Vom Sangweiher ist nicht viel mehr übrig als ein schlammiger Tümpel.  (Foto: SWR, Christian Altmayer )

Folgen der Dürre

Nach wochenlanger Trockenheit - Massensterben in Eifeler Weiher

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Christian Altmayer
Foto von Christian Altmayer, Redakteur bei SWR Aktuell im Studio Trier (Foto: SWR)

Nach Wochen ohne Regen war 2022 kein Wasser mehr im Sangweiher. Viele Fische, Vögel und Insekten sind verendet. Eine weitere ökologische Katastrophe soll verhindert werden.

Ein schlammiger Tümpel - mehr war im Sommer 2022 nicht übrig geblieben vom einst so idyllischen und artenreichen Sangweiher. Das Natur- und Vogelschutzgebiet in Schalkenmehren (Landkreis Vulkaneifel): ausgetrocknet.

Dort, wo früher das Wasser stand, erstreckte sich ein Meer aus Schlick. Fischkadaver vermoderten in der Hitze. Ein fauliger Geruch lag in der Luft.

Ausgetrockneter Weiher schockiert Umweltschützer

"Es ist eine Katastrophe, was hier passiert ist", sagt Josef Wagner vom Naturschutzbund (NABU) in Daun. So trocken hat der Naturschützer aus Ellscheid den Weiher in 40 Jahren nur einmal zuvor erlebt.

Vom Sangweiher ist nicht viel mehr übrig als ein schlammiger Tümpel.  (Foto: SWR, Christian Altmayer )
Gerd Ostermann (links) und Josef Wagner (rechts) kümmern sich um den Sangweiher in Schalkenmehren.

2012 lief der Weiher schon einmal leer. Allerdings war damals eine undichte Stelle im Damm der Grund.

Wochenlange Dürre trocknet die Gewässer der Eifel aus

Vergangenes Jahr hat die wochenlange Dürre eines der bedeutendsten Vogelschutzgebiete der Eifel zu einer Pfütze zusammenschrumpfen lassen. Kein Einzelfall. Auch viele andere Flüsse und Weiher in der Region Trier waren ausgetrocknet.

"Diesmal gab es kein technisches Problem. Das lag allein am Klima."

Zuerst versiegten die Bäche, die in den Sangweiher fließen. Dann verschwand auch das Wasser im Weiher zusehens - mit fatalen Folgen für das Leben im Naturschutzgebiet.

Vom Sangweiher ist nicht viel mehr übrig als ein schlammiger Tümpel.  (Foto: SWR, Christian Altmayer )
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Vom Sangweiher ist nicht viel mehr übrig als ein schlammiger Tümpel.  (Foto: SWR, Christian Altmayer )
Nur eine kleine, flache Wasserfläche ist noch zu sehen. Bild in Detailansicht öffnen
Vom Sangweiher ist nicht viel mehr übrig als ein schlammiger Tümpel.  (Foto: SWR, Christian Altmayer )
Der Schlamm ist an einigen Stellen metertief. Wer ihn betritt, droht reinzurutschen. Bild in Detailansicht öffnen
Vom Sangweiher ist nicht viel mehr übrig als ein schlammiger Tümpel.  (Foto: SWR, Christian Altmayer )
Tote Fische wie dieser Kadaver eines Karpfens liegen im Schlick. Bild in Detailansicht öffnen
Vom Sangweiher ist nicht viel mehr übrig als ein schlammiger Tümpel.  (Foto: SWR, Christian Altmayer )
Von oben ist das Ausmaß der Trockenheit noch besser zu erkennen. Bild in Detailansicht öffnen

Neun Karpfen wurden gerettet

In einer gemeinsamen Aktion haben Angler, Feuerwehrleute und Naturschützer zwar einige Karpfen und andere Fische retten und ins nahe Schalkenmehrener Maar überführen können. Ein Großteil der Körper konnte aber nur tot aus dem Schlamm geborgen werden.

Auch Insekten und Amphibien sind gestorben

"Dramatisch war die Situation auch für alle Wasserinsekten, wie zum Beispiel Libellen, aber auch für Amphibien", sagt Gerd Ostermann, Biotopbetreuer im Landkreis Vulkaneifel. Ohne ihren gewohnten Lebensraum seien fast alle Lebewesen rund um den Weiher gestorben.

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"Als wir hier ankamen, um die letzten Fische zu retten, ist mir von dem Gestank des Weihers fast übel geworden."

Zu wenig Futter für die Zugvögel

Die Vögel hingegen fanden erstmal einen gedeckten Tisch vor. Sie verschlangen alles, was an toten Tieren im Schlamm trieb. Das heißt im Umkehrschluss aber auch, dass für Zugvögel wie Kraniche, Enten und Silberreiher, die im Herbst hier Rast machen, nicht mehr viel übrig bleibt, befürchten die Naturschützer.

Drei Kraniche stehen auf einem Feld (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)
Auch Kraniche sind jedes Jahr zu Gast am Sangweiher. Es ist fraglich, ob sie dieses Jahr noch genug zu fressen bekommen.

Extremwetter wird immer häufiger

Was Ostermann und Wagner Sorgen macht: Solche Trockenjahre treten durch den Klimawandel immer häufiger auf. Und auch der Sangweiher droht dann wieder auszutrocknen - zumindest, wenn die Naturschützer nicht gegensteuern.

Nach Angaben der Kreisverwaltung Vulkaneifel soll dafür jetzt ein mehrstufiger Notfallplan mit den zuständigen Behörden ausgearbeitet werden. Den neuen Ideen zufolge soll mit dem bereits bestehenden Stauwerk am Weiher zukünftig das Wasser so reguliert werden, dass das Gewässer im heißen Sommer nicht austrocknen kann.

Sollte das Wasser dennoch drastisch sinken, soll es außerdem einen Plan geben, um die Fische im Weiher rechtzeitig zu retten. Anders ginge es in Zeiten des Klimawandels nicht mehr.

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