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Streit um Reserven Bundesbank will Goldbestände prüfen

Wo liegt der Schatz der Deutschen? Nachdem der Rechnungshof eine bessere Prüfung der deutschen Goldreserven im Ausland angemahnt hat, will die Bundesbank nun tatsächlich genauer hinschauen - zumindest ein bisschen. Der FDP reicht das nicht.
Goldbarren: Wie viele davon lagern in den USA?

Goldbarren: Wie viele davon lagern in den USA?

Foto: ARND WIEGMANN/ REUTERS

Frankfurt am Main - Die Bundesbank gibt dem politischen Druck nach und will sich selbst ein Bild von ihren Goldbeständen im Ausland machen. Die Notenbank betonte am Dienstag zwar, die in den USA, Frankreich und England gelagerten Reserven seien sicher. Zugleich will sie aber die "Anregungen des Bundesrechnungshofs, soweit es möglich ist, aufgreifen".

Die Rechnungsprüfer hatten in einem Bericht an den Haushaltsausschuss des Bundestages regelmäßige Stichproben der deutschen Goldbestände angemahnt.

Ende 2011 besaß die Bundesbank nach eigenen Angaben 3396 Tonnen Gold im Wert von 133 Milliarden Euro. Zwei Drittel davon lagern bei den Zentralbanken der USA, Großbritanniens und Frankreichs. Besonders viel davon liegt in New York, wo es nach den geltenden Vereinbarungen nicht eingehend überprüft wird. Stattdessen vertraut die Bundesbank auf die Bestandsliste der US-Notenbank Fed.

Nach Angaben des Rechnungshofs will die Bundesbank in den kommenden drei Jahren zudem jeweils 50 Tonnen des in den USA lagernden Goldes nach Deutschland bringen, um es zu prüfen.

Die Bundesbank ließ am Dienstag offen, wann und in welchem Umfang Prüfungen der ausländischen Bestände stattfinden sollen. Die Notenbanker teilten jedoch mit, der vom Rechnungshof gewünschte Prüfumfang entspreche "nicht den Usancen zwischen Notenbanken". Es gebe keinen Zweifel "an der Integrität, Reputation und Sicherheit" der ausländischen Lagerstellen.

Brüderle will das Gold nach Hause holen

Das sehen die Kritiker offenbar anders. "Wir haben gerade eine Währungskrise und wir wollen Sicherheit. Und Sicherheit bietet Gold. Insofern sollte man nachschauen, wie schnell die Bundesbank auf diese Währungsreserve zurückgreifen kann", sagte der Präsident des Bundes der Steuerzahler, Reiner Holznagel, dem Radiosender HR-Info.

Auch FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle will die Reserven besser prüfen. "Ich würde empfehlen, dass wir immer wieder nachzählen", sagte Brüderle am Dienstag. Zudem machte er sich für eine Rückführung des Goldes nach Deutschland stark.

Rohstoffexperte Eugen Weinberg von der Commerzbank zweifelt zwar nicht, dass die Bundesbank-Barren tatsächlich physisch vorhanden sind. Allerdings plädiert auch er für mehr Kontrolle: "Wenn das Gold so sicher ist: Warum kann man es nicht sehen, warum holt man es nicht nach Deutschland? Würden Sie ihr Tafelsilber bei ihrem Nachbarn lagern, auch wenn sie ihm noch so sehr vertrauten?" Gold sei schließlich ein sehr emotionales Thema, sagt Weinberg: "Bei Gold geht es um unseren Staatsschatz, die Basis unserer Währung."

Dass deutsches Gold in den Tresoren von Federal Reserve, Banque de France und Bank of England lagert, ist historisch gewachsen: In der Nachkriegszeit tauschte die Bundesbank deutsche Außenhandelsüberschüsse des westdeutschen Wirtschaftswunders gegen Gold ein. Dies wurde unmöglich, als die USA 1971 die Bindung des Dollars an das Gold aufhoben.

Die Bundesbank argumentiert, die Lagerung im Ausland sei "betriebswirtschaftlich sinnvoll, solange sie kostengünstiger ist als der Transport nach Deutschland und der Bau zusätzlicher Tresoranlagen". Zudem könnte man zum Beispiel das Gold in New York im Falle einer Währungskrise schnell in US-Dollar umtauschen.

stk/dpa/dapd