Bücher verschwinden aus den Wohnzimmern, während in Schulen und Behörden Alarmstimmung herrscht, weil Grundschüler immer schlechter lesen können. Vielerorts hält man dagegen mit Vorlesetagen, Lesepaketen oder Buchvorschlaglisten.

Und auch die Verlage reagieren: Viele haben die Rubrik »Leichtes Lesen« in ihr Programm aufgenommen. Bestseller wie das »Sams« oder abgehangene Romane wie »Die Schatzinsel« werden in einfache Sprache umgeschrieben und neu vermarktet. Auch Sachbuchverlage verwursten ihre Produkte in »einfach«.

Doch bei Büchern in einfacher Sprache passiert manchmal derart wenig, dass es eine Qual ist und die Motivation schnell versiegt. Darum: Doofe Bücher darf man weglegen! Dass man Kindern nur Bücher schenken sollte, die man selbst gern liest, sollte auch für Erstlesebücher gelten, finde ich.

Zum Lockermachen empfehle ich – auch den Erwachsenen – vorweg das geistreiche und lustige All-Age-Verschenkbuch »Lesen ist doof«.

Nils Freytag und Silke Schlichtmann haben gemeinsam mit gleich zwanzig Kreativen auf 48 Seiten verewigt, was ihnen zu diesem Satz einfällt. Schon das Cover des Buchs aus dem Programm des Hanser Verlag ist ein toller Hingucker, der die Entrüstung der Erwachsenen über das lahme Lesen der Kinder entlarvt.

Die folgenden fünf Bücher für Grundschulkinder ab sechs Jahren handeln vor allem von Tieren, aber auch von Freundschaft, Fußball und der Feuerwehr. Die Auswahl reicht vom Gute-Laune-Buch bis zum informativen Sachbuch. Mit meinen Buchempfehlungen verbinde ich den Wunsch, dass weiterhin viele Kinder den Zauber des Lesens entdecken mögen.

Mit leerem Magen

»Bifi & Pops. Mission Katzenpups« ist eine pupsige Geschichte der Bestsellerautorin Stefanie Taschinski und der Leipziger Illustratorin Susanne Göhlich. Neben den üblichen Illustrationen arbeitet das Buch auch mit Symbolbildern in den Sätzen.

Die Bildchen ersetzen jeweils ein Wort, sodass die Sätze leichter zu lesen sind. Wer unsicher ist, was sie bedeuten, findet im Anhang eine Wortliste.

Was ist hier los? Die gute Morgenlaune von Hund Bifi ist dahin, als er entdeckt, dass jemand sein Futter gefressen hat. Und Bifi ahnt auch schnell, wer, denn es stinkt nach fischigem Katzenpups. Aber welche Katze war es? Während Herrchen Pops nichts ahnend seinem Tagwerk nachgeht, lässt Bifi alle Katzen der Nachbarschaft zum Pupsen antreten, bis die Diebin überführt ist.

Beste Lesezeit: Zum Frühstück.

Empfohlenes Alter: Ab 6 Jahren, 1. Lesestufe.

Es brennt!

Respekt, Herr Muser: ein gereimtes Erstlesebuch mit mehreren Handlungssträngen. Und lustig ist »Die Feuerwehr kommt nackig her« auch noch.

Der Autor und Dramaturg Martin Muser hat schon einige temporeiche Geschichten geschrieben, diese ist in ihrer Kürze besonders beeindruckend. Sie funktioniert aber nicht ohne die knallig-bunten Illustrationen von Sabine Kranz, die den Text intensiv begleiten – so etwas liest sich fast von allein.

Was ist hier los? Zwei Handlungen laufen aufeinander zu: Da ist Mika, eine Maus, die in einem Haus wohnt. Da sind die Feuerwehrleute, die aus der Dusche nackig direkt zum Einsatz rauschen. Und da sind lustige Reime, Sätze, die immer länger werden, sich wiederholen und dann wieder ein Stück der Handlung verraten. Tolle Idee. Was für ein Gute-Laune-Buch.

Beste Lesezeit: Ich brauch Action!

Empfohlenes Alter: Ab 6 Jahren, Vorschule, 1. Lesestufe.

Fürs Kleine Hufeisen

Dieses Sachbuch ist ein gelungenes Beispiel für informative Bücher, die manche Kinder lieber lesen als Fiktion. In diesem Fall geht es um Pferde. Es gilt: ein Textabsatz plus eine Seite mit großem Foto oder Illustration. Fachbegriffe und schwierige Wörter werden in einer Bildleiste erklärt, sodass sich auch der Wortschatz verbessern lässt.

Was ist hier los? Kompakter Schmöker über den Körperbau von Pferden und Ponys, ihre Haltung und Pflege sowie ihre Herkunftsgeschichte. Auffallend ist der zugewandte Ton, den die Autorin sogar bei so einem einfachen Text trifft. So eignet es sich auch gut zum Vorlesen. In der Mitte und am Ende gibt es Leserätsel, die spielerisch das Wissen überprüfen. Damit ist man sicher super für das nächste Reitabzeichen vorbereitet. (Ja, ja, es heißt nicht mehr Kleines Hufeisen.)

Beste Lesezeit: Im Bett, während man vom eigenen Pferd träumt.

Empfohlenes Alter: Ab 7 Jahren, 2. Lesestufe.

Die Mäuse sind los

Dies ist kein ausgewiesenes Leselernbuch, sondern ein lebendiger Kinderroman, der sich dank vieler Illustrationen und farblicher Unterscheidungen bei den Dialogen besonders für Leseanfänger und Mäuseliebende eignet.

Was ist hier los? Noch eine Mäusegeschichte: Mafaldas großer Bruder Flynn passt auf die zwei Wüstenrennmäuse Claus und Cosimo seines Freundes auf. Das ist ja fast, als hätte sie selbst Haustiere, findet Mafalda. Aber Flynn leider nicht. Als sie dann doch auf die Tiere aufpassen darf, hauen die beiden Mäuse ab und die vorwitzige Mafalda ist in der Klemme. Das darf Flynn auf keinen Fall erfahren! Gemeinsam mit ihrer schüchternen Freundin Selin durchkämmt sie das ganze Mietshaus. Aber nicht nur sie, auch der Kater Caligula schleicht umher und hat die Witterung aufgenommen.

Beste Lesezeit: Mit verteilten Rollen.

Empfohlenes Alter: Ab 8 Jahren, 3. Lesestufe.

Der erste Schritt

In vielen Geschichten bekommen die Idioten, wie im richtigen Leben auch, unverdient die meiste Aufmerksamkeit. Dieses Buch erzählt von normalen, netten Kindern und ihren Gefühlen. Wegen dieser Grundfreundlichkeit finde ich dieses Buch empfehlenswert, obwohl es an manchen Stellen etwas klischeehaft ist.

Was ist hier los? Über Sprachbarrieren hinweg freundet sich Paul mit dem neuen Nachbarsjungen Amir an. Amir spielt irre gut Fußball – klar, dass er bald im Verein ist und in die Auswahl aufgenommen wird. Aber Paul ist nicht gut genug. Doch das hält die Freundschaft aus.

Beste Lesezeit: Nach dem Training.

Empfohlenes Alter: Ab 7 Jahren, 2. Lesestufe.