Im Stall ist die Aufregung mal wieder groß: Ein unbekanntes Objekt wurde gesichtet! Genauer gesagt, ein Eimer. Warum der Gegenstand völlig zurecht für viel Wirbel sorgt, verrät Pferd Civa in dieser Ausgabe ihrer monatlichen Kolumne.
Heute melde ich mich mit einer absoluten Sensation aus dem Stall – und einer damit einhergehenden lautstarken Beschwere. Wir haben nämlich etwas neues bei uns. Und das ist gar nicht gut. Denn das war so nicht abgesprochen und hat auch fast jedem Pferd im Stall einen riesigen Schreck eingejagt. Die Rede ist von einem großen Eimer.
Natürlich ist mir klar, dass Menschen immer gerne alles schön haben wollen und statt die Blumen da zu lassen, wo sie hingehören, nämlich auf der Wiese, diese gerne in Eimern vor irgendwelche Türen stellen. Es ist ja nicht so, dass wir Pferde absichtlich immer wieder Luftsprünge machen, weil sich Dinge verändern. Viel mehr ist es so, dass den Menschen anscheinend nicht so viel daran liegt, mit uns ganz entspannt Hand in Hand durch den Alltag zu gehen.
Wir Pferde sind Gewohnheitstiere. Veränderungen liegen uns nicht. Wenn wir beispielsweise im Winter plötzlich eine Decke sehen, die vorher nicht auf der Bande der Reithalle lag, dann sind wir erstmal geschockt. Denn wir haben schließlich nicht gesehen, wo sie herkam und ehrlicherweise könnte sich dann endlich die These bestätigen, dass Decken und Planen ein Eigenleben haben und unsere Angst vor ihnen doch nicht so unbegründet ist, wie die Menschen es uns gerne suggerieren möchten.
Das Geschrei der Zweibeiner ist groß, wenn das geliebte Pferd bei einem neuen Objekt plötzlich wie angewurzelt stehen bleibt, anfängt zu tröten und die Augen fast aus dem Kopf fallen. Das Vorbeitrippeln an dem unbekannten Objekt wird dann entweder weg gelächelt oder sogar belächelt. Manche von uns Pferden bemerken die Veränderung jedoch nicht sofort. Dann wird tagelang an dem Objekt vorbeigegangen, bis man es plötzlich wahrnimmt und dann bricht die Hölle über alle herein.
Die Pfütze des Grauens
Sowas ist letztens nach ein paar Regengüssen meinem Kumpel passiert. Mehrere Tage lief er an der riesigen Pfütze vorbei, die direkt vor unserem Stallgassenausgang liegt. Jeden Tag lief er mit einem anderen Pferd dran vorbei. An dem besagten Tag war er alleine und hat sich anscheinend mal mit seiner Umwelt auseinandergesetzt, statt damit, wie er auf dem kurzen Weg bis zum Paddock das andere Pferd nerven kann.
Das Resultat: Vollbremsung, lautes Tröten und Schnauben, es fehlte nur noch der Ohnmachtsanfall, um das Ganze final für den Oscar nominieren zu können. Ab da gab es kein Halten mehr, am Folgetag und auch an dem darauf wurde die Pfütze, die warum auch immer einfach nicht verschwinden wollte, angeglotzt und ein riesiger Aufstand geprobt. Am dritten Tag jedoch, die Pfütze war immer noch da, wurde die Pfütze geflissentlich ignoriert.
Der Eimer als Endgegner
Aber zurück zum Eimer. Denn Pfützen sind schließlich nicht der Endgegner und bis zu einem gewissen Maß eigentlich OK. Außer, wir Pferde entscheiden, dass sie es plötzlich nicht mehr sind, aber das merken die Menschen dann schon schnell genug. Dieser tolle Eimer – oder, um es mit den Menschenworten zu sagen, Kübel – stand da nun also am Eingang und sorgte für Furore. Man konnte ihn schließlich nicht nicht sehen, dafür war er definitiv zu prominent drapiert.
Daneben standen Säcke mit Erde. Als wäre der Eimer nicht schon genug, muss daneben schon wieder dieser grässliche Tütenkram stehen. Mal ganz ehrlich, jedes Fohlen weiß bereits, dass Tüten und Planen eine Ausgeburt der Hölle sind und nur einen Zweck erfüllen, nämlich kleine und große Pferde zu entführen und zu fressen. Was man da nun also beim Eimer alles beobachten konnte war ein wahres Highlight: Während einige Pferde versuchten, das Ding wegzutröten oder sich selbst in Luft aufzulösen, um zu fliehen, haben andere versucht, das Ding aufzufressen und sind sofort darauf zu gegangen.
Nach einer intensiven Inspektion stellten sie jedoch schnell fest, dass es erstens nichts zu fressen ist und zweitens, dass daneben Säcke standen. Dann ging auch bei der zweiten Gruppe der Pferde schnell die Tröte an und es wurde sich echauffiert, als gäbe es kein Morgen mehr.
Und was taten die Menschen? Richtig, sie lachten oder beschwerten sich teilweise sogar über das Drama. Da muss man wirklich sagen, dass es langsam mal Zeit für ein paar Einheiten beim Gehirndoktor wäre, denn wenn man sich schon einfallen lässt, gefährliche Kübel und Säcke aufzustellen, hinter denen sich die wildesten Raubtiere verstecken könnten, dann darf man sich natürlich auch nicht über überlebenswichtige Reaktionen wundern.
Endlich Ruhe – oder?
Nun sind ein paar Tage vergangen, die Kübel sind mit Erde gefüllt und die Säcke verschwunden. Wie gesagt, sie haben definitiv ein Eigenleben, wer weiß, wo sie mittlerweile sind, um bereits einen neuen Coup auszuhecken.
Bei uns in der Stallgasse ist Ruhe eingekehrt. Obwohl… da hinten kommt jemand und parkt einen Traktor. Der steht nicht da, wo die Traktoren normalerweise stehen.
Ich werde der Sache auf den Grund gehen und vor allem werde ich erst einmal genügend Abstand zu diesem Gefährt halten, denn wer weiß, warum der da plötzlich steht.