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Aromabooster Viel Spucke, viel Geschmack: Was der Speichel damit zu tun hat, wie uns etwas schmeckt

Frau spuckt Flüssigkeit aus
Schmecken Menschen mit hoher Speichelproduktion intensiver?
© BE&W / Imago Images
Ob uns ein Essen schmeckt oder nicht, liegt nicht nur am Koch. Unsere Spucke mischt gewaltig mit. 

Spucke hat ein verdammt schlechtes Image. Um sich vor anderer Leute Speichel zu ekeln, braucht es nicht einmal eine feuchte Aussprache. Es genügt der abgeleckte Marmeladenlöffel, der wieder ins Glas gesteckt wird. Oder das Spuckegeschoss, das der Mensch vor einem gerade mit Karacho auf den Asphalt gefeuert hat. Sobald Spucke den Mund verlässt, lässt sie, nass und glibschig wie sie nun mal ist, bei vielen die Zehennägel aufrollen – selbst, wenn es sich um die eigene handelt. Dabei sollten gerade Genießer ihren Blick auf die körpereigene Flüssigkeit überdenken. Denn ohne Spucke wäre das Leben im wahrsten Sinne des Wortes fad. Sie hat einen immensen Einfluss darauf, wie wir schmecken.

Speichel ist auf den ersten Blick eine unspektakuläre Angelegenheit. Er besteht zu 99 Prozent aus Wasser, dazu kommen ein paar Salze, Mineralstofffe, Eiweiße, Enzyme, Abwehr- und natürlich Schleimstoffe. Der Speichel schützt die Zähne vor Säure, sorgt dafür, dass Keime geschluckt werden. Bekannt ist auch, dass er die Verdauung in Gang setzt. Die Enzyme in ihm zersetzen Stärke und machen zerkaute Nahrung zu Brei. Aber eben nicht nur das. Wissenschaftler:innen haben herausgefunden, dass der Einfluss von Speichel bei unserem Essverhalten eine noch weitaus größere Rolle spielt. 

Zusammenspiel von Speichel und Essen

Beim Essen mischen sich Lebensmittel und Speichel, es kommt zu einer Wechselwirkung. Wie diese ausfällt, ist abhängig von unserer individuellen Speichelzusammensetzung und auch der Menge des Speichels, die der Einzelne produziert. Anders ausgedrückt: Wenn fünf Leute am Tisch aus dem selben Topf essen, wird das Geschmackserlebnis fünf Mal anders ausfallen.

Und: Speichel verändert sich kontinuierlich. Nicht nur ist die Menge des Speichelflusses in der Regel Tageszeiten abhängig, beispielsweise morgens meist eher langsam, er ist auch manipulierbar. Der Spruch "Das lässt einem das Wasser im Mund zusammenlaufen" kommt nicht von Ungefähr. Damit die Drüsen die Speichelproduktion anwerfen, können schon der Gedanke an eine bestimmte Speise oder ein Geruch ausreichen. Neben Ernährungsgewohnten haben eben solche Reize wie Gerüche außerdem Auswirkungen auf die Zusammensetzung des Speichels, wie die Biochemikerin Elsa Lamy in Versuchen herausfand. Demnach sorgen unterschiedliche Gerüche für unterschiedliche Zusammensetzungen. 

Der Speichel macht den Unterschied

Was das damit zu tun hat, wie wir schmecken? Ein ganze Menge! So fand ein Forscherteam aus Spanien heraus, dass Menschen mit mehr Speichel Weinaromen tendenziell intensiver wahrnahmen als Menschen mit geringerer Speichelproduktion. Eine mögliche Erklärung wäre, dass vermehrtes Schlucken dazu führt, dass mehr Geschmacksmoleküle in die Nasenhöhle aufsteigen, also mehr Aromen bei den Rezeptoren ankommen. Allerdings handelte es sich dabei um einen sehr kleinen Versuch mit nur zehn Teilnehmer:innen. 

Auch Anwesha Sarkar forscht an den Zusammenspiel von Speichel und Lebensmitteln. Die Lebensmittelforscherin an der Universität Leeds arbeitet dafür mit einer mechanischen Zunge und künstlichem Speichel. Ihr Fokus liegt darauf, wie sich das Essen im Mund bewegt und was das möglicherweise über das sensorische Empfinden aussagt. So sorge beispielsweise ein möglicher Verbund von Milchfett und Speichel dafür, dass ein fülligeres Mundgefühl erzeugt wird, sodass wir erschmecken können, ob ein Joghurt fettarm oder fettreich ist. 

Quelle: Knowable Magazine, Studie 1, Studie 2, Studie 3

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