Paläontologie Saurier protzte mit prächtigen Federn
Gefiederte Saurier waren, wie verschiedene Funde in den vergangenen Jahren belegt haben, keine Seltenheit - doch meist hüllten sich die Reptilien in einen eher primitiven Flaum. Eine Ausnahme bildet ein nun im Fachmagazin "Nature" vorgestelltes Exemplar: Das Tier besaß, so berichtet ein internationales Forscherteam, Federn von erstaunlich moderner Prägung.
Das knapp einen Meter lange Fossil stammt aus der frühen Kreidezeit und wurde in der chinesischen Provinz Liaoning ausgegraben, die bereits für spektakuläre Saurierfunde bekannt ist. Mit lang ausgestrecktem Schwanz und einem zerschmetterten, nach hinten gedrehten Kopf wurde das Tier im Gestein konserviert.
Das urtümliche Federvieh lässt sich, schreibt Mark Norell vom American Museum of Natural History in New York zusammen mit chinesischen Kollegen, zweifelsfrei den so genannten Dromaesauriern zuordnen. Der bekannteste Vertreter dieser kleinen und wendigen, auf zwei Beinen laufenden Jäger ist seit "Jurassic Park" der gefürchtete Velociraptor.
Das nun präsentierte Reptil zeigt den Forschern zufolge am gesamten Körper Anzeichen für einen Federwuchs, ähnlich wie ein anderer Dromeaosaurier, den sie bereits im vergangenen Jahr in "Nature" beschrieben hatten. Im Gegensatz zu diesem Exemplar, das mit einem vergleichsweise primitivem Gefieder ausgestattet war, weist der neue Fund jedoch fortgeschrittenere Federn auf.
Das Schwanzende des Sauriers schmückte ein Büschel von Federn, die mindestens 19 Zentimeter vom Knochen abstehen. Noch besser erhalten sind die Federn an der Rückseite von Armen und Beinen: Sie lassen deutlich Merkmale wie einen Kiel und symmetrisch davon ausgehende Äste erkennen, die auch für die Federn heutiger Vögel typisch sind.
Ähnlich ausgeprägte Federn besaßen den Wissenschaftlern zufolge zwar auch der Caudipteryx und der rätselhafte Protoarchaeopteryx. Doch diese ebenfalls in der Liaoning-Provinz entdeckten Arten sind nach Meinung einiger Paläontologen eher flugunfähige Proto-Vögel. Das nun präsentierte Fossil ist dagegen, so Norell und seine Kollegen, das erste Beispiel für einen nicht vogelartigen Dinosaurier, der mit einem derart modernen Gefieder ausgestattet war.
Die Entdeckung zeigt ihrer Ansicht nach, dass Saurier schon solche Federn trugen, bevor es Vögel und das Fliegen gab - welchem Zweck sie gedient haben mögen, wird in der Fachwelt noch diskutiert. Von der weiteren Untersuchung solcher Merkmale erhoffen sich die Wissenschaftler Aufschlüsse darüber, wie sich aus dem primitivem, einfädigen Flaum die verzweigten Federstrukturen entwickeln konnten.
