Lucia Lacke

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Teilansicht der Lucia Lacke in Niedernsill, Anfang April 2018
Streuwiese im geschützten Landschaftsteil Lucia Lacke, Anfang April 2018
Singende Weidenmeise, Lucia Lacke, 1. Mai 2018
Grasfrosch, Geschützter Landschaftsteil Lucia Lacke in Niedernsill. Mittlerweile gilt auch er als gefährdet, da seine Bestände um bis zu 80 % abgenommen haben.

Die Lucia Lacke, früher auch Luzia Lacke geschrieben, im Gemeindegebiet von Niedernsill im Oberpinzgau gelegen, ist seit der Verordnung der Bezirkshauptmannschaft Zell am See vom 21. April 1983 ein Geschützter Landschaftsteil.

Lage

Der geschützte Landschaftsteil mit der Bezeichnung Lucia Lacke ist der Überrest eines größeren Feuchtgebietes am westlichen Ortsrand von Niedernsill, d. h. in Tallage zwischen dem südseitigen Hangfuß und dem heutigen, begradigten Salzachverlauf nördlich des Gebietes. Dieses Feuchtgebiet war einst Teil des in weiten Bereichen versumpften Talbodens des Oberpinzgauer Salzachtals. Auf dem Großteil des einstigen Feuchtgebietes befinden sich heute ein Sportplatz, ein Spielplatz, der gleichnamige Badesee samt Liegeflächen und Betriebsgebäude, sowie landwirtschaftlich genutzte Flächen.

Beschreibung

Wie ein Foto in der Niedernsiller Gemeindechronik beweist, war die Lacke zum Zeitpunkt der Widmung zum geschützten Landschaftsteil noch um Einiges größer als heute. Die offene Wasserfläche der Lacke ist mittlerweile durch Schilfbewuchs erheblich geschrumpft und wenn nichts unternommen wird, um die Lacke offen zu halten, wird sie wohl in absehbarer Zeit gänzlich verlanden. Das Feuchtbiotop umfasst aber als Moorgebiet neben der Lacke selbst auch Streuwiesen. Es beherbergt besondere Lebensgemeinschaften von selten gewordenen Tieren und Pflanzen.

Pflanzen und Tiere

Das Feuchtbiotop wird von Brutvögeln und von Durchzüglern genutzt. Trotz der geringen Größe des geschützten Gebietes konnten im Sommer 1982 15 Brutvogelarten nachgewiesen werden. Unter anderem fand sich die Knäkente, die nur mehr an wenigen Stellen im Land Salzburg brütet. Man sichtete damals auch noch den Karmingimpel, den Wiesenpieper und den Flussuferläufer. Mäusebussard, Sperber und Baumfalke finden hier ein lohnendes Jagdgebiet. 2017 konnte während der Brutzeit u. a. ein Neuntöter, im Frühjahr 2018 Weidenmeisen, ein Fitispaar, sowie zwei Blässhuhnpaare, die wohl in Brutabsicht hier sind, beobachtet werden.

Das Feuchtgebiet dient aber auch den nach Süden ziehenden Vögeln als Rastplatz, an dem sie sich vor der Alpenquerung ausruhen und stärken können. Hier leben zudem viele Schmetterlinge und Libellen, die teilweise bereits als gefährdet gelten und im Bereich des offenen Gewässers findet sich eine große Vielfalt an Gräsern und Blütenpflanzen.

Ausgleichsmaßnahmen

Bei den naturschutzrechtlichen Verhandlungen der 380 kV-Leitung über den Schaufelberg vom Umspannwerk Kaprun zum Umspannwerk Tauern wurde vom Naturschutzbeauftragten die Forderung nach "zusätzlichen Ausgleichsmaßnahmen in Form biotopverbessernder Maßnahmen erhoben." In Folge dessen konnte über Vermittlung des Institut für Ökologie in Salzburg die Biotopschutzgruppe Pinzgau des österreichischen Naturschutzbundes ein Landwirt aus Niedernsill gefunden werden, der bereit war, Feuchtgebiete südlich der Lucia Lacke zu verkaufen. Es handelte sich um ehemalige Streuwiesenbereiche, die jedoch seit Jahrzehnten nicht mehr gemäht worden waren und sich daher in einen "artenarmen Schilfbestand ohne botanische Besonderheiten" verwandelt hatte. Man vermutete jedoch "schlafende Samen" und im März 2010 wurde im Rahmen eines Biotoppflegekonzeptes der Oberboden entfernt und die Entstehung einer Streuwiese mit Kleingewässern ermöglicht. Laubfrosch, Gelbbauchunke und gefährdete Libellenarten wie die österreichweit extrem seltene Sumpf-Heidelibelle und die Speer-Azurjungfer fanden einen neuen Lebensraum. Seither wird dieser renaturierte Teil des Gebietes von der Biotopschutzgruppe gepflegt, wodurch der Streuwiesencharakter erhalten bleibt. Hier entwickelt sich eine artenreiche Pflanzenwelt mit seltenen und seltensten Arten. Hier hat die Kooperation zwischen Grundbesitzern, Unternehmern, Naturschützern und einer aufgeschlossenen Behörde große Erfolge für den Artenschutz errungen.

Quelle

  • Chronik Niedernsill 963-2013, S. 32-34, Niedernsill 2013