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Deutsche Schlüsselindustrien Bei welchen Produkten China Deutschland den Rang abläuft

Autofabrik in China: Deutsche Schlüsselindustrien kämpfen in der EU zunehmend mit chinesischer Konkurrenz.
Autofabrik in China: Deutsche Schlüsselindustrien kämpfen in der EU zunehmend mit chinesischer Konkurrenz.
© Getty Images
In Maschinenbau, Autoindustrie oder Chemie sind deutsche Firmen traditionell eine Macht. Doch Konkurrent China holt auf: Eine Studie zeigt, wie schnell Deutschland selbst im Heimatmarkt EU seine Vormachtstellung einbüßt.

China ist seit Jahren einer der wichtigsten Handelspartner Deutschlands. Exporte in die Volksrepublik gelten als grundlegender Pfeiler des deutschen Wirtschaftsmodells, weshalb die zunehmenden politischen Spannungen Anlass zur Sorge bereiten. Zugleich macht China deutschen Unternehmen aber auch immer stärker auf dem EU-Heimatmarkt Konkurrenz, wie eine Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln) zeigt.

Die Analyse von EU-Importen macht deutlich, wie sehr die deutsche Wirtschaft in den vergangenen Jahren hier ihre Vormachtstellung selbst in traditionell starken Schlüsselbranchen eingebüßt hat. Während der Anteil industrieller Produkte aus Deutschland in der EU immer weiter schrumpfte, ist der chinesische Anteil deutlich gestiegen. "Egal ob Maschinenbau, Elektroindustrie oder Chemiebranche: In den wichtigsten deutschen Exportbranchen sinken die Anteilsvorsprünge immer stärker", sagt Studienautor und Außenhandelsexperte Jürgen Matthes. "Das deutsche Exportmodell scheint zunehmend ins Wanken zu geraten." 

Chinesische Konkurrenz in deutschen Domänen

Der IW-Report betrachtet die Bedeutung von deutschen und chinesischen Produkten in der EU seit dem Jahr 2000. Demnach verliert Deutschland bei den EU-Importen seit 2005 insgesamt und auch in zahlreichen anspruchsvollen Produktgruppen Anteile. Dieser Rückgang habe sich zuletzt in vielen Bereichen noch einmal beschleunigt. China hingegen konnte seine Anteile steigern – und das mit zunehmendem Tempo. Allein zwischen 2020 und 2022 konnte China seine Stellung in vielen Bereichen so stark ausbauen wie im gesamten Zehnjahreszeitraum zuvor, heißt es in der Studie.

In Zahlen bedeutet das: Um die Jahrtausendwende machten deutsche Produkte noch 14 Prozent aller EU-Importe aus und chinesische Waren nur 2,6 Prozent. Im vergangenen Jahr lag der deutsche Anteil hingegen nur noch bei 12,5 Prozent, der chinesische bei 8,8 Prozent. Betrachtet man nur anspruchsvolle Industriegüter wie Maschinen, chemische Produkte, Metallerzeugnisse oder Autos ist die Verschiebung der Kräfteverhältnisse sogar noch deutlicher. Bei diesen deutschen Exportschlagern ist der Vorsprung gegenüber China seit dem Jahr 2000 von mehr als 15 Prozentpunkten auf nur noch 2,5 Prozent gesunken.  

Von Computer bis E-Autos

Chinesische Anteilsgewinne und deutsche Anteilsverluste gingen oft zeitlich Hand in Hand, heißt es in der Studie. Eine Kausalität wird zwar nicht untersucht. Dennoch deute "dieser Befund doch stark darauf hin, dass China der deutschen Wirtschaft auf ihrem EU-Heimatmarkt und in ihren angestammten Bereichen zunehmend Konkurrenz macht", schreibt IW-Ökonom Matthes. Problematisch sei, dass Chinas Exporterfolge auch auf massiver staatliche Subventionierung beruhten, was die Frage nach handelspolitischen Reaktionen aufwerfe.

Komplett gedreht haben sich die Verhältnisse bei Computern und anderen elektronischen und optischen Geräten. Diese kauften die Europäer vor 20 Jahren noch deutlich häufiger aus Deutschland als aus China. Heute ist es andersherum (siehe Tabelle). Bei Metallerzeugnissen lag der deutsche Anteil der EU-Importe vor 20 Jahren noch bei einem Vielfachen des chinesischen, heute sind beide fast gleichauf. Auch bei chemischen Erzeugnissen und Maschinen konnten die Chinesen stark aufholen.

Und sogar chinesische Autos – bis vor einigen Jahren in der EU praktisch nicht existent – eroberten in den letzten Jahren Marktanteile. Die deutschen Autobauer liegen zwar noch klar vorne, kämpfen aber mit dem Trend zum E-Auto. Die fortschreitende Energiewende setze zudem auch andere deutsche Unternehmen zusätzlich unter Druck, schreibt das IW. Vor allem für energieintensive Branchen wie die Chemieindustrie würden die steigenden Energiekosten zunehmend zum Problem.

Tabelle: EU-Importe aus China und Deutschland in anspruchsvollen industriellen Produktgruppen

Produktgruppen

aus China 2022 (2000)

aus Deutschland 2022 (2000)

Chemische Erzeugnisse

8,2% (0,9%)

15,3% (17,3%)

Pharma u.ä. Erzeugnisse

2,8% (1,1%)

12,3% (11,4%)

Metallerzeugnisse

15,4% (4,4%)

17,8% (21,9%)

DV-Geräte, elektronische und optische Erzeugnisse

27,4% (4,5%)

9,3% (10,7%)

Elektrische Ausrüstungen

23,7% (6,3%)

15,5% (18,7%)

Maschinen

11,4% (1,6%)

20,5% (23,2%)

Kraftwagen und -teile

3,5% (0,1%)

22,0% (25,8%)

Sonstige Fahrzeuge

7,6% (1,1%)

9,9% (13,7%)

Quelle: IW Köln; eigene Darstellung

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