Höhere Stützung für Milchprotein-Export

Es gibt zu viel Milchprotein auf dem Schweizer Markt. Die Branchenorganisation Milch (BOM) hat deshalb an ihrer Delegiertenversammlung beschlossen, den Export von Milchprotein anzukurbeln. Die Kosten hierfür tragen die Milchproduzenten.

Der Milchmarkt ist unter Druck. Das machte Ständerat und Präsident der Branchenorganisation Milch (BOM) Peter Hegglin (Mitte/ZG) bereits am Anfang seiner Begrüssungsrede zur 22. Delegiertenversammlung deutlich. Die Gründe: Der Rückgang der Käseexporte um 4,5 Prozent im vergangenen Jahr füllte die Käselager. Zudem ist die Differenz zwischen dem EU- und dem Schweizer Milchpreis gross. «Der Unterschied im August 2023 lag bei 32 Rappen pro Kilo», sagte BOM-Geschäftsführer Stefan Kohler. Das sei Rekord. In den vergangenen Wochen habe sich die Preisschere aber wieder etwas geschlossen, führte er aus.

Das hohe Aufkommen von Milchprotein stellt die Branche zusätzlich vor grosse Herausforderungen. «Die im letzten Jahr geringeren Exportmengen von Schokolade und Biskuits mit Schweizer Milchgrundstoffen haben unter anderem dazu geführt, dass der Milchprotein-Markt aus dem Gleichgewicht geraten ist», hiess an der Versammlung. 

Stützung für Milchprotein

Der Vorstand hat darum bereits vorgängig entschieden, die Reglemente des Fonds Rohstoffverbilligung anzupassen. Konkret erhalten die Exporteure von Schokolade oder Guezli aus dem Fonds Rohstoffverbilligung bis mindestens Ende 2024 eine um 50 Franken pro 100 Kilo höhere Stützung für das Milchprotein in Schweizer Milchgrundstoffen. Das gilt laut BOM, sofern die Produkte gemäss bestehender Regelung genügend verarbeitet sind.

Finanziert wird diese Stützung aus dem höheren Einzug beim Fonds Rohstoffverbilligung. Zwar wird ab kommenden Juli der Richtpreis für Industriemilch im A-Segment um 3 Rappen erhöht, im Gegenzug wird der Abzug für die Fonds um 0,5 Rappen auf 5 Rappen je Kilo angehoben.

Ebenfalls erhöht werde die Stützung für wenig verarbeitete Milchprotein-Produkte. Dies allerdings um einen tieferen Betrag. Kohler erklärt, dass mit der zusätzlichen Stützung ab dem 1. Mai 2024 finanzielle Anreize gesetzt werden sollen, um wieder mehr Milchprotein zu exportieren. Diese Massnahme ist vorerst bis Ende 2024 befristet, bekräftigt Kohler vor der Abstimmung.

Erhöhung als Kompromiss

Boris Beuret, Präsident der Schweizer Milchproduzenten (SMP), sagt vor der Abstimmung dazu: «Die SMP unterstützt die vorübergehende Erhöhung. Ich möchte aber darauf hinweisen, dass die Produzenten dies als Investition sehen und Erwartungen haben. Bei einer zukünftigen besseren Marktlage müssen die Preise wieder steigen, die Unterstützung darf nicht bei den Verarbeitern landen.»

Auch Martin Hübscher, SVP-Nationalrat und Verwaltungsratspräsident von Mooh, will diese Erhöhung als Kompromiss verstanden wissen: «Wir müssen aufpassen». Man laufe Gefahr, dass am Ende Magermilch im B-Segment gestützt werde. Trotz den Wortmeldungen wurde die Reglementsänderung ohne Gegenvoten angenommen.

Klimarechner und «Branchenvison Milch»

Ein weiteres wichtiges Traktandum an der diesjährigen Delegiertenversammlung der BOM war der Beschluss zur Einführung eines Klimarechners: Ab Mitte 2025 steht allen Schweizer Milchproduktionsbetrieben auf freiwilliger Basis ein Tool zur Verfügung, mit dem sie ihren Treibhausgas-Fussabdruck berechnen und einordnen können der «Schweizer Bauer» hat berichtet). Konkret wurde dafür ein mehrjähriger Mehraufwand von 200'000 Franken pro Jahr von den Delegierten genehmigt. Die Entschädigung von 1 Rappen pro Kilo Milch wird nur ausgeschüttet, wenn ein Milchverarbeiter oder ein Milchhändler interessiert ist. Auch die Teilnahme der Landwirte ist freiwillig.

Zu guter Letzt wurde eine Branchenvision Schweizer Milchwirtschaft verabschiedet. Laut der BOM, wird in dieser Vision unter anderem die Werte der Schweizer Milchprodukte, der Umgang miteinander in der Wertschöpfungskette und die Rolle der eigenen klar definiert.

-> Hier geht es zur «Branchenvison Milch»

Kommentare (1)

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  • Vorübergehend | 25.04.2024
    ist nur das Restgeld für die Milchproduzenten. Milchgeldabzüge sind etwa so, wie wenn wir beim Kauf von Rohren im Laden sagen würden, für die Abschnitte wollten wir dann das Geld zurück.
    Solange unzählige Kässali da sind wachsen die Begehrlichkeiten. Vielleicht merken das die Vertreter der Produzenten ja irgend einmal.
    Unterdessen wird über die fehlenden Jungen lamentiert.
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