Zsuzsa Bánk zog die Zuhörer bei ihrer Lesung in ihren Bann. Foto: Selter-Gehring Foto: Schwarzwälder-Bote

Lesung: Erfolgreiche deutsche Gegenwartsautorin Zsuzsa Bánk stellt ihren Roman "Die hellen Tage" vor

Von Annette Selter-Gehring

Calw. Mit Zsuzsa Bánk weilt eine erfolgreiche deutsche Gegenwartsautorinnen als Aufenthaltsstipendiatin der Hermann-Hesse Stiftung in Calw. Im Interview stellte Hermann Schnierle-Lutz die Schriftstellerin im Hermann-Hesse-Museum vor. Danach las sie aus ihrem Roman "Die hellen Tage" und zog die Zuhörer mit wie aus duftender Sommerabendluft gesponnenen Satzgebilden in ihren Bann.

Große Beachtung

Bereits ihr Erstlingsroman "Der Schwimmer" fand große Beachtung und wurden 2002 mit dem Aspekte-Literaturpreis ausgezeichnet. Es beschreibt "ein Leben wie unter der Glasglocke", so Bánk, die darin ihre ungarischen Wurzeln thematisiert. Weitere Auszeichnungen, wie der Deutsche Bücherpreis und der Bettina-von-Arnim-Preis sowie der Erzählband "Heißester Sommer" folgten, bevor Bánk 2011 "An hellen Tagen" veröffentlichte. Der Roman stand 2012 und 2013 monatelang auf Platz eins der Spiegel-Bestsellerliste. "Am Anfang stand für mich die Frage: Aus was fügt sich unser Leben zusammen, was entscheidet über unser Leben? Gott, Schicksal oder Zufall?", so Bánk auf die Frage von Schnierle-Lutz, wie eine neue Geschichte ihren Anfang nimmt.

Zsuzsa Bánk wurde 1965 als Tochter ungarischer Eltern geboren. Sie waren 1956, nachdem der Volksaufstand für ein unabhängiges Ungarn von sowjetischen Truppen niedergeschlagen worden war, nach Deutschland gekommen. Nach der Schule machte sie eine Ausbildung als Buchhändlerin, was sie mit Hesse gemeinsam habe, wie Schnierle-Lutz anmerkte, studierte danach Literatur, Publizistik und Politik und arbeitete als Journalistin.

"An hellen Tagen" erzählt die bewegende Geschichte von drei Kindern, die Ende der 1960er-, Anfang 1970er Jahre in dem kleinen Dorf Kirchblüt im Odenwald leben, von ihrer Freundschaft, die auf die Probe gestellt wird und davon, wie sich die Beziehung von Sari, Aja und Karl verändert, als sie zu Erwachsenen heranreifen. Parallel zu dieser Dreiecksgeschichte erfährt der Leser von der Beziehung der Mütter, die sich im Verlauf der Geschichte einander annähern. Allen drei Familien ist eines gemeinsam: Es gibt eine Leerstelle in ihrem Leben.

Eigener Rhythmus

Mit ihrer wundersamen, atmosphärisch dichten Bildersprache zog Bánk ihre Zuhörer hinein in die fast verzaubert wirkende Welt ihrer Protagonisten. Das Rauschen der Blätter im Wind war zu hören, der Duft von frischem Gras lag in der Luft, warmes Sonnenlicht wärmte die Haut. Und obwohl der Blick auf das Leben in Kirchblüt auf den ersten Blick wie durch einen funkelnden Schleier entrückt schien, lauerte dahinter stets die Möglichkeit, dass diese Welt aus den Fugen geraten könnte.

Dies alles erzählt Zsusza Bank in einem eigenen Rhythmus, mit einer melancholischen Melodie, in Sätzen, die wie gemalt erscheinen und wiederkehrenden Bildern sowie Motiven, die wie bei einer Komposition unausweichlich dem Höhepunkt zustreben. "Die hellen und die dunklen Tage verweben sich in dem Roman", resümierte Schnierle-Lutz am Ende der Lesung.

Was Zsuzsa Bánk während ihres Aufenthalts in Calw, der noch bis August währt, schreiben wird, darauf dürfen die Leser gespannt sein. Das Buch soll im Frühjahr 2017 zur Leipziger Buchmesse erscheinen. Die dunklen Schwarzwaldwälder könnten darin durchaus eine Rolle spielen.