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Bilder von Massengräbern Clinton besorgt über Gräueltaten in Tschetschenien

Westliche Fernsehberichte über Massengräber in Tschetschenien haben in Russland einen Sturm der Empörung ausgelöst. Die russische Zeitung "Iswestija" bezichtigte den deutschen TV-Sender Pro7 der Lüge. US-Präsident Clinton forderte eine unabhängige Untersuchung.

Moskau/München - US-Präsident Bill Clinton hat sich besorgt über Berichte über Kriegsgräuel russischer Soldaten in Tschetschenien geäußert. Clinton sagte am Freitag in Washington, die Medienberichte über Menschenrechtsverletzungen müssten geprüft werden. Dazu müssten Vertreter internationaler Organisation Zugang zu der Kaukasus-Republik bekommen. Nur sie könnten herausfinden, was sich wirklich in Tschetschenien ereignet habe.

Der deutsche Fernsehsender N24 will in Tschetschenien Aufnahmen über Gräueltaten russischer Soldaten an Tschetschenen gemacht haben. Die von N24 und anderen Sendern ausgestrahlten Bilder zeigen, wie Männer in russischen Uniformen Leichen in einem Erdloch stapeln. Viele Tote tragen Uniformen, wie sie von tschetschenischen Kämpfern benutzt werden. Mehrere Leichen sind an Armen und Beinen gefesselt, andere sind nach dem Bericht in Stacheldraht gewickelt.

In Kanada berief das Außenministerium russische Diplomaten ein, um die Medienberichte zu erörtern. Der kanadische Außenminister Lloyd Axworthy erklärte, Russland müsse mit der internationalen Gemeinschaft zusammenarbeiten, um Licht in die Angelegenheit zu bringen.

Der russische Außenminister Igor Iwanow erklärte unterdessen in Moskau, die technischen Probleme in Verbindung mit dem Besuch des Menschenrechtskommissars der Europäischen Union (EU), Alvaro Gil-Robles, im Nord-Kaukasus seien gelöst worden. Die Nachrichtenagentur Itar-Tass meldete unter Berufung auf den russischen Menschenrechtsbeauftragten für Tschetschenien, Wladimir Kalamanow, Gil-Robles werde am Sonntag Flüchtlingslager in Inguschetien und die tschetschenische Hauptstadt Grosny besuchen.

Die russische Tageszeitung "Iswestia" erklärte, einer ihrer Mitarbeiter und nicht der Sender N24 habe die Aufnahmen von Massengräbern in Tschetschenien gemacht. N24 beharrte auf seiner Darstellung, die Bilder seien in Anwesenheit des Korrespondenten Frank Höfling in der Nähe der tschetschenischen Hauptstadt Grosny entstanden.

Der Zeitung zufolge hat "Iswestia"-Mitarbeiter Oleg Blotski die Bilder in Roschni-Tschu und Goiti südwestlich von Grosny aufgenommen und sie an N24 weitergegeben. Die Bilder vom 14. Februar zeigten russische Soldaten, die Leichen vorübergehend begruben, um die Toten später durch deren Angehörige identifizieren zu lassen. Die Leichen seien zusammengebunden gewesen, um den Transport zu erleichtern. "Iswestia" erklärte, N24 habe Bilder verwendet, die nicht seine eigenen seien.