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Anti-Terror-Kampf CIA erwog Mord an Deutsch-Syrer in Hamburg

Wochenlang soll er in Hamburg ausspioniert worden sein, kaum jemand war eingeweiht: Dem US-Magazin "Vanity Fair" zufolge haben CIA-Agenten und Blackwater-Söldner Mordpläne gegen Mamoun Darkazanli vorbereitet. Der Deutsch-Syrer galt lange als Terrorverdächtiger - er stritt alle Vorwürfe stets ab.
Deutsch-Syrer Darkazanli (2005): Über Wochen vom Geheimdienst CIA ausspioniert?

Deutsch-Syrer Darkazanli (2005): Über Wochen vom Geheimdienst CIA ausspioniert?

Foto: Maurizio Gambarini/ picture-alliance/ dpa

Blackwater

CIA

Berlin - Es ist ein Porträt der alten US-Magazin-Schule: Über viele, viele Seiten hinweg beschreibt der Autor Adam Ciralsky Leben, Aufstieg und Skandale von Erik Prince, dem Gründer und Besitzer der berühmt-berüchtigten Söldnerfirma , die heute unter dem Namen "Xe" firmiert. Auch mit bisher unbekannten Details wartet das Porträt auf - und ein Detail ist geeignet, in Deutschland eine neuerliche Debatte über Sinn, Zweck und Moral der Terrorbekämpfung à la zu entfachen.

Mamoun Darkazanli

Denn dem Bericht zufolge plante der US-Geheimdienst, offenbar in Kooperation mit Blackwater, den in Hamburg lebenden Deutsch-Syrer zu töten. Über Wochen hinweg sei der Islamist von einem entsprechenden Team observiert worden. Weder die theoretisch zuständige CIA-Station noch die deutschen Behörden seien informiert worden.

Auch wenn am Ende nie die Entscheidung getroffen wurde, Darkazanli zu töten, seien entsprechende Pläne vorbereitet worden. Das Magazin, das schon kurz vor Weihnachten erschien und erst jetzt Aufsehen erregt, datiert die Observation Darkazanlis nicht präzise. Autor Ciralsky beruft sich bei diesen Informationen auf "eine Quelle, die mit dem Programm vertraut" sei.

Laut "Vanity Fair" betonen Blackwater-Angestellte allerdings, dass "keine Firmenressourcen oder Firmenmitarbeiter direkt genutzt wurden". Das Magazin zieht daraus den Schluss, dass Prince für die Aktion mit seinem persönlichen Geld einstand und dass er dieses später zurückerhielt.

US-Programm zum Aufspüren und Umbringen von Qaida-Kadern

9/11

Die Ausspähung des Hamburgers, der unter anderem zu drei Mitgliedern der Hamburger -Zelle Kontakt hatte, war dem Bericht von "Vanity Fair" zufolge Bestandteil eines geheimen US-Programms zum Aufspüren und Umbringen von Qaida-Kadern. Details über dieses Programm waren im Sommer 2009 bekanntgeworden.

George W. Bush

Schon damals hatten "New York Times" und "Washington Post" berichtet, dass Blackwater an der Umsetzung des vom damaligen Präsidenten autorisierten Programms beteiligt war. In dem "Vanity Fair"-Porträt kommt Blackwater-Chef Prince auch selbst zu Wort und kommentiert die damaligen Enthüllungen mit den Worten: "Ich verstehe nicht, wie ein so sensibles Programm ausgeplaudert werden kann."

Abdul Qadir Khan

Neu ist indes, dass Namen möglicher Opfer genannt werden. Laut dem "Vanity Fair"-Bericht stand neben Darkazanli auch der pakistanische "Vater der Atombombe", , auf der Todesliste. Er hatte nukleares Know-how an andere Staaten weiterverkauft.

Dieselbe Quelle, die dem "Vanity Fair"-Autor von den Mordplänen gegen Darkazanli und Khan berichtete, habe zudem erklärt, dass das Killerprogramm letztlich wegen "des Mangels an politischem Willen" eingestellt wurde. Ein CIA-Sprecher erklärte dem Magazin dagegen, das Programm habe keine Terroristen unschädlich gemacht und sei daher beendet worden.

Ist der Blackwater-Chef selbst ein CIA-Mann?

Mamoun Darkazanli galt auch deutschen Behörden wegen seiner Verbindungen und einiger geschäftlicher Tätigkeiten lange Zeit als terrorverdächtig. Aber die Beweise reichten für eine Anklage nicht aus. Darkazanli selbst hatte stets betont, sämtliche Verbindungen zu Terrorverdächtigen würden auf Zufall beruhen.

Spanien stellte 2006 erneut einen europäischen Haftbefehl gegen Darkazanli aus. Eine Auslieferung scheiterte..

"Vanity Fair" wartet mit einer weiteren Neuigkeit auf: Autor Ciralsky zufolge, der in den neunziger Jahren selbst als Jurist bei der CIA war, wurde Blackwater-Chef Prince seinerseits 2004 von der CIA rekrutiert. Drei Quellen würden dies bestätigen.

yas