Schwierige Entscheidungen treffen - 3 ungewöhnliche Methoden

Schwierige Entscheidungen treffen - 3 ungewöhnliche Methoden

Jeden Tag treffen wir unzählige Entscheidungen. Das fängt schon morgens mit dem Weckerklingeln an: Sofort aufstehen oder doch noch einmal (fünfmal) auf die Snooze-Taste zu drücken. Und so geht es fröhlich den Tag über weiter, von der Wahl der Hose, über Essensentscheidungen bis hin zur Netflix-Serie (das kann dauern).

Wenn wir ehrlich sind, sind die meisten Entscheidungen, die wir in unserem Alltag machen, nicht groß weltverändernd. Manche Entscheidungen sind hingegen schon weitreichender und wenige sind tatsächlich von immenser Bedeutung und erfordern mitunter viel Mut. Da kommen wir mit einer Pro-Kontra-Liste nicht sehr weit. Was uns bei komplexen Entscheidungen helfen kann, erfährst du in diesem Artikel.

Ein bisschen Wissenschaft - Wo in unserem Körper werden Entscheidungen getroffen?

"Das habe ich aus dem Bauch heraus entschieden."

"Mit dieser Entscheidung habe ich Bauchschmerzen!"

"Das war eine rein rationale Entscheidung."

Bei diesen Sätzen gewinnt man schnell den Eindruck: Es gibt Bauchentscheidungen und Kopfentscheidungen. Ist das wirklich so? Wahr ist, dass es neben dem Zentralen Nervensystem (ZNS) ein weiteres autonom funktionierendes Nervensystem in unserem Bauch gibt: Das Enterische Nervensystem (ENS). Es hat anatomisch eine sehr ähnliche Struktur und funktioniert auch in etwa wie das Gehirn. Beide Systeme kommunizieren miteinander, jedoch werden anatomisch gesehen im ENS keine Entscheidungen getroffen, da unser Bauchhirn nicht "denkt" wie unser eigentliches Gehirn.

Vielmehr ist es so: Es gibt Entscheidungen, die wir mehrheitlich kognitiv-bewusst ("Kopf") und solche, die wir mehrheitlich automatisch-intuitiv ("Bauch") treffen.

Automatisch-intuitive Entscheidungen sind im Limbischen System ("Dino-Hirn") verortet werden maßgeblich von Heuristiken beeinflusst. Das sind quasi Abkürzungen, die unser Gehirn zur Entscheidungsfindung einsetzt. Gespeist von Erfahrungen, die wir in unserem Leben und als Menschheit insgesamt gemacht haben, bekommen wir im Bruchteil einer Sekunde eine Antwort auf eine Situation geliefert, die wir mangels Informationen und/oder Zeit nicht vollständig durchdringen können. Meistens eine Gefahrensituation, in der wir flüchten, kämpfen oder uns totstellen müssen. Da unser Körper darauf getrimmt ist, Energie zu sparen, ist das durchaus praktisch. Deshalb können wir auch bis 20.000 Entscheidungen pro Tag fällen. Sie laufen größtenteils automatisch ab, wir reflektieren diese nicht und sparen somit Energie.

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Bei kognitiv-bewussten Entscheidungen spielt immer die Großhirnrinde eine Rolle. Im Großhirn (dem jüngsten Teil des Gehirns) sind Verstand, Denken und zielorientiertes Handeln beheimatet.

Wenn wir bei einer Sache ein "schlechtes Bauchgefühl" haben, dann deshalb, weil Intuition stark mit Gefühlen und Emotionen zusammenhängt, die wiederum durch den Körper als Warnsignale nach außen kommuniziert werden.

Zu diesem Thema wurde (und wird weiterhin) viel geforscht, Personen in MRTs gesteckt und Erkenntnisse abgeleitet. Wenn du weitere Informationen dazu lesen willst, dann schau gerne mal hier.

Wie kann ich komplexe Entscheidungen treffen?

Manche Entscheidungen sind komplexer als andere. So macht es einen großen Unterschied, ob ich mich zwischen Schoko- und Vanilleeis entscheiden muss oder wohin mein beruflicher Weg gehen soll. Bei ersterem Szenario ist die Sache - sprichwörtlich - nach der Entscheidung gegessen. Bei letzterem wird das unvorhersehbare Konsequenzen nach sich ziehen, die ich hier und jetzt einfach nicht komplett abwägen kann. Kausale Zusammenhänge kann ich hier nicht mehr herstellen. Und gut gemeinte Ratschläge von Freund:innen helfen auch nicht wirklich. 

Es gibt nicht den einen richtigen und perfekten Weg. In komplexen Umgebungen ist der Lösungsraum quasi unendlich. Das erstmal anzunehmen, ist schon ein erster, großer Schritt.

In solchen Szenarien muss ich eine andere Ebene einnehmen und mir Werkzeuge suchen, die ich entsprechend anwenden kann. Eckpfeiler, Richtungsweiser, ein Fundament, auf dem meine Entscheidung fußt. Du siehst schon an der Wortwahl, dass eine einfache Pro-Kontra-Liste hier das Boot nicht in den Hafen holt. Obwohl sie ein guter Start sein kann, die Gedanken einmal zu sortieren und aufzuschreiben. Damit sie einmal zu Papier gebracht werden und nicht halbgar in unserem Hirn herumgeistern. 

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Wenn es um weitreichende Entscheidungen geht, die verschiedene Szenarien und Möglichkeiten beinhalten und mit Emotionen verknüpft sind, lohnt es sich, aus einer anderen Perspektive draufzuschauen. 

Die folgenden Methoden zur Entscheidungsfindung adressieren den emotionalen Aspekt und funktionieren am effektivsten durch die Begleitung einer externen Person. Extern bedeutet hier: Keine Familienmitglieder oder Freund:innen. Durch eure Beziehung wirst du sehr wahrscheinlich irgendwann an eine Stelle kommen, an der du etwas nicht sagen oder weiterdenken möchtest. Das limitiert dich und den Erfolg der Methode. Beispielsweise ein erfahrener Coach kann dich dabei effektiv unterstützen.

1. Methode: Warum und wozu das Ganze?

Das folgende Zitat ist in der Tat uralt und auch heute noch aktuell: 

"Wer den Hafen nicht kennt, in den er segeln will, für den ist kein Wind der richtige." - Seneca

Also starten wir mit dem Ziel. Wo will ich denn hin? Worum geht es mir z.B. in meinem beruflichen Leben? Wie soll mein Leben in 5 / 10 / 20 Jahren aussehen? 

Es gibt verschiedene Arten, das eigene "Wozu" zu ergründen und zu definieren. Sei es durch 

  • ein Life-Purpose-Statement
  • eine Collage bzw. ein Visionboard
  • oder das wortwörtliche eigene "Warum"

Anhand von Fragen werden hier starke Zielbilder formuliert oder mit Visualisierungen tatsächlich sichtbar gemacht. Auch Werte kristallisieren sich hier heraus.

Dabei musst du selbst gar nicht unbedingt mega originell sein, im Sinne von "ich bin die einzige Person auf dieser Welt mit diesem Warum". Du kannst dich auch einer Vision anschließen, die es bereits gibt - Hauptsache, sie resoniert mit dir.

Mit diesem Ziel vor Augen wirst du Entscheidungen selbstbewusster treffen können. Nämlich danach, ob sie dich zu deiner Vision führen oder nicht.

Simon Sinek hat dieses Thema wie kein anderer in den letzten 10 Jahren geprägt. Ich selbst bin ein großer Fan und seine Thesen haben meine Arbeit sehr inspiriert. Mehr über Simon und seine Arbeit findest du hier.

2. Methode: Das Innere Team

Für diese Methode benötigst du auf jeden Fall eine externe Person, die dich durch das Innere Team moderieren kann. 

Wir haben oft verschiedene Anteile in uns, die alle etwas zur Entscheidung zu sagen haben. "Ich hadere mich mir" oder "ich kämpfe noch mit mir" höre ich die Leute dann sagen. Mit dem Inneren Team geben wir diesen inneren Anteilen einen Namen und lassen sie tatsächlich in einem Teammeeting miteinander sprechen. Wir hören uns an, was alle Anteile zu sagen haben und was sie voneinander brauchen. Wer ist laut, wer ist leise? Gibt es einen Überraschungsgast? Und wer hat insgeheim die Zügel in der Hand?

Durch diese Perspektivenwechsel werden dir Zusammenhänge und auch Werte bewusst, die dir bei der Entscheidungsfindung helfen können. Die Entscheidung musst trotzdem du treffen 😉

Fun fact: Bevor ich mich selbständig gemacht habe, hatte ich auch ein Meeting mit meinem Inneren Team.

3. Wertgeleitete Entscheidung

Werte sind meist unbewusst und dienen uns als individuelle Orientierung. Sie liegen unserem gesamten Handeln zugrunde und können sich im Laufe unseres Lebens ändern. Auch unsere Ziele, die wir uns gesteckt haben, werden wir nur dann als erfüllend erfinden, wenn sie im Einklang mit unseren Werten sind. 

Vielen Menschen fällt es schwer, die eigenen Werte spontan zu benennen. Und wenn, dann kommen meist sozial erwünschte Werte bei raus. Es gibt aber Situationen, in denen uns unsere Werte bewusst werden: 

  • wenn ein Wert stark verwirklicht wird
  • wenn ein Wert missachtet wird

Deshalb macht es nicht nur Sinn, sich der eigenen Werte wirklich bewusst zu werden, sondern auch Entscheidungen danach zu treffen.

Der erste Schritt bei dieser Methode ist daher: Die eigenen Werte definieren. 

Anschließend werden die jeweiligen Optionen danach geprüft, wie stark hier einzelne Werte verwirklicht oder verletzt werden können.

Fazit

Schwierige Entscheidungen sind meistens an unsere Emotionen und Gefühle gekoppelt. Deshalb ist es nur sinnvoll, diese Ebene zu adressieren und sich die Situation aus verschiedenen Perspektiven anzuschauen. 

Im komplexen Umfeld kann ich nicht in die Zukunft schauen und eine direkte Kausalität zu meiner Entscheidung heute herstellen. Da es nicht den einen richtigen Weg gibt, muss ich mich an etwas Anderem festhalten: Die eigenen Werte dienen hier als Orientierungshilfe und Wegweiser auf unserer individuellen Reise.


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