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Lion Air 15 Flugzeugabstürze in zehn Jahren: Warum es in Südostasien zu so vielen Unglücken kommt

Bergung des Wracks einer Boeing 737 mit dem übergepinselten Schriftzug von Lion Air: Am 13. April 2013 hatte der Jet die Landebahn des Ngurah Rai Airport auf Bali verfehlt und war im Wasser auseinandergebrochen.
Bergung des Wracks einer Boeing 737 mit dem übergepinselten Schriftzug von Lion Air: Am 13. April 2013 hatte der Jet die Landebahn des Ngurah Rai Airport auf Bali verfehlt und war im Wasser auseinandergebrochen.
© Made Nagi/ / Picture Alliance
Erneut ist es in Indonesien zu einer Flugzeugkatastrophe gekommen. Beim Absturz eines Jets von Lion Air handelt es sich um den 15. Totalverlust innerhalb eines Jahrzehnts. Warum passieren so viele Unglücke in Südostasien?

Ein schwerer Tag für die Zivilluftfahrt in Indonesien: Nur wenige Minuten nach dem Start in der Hauptstadt Jakarta ist eine Maschine mit 188 Menschen an Bord ins Meer gestürzt. Nach Angaben der Fluggesellschaft Lion Air meldeten die Piloten ein technisches Problem. Die Crew wollte zum Ausgangsflughafen zurückkehren, wie der "Aviation Herald" berichtet. Dabei war die Boeing 737-800 MAX erst drei Monate alt. Die Unglücksursache bleibt vorerst unklar.

"Dieser Unfall ist der erste Unfall mit einem Verlust einer Boeing der 737 MAX-Serie, der schlimmste für eine Boeing 737 überhaupt und das zweit schwerste Flugzeugunglück in der Geschichte Indonesiens", sagt Jan-Arwed Richter vom Jet Airliner Crash Data Evaluation Centre (Jacdec) in Hamburg.

Für Lion Air ist es leider nicht das erst Unglück. Der indonesische Billigflieger ist für seine zahlreichen Zwischenfälle bekannt. Erst am 29. April war einen Boeing 737-800 bei der Landung auf dem Jalaluddin Airport bei heftigem Regen über die Piste hinausgeschossen und das Bugfahrwerk eingeknickt. Ähnliches passierte bei einer Landung auf dem Juanda International Airport in Surabaya am 20. Februar 2016. Zum Glück gab es bei beiden Zwischenfällen keine Verletzten.

Die Unglücke von Lion Air

Heftiger war die missglückte Landung einer Boeing 737-900 von Lion Air auf Bali, als am 1. Februar 2014 die Maschine vier Mal auf die Landebahn hart aufsetzte, ehe der Jet zum Stehen kam und der Rumpf beschädigt wurde. Ein Jahr zuvor kollidierte eine andere Boeing am Jalaluddin Airport mit mehreren Kühen auf der Landebahn. Erst wenige Monate zuvor war der Lion-Air-Flug 904 auf Bali über die Landebahn hinausgeschossen, ins Meer gestürzt und das Flugzeug in zwei Teile zerbrochen. In diesem Fall sprechen Luftfahrtexperten von einem Totalverlust: "Damaged beyond repair" - das Flugzeug kann nicht mehr reparieren und muss abgeschrieben werden.

Leider lässt sich die Liste mit Flugzeugunglücken nur der Fluggesellschaft Lion Air lange fortsetzten. Bei der erst 1999 gegründeten Billigfluglinie handelt es sich um die größte private Airline Indonesiens, die mit ihrer Flotte von mehr als 100 Flugzeugen auf einen Marktanteil von 40 Prozent kommt. Sie gehört neben der staatlichen Garuada Indonesia und dem indonesischen Ableger von Air Asia zu dem Rückgrat des Luftverkehrs im Inselreich.

Schnellstes Verkehrsmittel zwischen den Inseln

Wie kaum ein anderes asiatisches Land sind die 255 Millionen Indonesier auf den Flugverkehr als Transportmittel angewiesen. Mit seiner Ausdehnung von Sumatra über Java und Bali bis Borneo und Neuguinea und mehr als 17.000 Inseln gilt Indonesien als größter Inselstaat der Welt.

Wegen Sicherheitsbedenken standen ab 2007 sieben indonesische Airlines auf der "schwarzen Liste" der Europäischen Union. Das bedeutete: keine Starts und Landungen auf Flughäfen der EU.

Bis heute warnt die Website des Auswärtiges Amtes in Berlin Indonesien-Reisende: "Straßen-, See- und Luftverkehr sind unfallträchtig. Es kommt nicht selten zu Unfällen mit Todesfolge, an denen Ausländer beteiligt sind", heißt bei den allgemeinen Reiseinformationen zu Indonesien.

Im Januar 2015 bringt ein Schiff die Wrackteile des Fluges von Air Asia 8501. Der Airbus A320 war 28. Dezember 2014 auf dem Flug vom Flughafen Juanda auf Java nach Singapur abgestürzt.
Im Januar 2015 bringt ein Schiff die Wrackteile des Fluges von Air Asia 8501. Der Airbus A320 war 28. Dezember 2014 auf dem Flug vom Flughafen Juanda auf Java nach Singapur abgestürzt.
© Achmad Ibrahim / Picture Alliance

Kein Wunder, denn die bittere Bilanz des Inlandluftverkehrs in Indonesien lautet: Innerhalb der vergangenen zehn Jahre gab unabhängig von den bereits erwähnten Zwischenfällen 15 Totalverluste von Flugzeugen. Zu den schweren Unglücken gehörte auch der Absturz eines Air-Asia-Fluges am 28. Dezember 2014, als der Airbus A320 auf dem Weg vom Flughafen Juanda auf Java nach Singapur abstürzte. Alle 162 Menschen an Bord kamen ums Leben.

Als Grund wurde später der Ausfall eines Computersystems zur Steuerung der Ruder angeben. Oft wird bei Flugzeugunglücken in Indonesien eine Verkettung von Fehlern der Cockpit-Crew im Zusammenhang mit Wetterumständen und technischen Pannen als Ursache angesehen. Laut Statistik kam es in den drei Jahren zu weniger Katastrophen.

Schwarze Liste der EU

Die aktualisierte schwarze Liste der EU-Kommission weist keine Fluggesellschaften aus dem südostasiatischen Land mehr aus. Bei Überprüfungen seien weitere Verbesserungen der Sicherheitslage festgestellt worden, teilt die Brüsseler Behörde im Juni 2018 mit. Lion Air steht seit 2016 nicht mehr auf der Liste.

Auch fliegt die staatliche Fluggesellschaft Garuda aus Jakarta inzwischen wieder nach London und Amsterdam. Das Verbraucherprotal Skytrax führt sie wie die Lufthansa als Fünf-Sterne-Airline an. In den letzten Jahren gehört Garuda zu den Airlines, die sich in der Beliebtheit enorm verbessern konnten. Im Ranking von 2018 steht Garuda auf einem beachtlichen Platz 13.

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