03. Finanzierung & Controlling/ 1. KLR

Definition HANDELSKALKULATION

In Handelsunternehmen werden Produkte nicht selbst hergestellt, sondern Handelswaren eingekauft und mit Zuschlagen an den Einzelhandel oder die Endabnehmer weiterverkauft. Handelsunternehmen kalkulieren größtenteils mit der Zuschlagskalkulation, jedoch in abgewandelter Form, da beispielsweise die Fertigungskosten entfallen. Bei der Handelskalkulation ergeben sich zwei Kalkulationsformen:

Handelswaren werden bei Lieferanten eingekauft . Der Bezugs- oder Einstandspreis ist maßgeblich fur den Unternehmenserfolg. Darüber hinaus erlaubt die Bezugskalkulation den Vergleich zwischen mehreren Lieferanten und deren Auswahl. Ähnlich wie bei den schon dargestellten Kalkulationsschemata sind beim Bezugspreis Rabatte und Skonti von Bedeutung, aber auch Boni, die entsprechend der jeweiligen Vertragsgestaltung mit dem Lieferanten nachträglich im Falle des Erreichens einer vorgegebenen Abnahmemenge gewahrt werden. In die Bezugskalkulation fliesen zudem Bezugskosten ein, z. B. für die Verpackung, Porto, Rollgeld oder Versicherungen.

Liegt der Bezugspreis einer Handelsware vor, wird im nachsten Schritt die Absatzkalkulation durchgefuhrt. Anstelle der verschiedenen Zuschlagssatze, die Sie bei der oben dargestellten diff erenzierenden Zuschlagskalkulation kennengelernt haben, wird bei der Handelskalkulation nur ein Zuschlagssatz fur die Handlungskosten errechnet. Zu den Handlungskosten zahlen alle Gemeinkosten, welche durch den Einkauf, die Lagerung, die Verwaltung und den Verkauf von Handelswaren entstehen, wie Personalkosten, Miete, Energiekosten, Abschreibungen oder Zinsen. Analog zu den Ihnen bekannten Zuschlagssatzen wird in der Regel auf der Basis der Daten des vergangenen Betrachtungszeitraums ein Zuschlagssatz fur die Handlungskosten oder Handlungskostensatz (HKS) berechnet:

HANDLUNGSKOSTENSATZ =

Handlungskosten x 100

                                                    

Umsatz zu Einstandspreisen

Die Bezugspreise und die Handlungskosten ergeben zusammen die Selbstkosten für eine Handelsware

Auch bei dieser Kalkulationsart kann die RÜCKWÄRTSKALKULATION sowie die DIFFERENTIALKALKULATION angewendet werden, wie bereits oben beschrieben wurde

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Sofern davon auszugehen ist, dass der Handlungskostensatz, Gewinn, Rabatte und Skonti konstant bleiben, kann mit einem Kalkulationszuschlag gerechnet werden:

In der Gastronomie wird die Faktorrechnung häufig angewendet, jedoch ist das obige Kalkulationsschema weiter abzuwandeln. Für den Verkauf von Speisen und Getränken in einem Restaurant fallen beispielsweise weder Skonto noch Rabatte an. Dazu wird jedoch andererseits ein Bedienungsgeld eingerechnet sowie für Getränke ein möglicher Schankverlust, sodass sich folgendes Schema ergibt:

Eine weitere abgewandelte Form der Zuschlagskalkulation ist die Maschinenstundensatzkalkulation. Dieses Verfahren wird in Unternehmen genutzt, welche viele Maschinen einsetzen und deren Produktionsprozess durch einen hohen Grad an Automatisierung ge-kennzeichnet ist. Bei der Maschinenstundensatzkalkulation werden

die maschinenabhängigen Kosten und die Fertigungsgemeinkosten diff erenziert betrachtet und für jede Maschine ein eigener Maschinenstundensatz ermittelt, indem die Kosten der Maschine oder Anlage auf deren Betriebsstunden bezogen werden.

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