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Radioaktive Verseuchung Flüsse in Sibirien strahlen

Wissenschaftler haben in Russland Verseuchungswerte gemessen, die alle jemals in Wasserläufen vorgenommenen Messungen übersteigen. Umweltschützer vermuten einen unbekannten Reaktor auf dem untersuchten Gelände.

Washington - Nahe eines ehemaligen russischen Atomwaffenkomplexes sind extrem hohe Werte von Radioaktivität gemessen worden. In zwei sibirischen Flüssen wurden die Trinkwasserwerte um das Tausendfache überschritten.

Die Verseuchung in den Flüssen Tom und Romaschka übersteigt alles, was je in Wasserläufen gefunden wurde, wie amerikanische und russische Umweltschutzgruppen mitteilten. Gemeinsam forderten sie, die Entsorgung radioaktiven Mülls aus der ehemaligen sowjetischen Produktionstätte für Atomwaffen sofort zu stoppen.

Das Gebiet nennt sich Tomsk-7, auch bekannt als Sewersk, und befindet sich rund 2900 Kilometer östlich von Moskau. Bereits 1993 war dort bei einer Explosion Radioaktivität freigesetzt worden. Zu Sowjetzeiten wurden auf dem Gelände fünf Reaktoren betrieben, die waffenfähiges Plutonium produzierten. Heute sind noch zwei Meiler zur Stromproduktion am Netz.

Der Direktor der Umweltschutzgruppe Government Accountability Project  aus Seattle im US-Bundesstaat Washington sagte, die genaue Quelle der Verschmutzung sei bei den Untersuchungen im August nicht festgestellt worden. Die Messwerte seien viel zu hoch, als dass sie aus einem herkömmlichen Atomkraftwerk oder einer Anlage zur Wiederaufbereitung stammen könnten. Er vermute, auf dem Gelände befinde sich ein bislang unbekannter Reaktor zur Atomwaffenproduktion oder ein gigantischer Beschleuniger.

Carpenter sagte wörtlich: "Wir waren vom Ausmaß der Verschmutzung geschockt." Er präsentierte das Bild eines Fischs, der einen um das 20-fache erhöhten Radioaktivitätswert aufwies. Auch seien gefährliche Konzentrationen von Phosphor-32 gefunden worden. Das Ausmaß der Beta-Strahlung sei um ein Vielfaches größer als das bisher bekannter radioaktiver Verseuchungen in Russland.

Die Analysen des Pflanzenwuchses im Fluss Romaschka hätten zudem Strontium-90-Konzentrationen von rund 3.700 Becquerel pro Liter aufgezeigt - mehr als das tausendfache der in den USA zulässigen Trinkwassergrenzwerte.