Demo in Landau (Foto: SWR)

"Wir haben Angst, dass unsere Kinder gemobbt werden!"

Landau: Darum demonstrieren Eltern gegen Inklusion in der Grundschule

Stand

Am Freitagmittag wurde es laut auf dem Landauer Rathausplatz. Schüler, Eltern und Lehrkräfte einer Förderschule haben gegen Inklusions-Pläne des Landes protestiert.

Es sind vor allem drei Dinge, die den Eltern der Landauer Nordringschule, einer Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen, Sorgen machen. Kinder mit und ohne Lernschwierigkeiten sollen gemeinsam in die Grundschulzeit starten. Dafür plant das Bildungsministerium, dass alle Schulanfänger zunächst an der Grundschule ihres Wohnortes angemeldet werden müssen. Eine Festlegung auf eine Förderschule noch vor der ersten Klasse soll nur noch in wenigen Fällen möglich sein.

Demo in Landau (Foto: SWR)
Schüler, Eltern und Lehrkräfte einer Förderschule haben in Landau gegen Inklusions-Pläne des Landes protestiert.

Land will Inklusion verbessern

Das Land Rheinland-Pfalz will damit die Inklusion verbessern. Was erst einmal gut klingt, kommt bei den Eltern der Landauer Nordringschule, einer Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen, gar nicht gut an. "Wir haben Angst, dass die Kinder auf einer normalen Regelschule untergehen", sagt Schulelternsprecherin Sandra Völker im Video:

Gewerkschaft GEW fordert deutlich mehr Geld und Personal

Die Bildungsgewerkschaft GEW unterstützt prinzipiell die Pläne des Bildungsministeriums. Aber: "Die Ressourcen in den Grundschulen reichen dafür bei Weitem nicht aus", sagt GEW-Landesvorsitzender Klaus-Peter Hammer. Er fordert einen Masterplan und mehr Personal.

"Wenn das Land ernst meint, dass Inklusion und gemeinsames Lernen stattfinden sollen, dann kostet das Geld und das muss dann auch in die Hand genommen werden."

Das Land hat bereits angekündigt, in den kommenden Jahren in Rheinland-Pfalz insgesamt mehr als 250 zusätzliche Planstellen für Lehrkräfte, pädagogische Fachkräfte und weiteres Personal einzurichten. "Diese Planstellen entstehen in verschiedenen Bereichen der inklusiven Bildung, zum Beispiel an Schwerpunktschulen und an den Förder- und Beratungszentren", schreibt das Bildungsministerium auf Anfrage.

Landau Förderschule (Foto: SWR)
Elternsprecherinnen Sandra Völker und Bianca Heintz: "Wir haben halt Angst"

Förderschule: Kein Abschluss mehr in der 10. Klasse?

Außerdem fordern die Eltern der Landauer Nordringschule, dass dort auch weiterhin Jugendliche in einer freiwilligen 10. Klasse ihre Berufsreife ablegen können. Auch das soll nach Plänen der Landesregierung nach dem Schuljahr 2027/28 wegfallen. Wer auf der Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen ist und diesen Abschluss haben will, müsste zum Beispiel auf eine Berufsbildende Schule oder eine Realschule plus wechseln.

"Mein Sohn wäre an einer anderen Schule total überfordert. Ob er an einer BBS seinen Abschluss überhaupt schaffen würde, das wäre die Frage."

Dieter Vonniedas Sohn geht aktuell in die 9. Klasse der Nordringschule Landau. Und Vonnieda sagt: "Wenn der Abschluss der Berufsreife hier nicht mehr möglich ist, dann werden viele der Jugendlichen durchs Raster fallen und überhaupt keinen Schulabschluss machen."

Neustadt

Kritik auch von der Gewerkschaft Gegen Zwangsversetzung von Lehrkräften: Demo der Schubert-Schule in Neustadt

In Neustadt an der Weinstraße haben am Freitag rund 80 Lehrkräfte, Eltern und Kind der Schubert-Schule demonstriert - gegen die Pläne der Landesregierung Förderschullehrer aus Personalmangel zu versetzen.

Am Morgen SWR4 Rheinland-Pfalz

Das Bildungsministerium hält dagegen: nach einem Wechsel von der Förderschule an eine Regelschule würden die Jugendlichen "sonderpädagogische Unterstützung" erhalten. Die beteiligten Schulen würden dafür kooperieren und Konzepte erarbeiten. "Damit können die freiwilligen 10. Schuljahre an den Förderschulen perspektivisch auslaufen."

Auch dazu äußert sich die Bildungsgewerkschaft GEW. Landesvorsitzender Hammer sagt, sein persönlicher Vorschlag sei, die Eltern entscheiden zu lassen, ob ihr Kind die Berufsreife in einem freiwilligen 10. Jahr an der Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen ablegt oder dafür auf eine Regelschule wechselt.

Landau Förderschule (Foto: SWR)

Kritik auch an geplanten Versetzungen von Förderschul-Lehrkräften

Und auch die geplanten Versetzungen von Lehrkräften an Förderschulen, um den Lehrermangel an Förderschulen im Norden von Rheinland-Pfalz aufzufangen, waren Thema bei der Landauer Kundgebung am Freitag. Durch das Personalkarussell, dass das Land dafür in Gang setzt, fallen auch Förderstunden an sogenannten Schwerpunktschulen in Landau weg.

An der Demo auf dem Landauer Rathausplatz haben am Freitag etwa 250 Kinder, Jugendliche, Lehrkräfte und Eltern teilgenommen.

Neustadt

Kritik auch von der Gewerkschaft Gegen Zwangsversetzung von Lehrkräften: Demo der Schubert-Schule in Neustadt

In Neustadt an der Weinstraße haben am Freitag rund 80 Lehrkräfte, Eltern und Kind der Schubert-Schule demonstriert - gegen die Pläne der Landesregierung Förderschullehrer aus Personalmangel zu versetzen.

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Rheinland-Pfalz

250 zusätzliche Planstellen für Inklusionsarbeit Inklusion an Schulen: RLP mit neuen "Leitplanken" für gemeinsames Lernen

Seit 2014 sind in Rheinland-Pfalz die Rechte von Menschen mit Behinderungen im Schulbereich rechtlich verankert. Am Mittwoch stellte die Landesregierung neue Inklusions-Pläne vor.

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Neustadt

Beim großen Demokratiefest in Neustadt "Totaler Burner": Neustadter Förderschule bekommt Demokratie-Preis

Nicht nur Alt-Bundespräsident Joachim Gauck hat am Sonntag beim Demokratiefest in Neustadt einen Preis verliehen bekommen. Auch die Schüler der Schubert-Schule wurden ausgezeichnet.

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