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Linkskandidat zieht überraschend in Stichwahl in Guatemala ein

Dem Linkskandidaten Bernardo Arévalo ist bei der ersten Runde der Präsidentenwahl in Guatemala überraschend der Einzug in die Stichwahl gelungen.

Agentur
sda
26.06.23 - 18:05 Uhr
Politik
Bernardo Arevalo, Präsidentschaftskandidat der Partei Movimiento Semilla (Bewegung Saatgut), kommt im Wahlcomputerzentrum an. Arevalo ist bei der ersten Runde am Sonntag unerwartet der Einzug in die entscheidende Abstimmung gelungen. Foto: Santiago Billy…
Bernardo Arevalo, Präsidentschaftskandidat der Partei Movimiento Semilla (Bewegung Saatgut), kommt im Wahlcomputerzentrum an. Arevalo ist bei der ersten Runde am Sonntag unerwartet der Einzug in die entscheidende Abstimmung gelungen. Foto: Santiago Billy…
Keystone/AP/Santiago Billy

Der Bewerber der linken Partei Movimiento Semilla kam auf 11,8 Prozent der Stimmen, wie das Wahlamt des mittelamerikanischen Landes nach der Auszählung fast aller Stimmen am Montag mitteilte. Stärkste Kandidatin wurde in der ersten Wahlrunde mit 15,7 Prozent die frühere Präsidentengattin Sandra Torres von der sozialdemokratischen Partei UNE. Torres und Arévalo treten nun bei der Stichwahl am 20. August gegeneinander an.

Arévalo ist der Sohn des ersten demokratisch gewählten Präsidenten Guatemalas, Juan José Arévalo (1945-1951). Der 64-Jährige will im Falle eines Wahlsiegs vor allem gegen die weit verbreitete Korruption vorgehen. In jüngsten Umfragen hatte der Abgeordnete und frühere Botschafter in Spanien gerade mal auf dem achten Platz gelegen.

Die Abstimmung am Sonntag war von Manipulationsvorwürfen überschattet. Mehrere Kandidaten waren aus umstrittenen Gründen ausgeschlossen worden. Der unbeliebte konservative Präsident Alejandro Giammattei durfte laut Verfassung nach seiner vierjährigen Amtszeit nicht erneut antreten. In dem mit rund 17 Millionen Einwohnern bevölkerungsreichsten Land Mittelamerikas wurden auch Abgeordnete und Bürgermeister gewählt.

Ihrem Unmut über das politische Establishment machten die Bürger auch an den Urnen Luft. 17,3 Prozent der Wähler machten ihre Stimmen mit dem sogenannten «voto nulo» absichtlich ungültig.

Oppositionelle und unabhängige Experten hatten in Zweifel gezogen, dass die Wahlen unter fairen Bedingungen stattfinden würden. Auch die Europäische Union und die US-Regierung äusserten Sorge. Kandidaten würden aus «scheinbar willkürlichen Gründen» von der Wahl ausgeschlossen, prangerte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, an. Zudem wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Anti-Korruptionsrichterinnen und Staatsanwälte strafrechtlich verfolgt und ins Exil getrieben.

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