen geweht werden und vom Himmel fallen.

Auch interessant: Diese Spinnen bauen die größten Netze der Welt

Wann kommt es zu Spinnenregen?

Zu Spinnenregen kommt es vor allem nach heftigen Regenfällen. Forscher vermuten, dass die Tiere dann in Baumwipfel flüchten, um nicht zu ertrinken. Nach dem Unwetter machen sich die Achtbeiner dann wieder auf den Weg nach unten. Dafür nutzen sie ihre Spinnenseide wie eine Art Fallschirm und lassen sich vom Wind tragen. Es handelt sich also um eine Art Überlebensstrategie, die nicht nur nach Fluten, sondern auch bei Waldbränden auftreten kann.

Eine andere Erklärung ist, dass es sich um eine Art Massenwanderung handelt. Vor allem für junge Spinnen ist es üblich, sich mit dem Wind in neue Gebiete tragen zu lassen und so weite Strecken zurückzulegen. Dafür gilt es, den richtigen Zeitpunkt abzupassen. Dabei orientieren sich die Spinnen nicht nur an Wind und Wetter, sondern auch am Magnetfeld der Erde.

Erst wenn die Bedingungen optimal sind, heben sie ab. Da in der Natur viele Spinnenarten jahreszeitbedingt oft gleichzeitig schlüpfen, vermuten Forscher, dass dies dazu führt, dass an bestimmten Tagen viele Jungspinnen gleichzeitig durch die Lüfte fliegen.

Wo gibt es Spinnenregen?

Spinnenregen treten vor allem in Australien auf. Hier kommt es regelmäßig zu diesem kuriosen Phänomen wie zuletzt Ende März 2024. Das berichteten gleich mehrere Medien, wie das Magazin „National Geographic“. Aber auch in anderen Ländern kann es Spinnen „regnen“. So wurde das Phänomen auch schon in den USA und sogar Großbritannien beobachtet – allerdings tritt es dort sehr selten auf.

Übrigens bewegen sich auch viele Spinnenarten in Deutschland mithilfe des „Ballonings“ fort. Allerdings geschieht dies in einem kleinen Umfang, sodass wir meistens nicht viel davon mitbekommen.

Ein Feld in Devon (England), was mit Spinnenfäden überzogen ist.
Spinnenregen können in seltenen Fällen auch in Ländern wie England auftreten. Hier ein Feld der Grafschaft Devon, dass mit Spinnenfäden überzogen ist Foto: Getty ImagesGetty Images/Mypurgatoryyears

Welche Spinnenarten „regnen“ vom Himmel?

Wer beim Spinnenregen jetzt an Vogelspinnen denkt, die massenweise vom Himmel fallen, kann beruhigt sein. Das Phänomen betrifft vor allem Jungtiere. Bekannt ist dies etwa von Baldachinspinnen oder Radnetzspinnen, zu denen zum Beispiel die Kreuzspinne gehört. Aber auch junge Wolfsspinnen lassen sich mit ihren Fäden durch die Luft treiben.

Lange Zeit nahm man an, dass nur junge Spinnen dazu in der Lage seien, da ältere Exemplare einfach zu schwer sind. Doch Wissenschaftler konnten 2018 in einer Studie nachweisen, dass auch größere Exemplare mit einem Gewicht von bis zu 5 Milligramm durch die Luft gleiten können. Zum Vergleich: Eine ausgewachsene Kreuzspinne wiegt etwa 20-mal so viel. Es handelt sich also trotzdem noch um vergleichsweise kleine Achtbeiner.

Ist Spinnenregen gefährlich?

Da das Phänomen eher kleine Spinnenarten betrifft, die durch die Lüfte gleiten, besteht für Menschen keine Gefahr. Vorausgesetzt man leidet nicht unter einer Arachnophobie – also einer Angst vor Spinnen oder deren Netzen.

Manchmal kann es jedoch passieren, dass die schiere Masse an Spinnenseide, die mit den Tieren vom Himmel fällt, Ernten schädigen kann, weil die Pflanzen nicht mehr genügend Licht bekommen.

Dafür hat der Spinnenregen aber auch gute Seiten: Viele der Spinnen, die plötzlich in Massen auftreten, bilden eine willkommene Nahrung für Vögel. Zudem sorgt die Fähigkeit der Tiere, weite Distanzen per Luftstrecke zurückzulegen dazu, dass Spinnen zu den ersten Tieren gehören, die Gegenden nach Bränden oder Flutkatastrophen wieder besiedeln.

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Quellen

Themen Spinnen
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