Zu viel Kalzium im Blut (Foto: IMAGO, imago images/Andreas Berheide)

Hyperkalzämie

Was passiert bei zu viel Kalzium im Blut?

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Katharina Ditschke
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Lilly Zerbst
Ralf Kölbel

Rund ein Prozent der Deutschen haben zu viel Kalzium im Blut. Die Betroffenen haben lange keine Beschwerden und werden erst spät diagnostiziert. Dabei können erhöhte Kalziumwerte auch Warnhinweise für unterschiedliche Erkrankungen sein und andere Krankheiten nach sich ziehen.

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Bei vielen Laboruntersuchungen wird der Kalzium-Wert im Blut routinemäßig noch nicht mitbestimmt. Dabei können selbst leicht erhöhte Werte auf Dauer unserer Gesundheit schaden oder ein Symptom für verschiedene Erkrankungen sein.

Die erhöhten Kalziumwerte im Blut werden oft nur per Zufall entdeckt, denn die Betroffenen sind oft lange beschwerdefrei. Deshalb sollte der Kalziumwert regelmäßig bestimmt und beobachtet werden, raten die beiden Deutschen Fachgesellschaften für Endokrinologie und Diabetes.

Ist zu kalziumreiche Nahrung schädlich?

Über die Ernährung könne man eigentlich nicht zu viel Kalzium zu sich nehmen, so der Internist Dr. Stephan Scharla aus Bad Reichenhall. Denn der Körper schaffe es, die Kalziumaufnahme im Darm zu regulieren und so einen Überschuss an Kalzium zu vermeiden. Das überschüssige Kalzium würde dann über die Nieren ausgeschieden, so Scharla.

Kalziumreiche Nahrungsmittel - Überschüssiges Kalzium, das über die Nahrung aufgenommen wurde, wird normalerweise wieder ausgeschieden.  (Foto: IMAGO, IMAGO/YAY Images)
Überschüssiges Kalzium, das über die Nahrung aufgenommen wurde, wird normalerweise wieder ausgeschieden. Ist dieser Prozess jedoch gestört, kann es zu einem erhöhtem Kalziumspiegel im Blut kommen.

Hohe Kalziumwerte deuten auf Erkrankung hin

Ein erhöhter Kalziumspiegel sei auf der anderen Seite als Warnzeichen zu deuten, dass möglicherweise eine Erkankung vorliegt, sagt Scharla:

„Wenn der Kalziumspiegel im Blut ansteigt, ist es immer ein Hinweis darauf, dass Krankheitsbilder oder andere Ursachen dahinterstecken.“

Zu viel Kalzium im Blut ist gesundheitsschädlich

Ein dauerhaft, wenn auch nur gering erhöhter Kalziumspiegel kann der Gesundheit schaden, so Scharla. Er kann langfristig etwa zu Nierensteinen, Magen-Darm-Beschwerden und Gefäßerkrankungen führen. Außerdem kann er ein Symptom für verschiedene Erkrankungen sein.

Deshalb sollten die Kalziumwerte im Blut regelmäßig überprüft werden, raten Fachleute der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie und Deutschen Diabetes Gesellschaft. Denn, so stellten die Experten fest: Etwa ein Prozent der Gesamtbevölkerung und sogar drei Prozent der Frauen nach den Wechseljahren haben leicht erhöhte Werte – oft ist das ein Zufallsbefund.

Ein erhöhter Kalziumspiegel kann letztlich auch zu Gefäßerkrankungen wie Arteriosklerose führen. (Foto: IMAGO,  IMAGO/Design Pics)
Ein erhöhter Kalziumspiegel kann letztlich auch zu Gefäßerkrankungen wie Arteriosklerose führen.

Welche Symptome treten bei zu hohen Kalziumwerten auf?

Zu Beginn einer Hyperkalzämie zeigen sich meist nur unklare Symptome: Das können Müdigkeit sein, Magen-Darm-Beschwerden, Schlafstörungen oder auch verminderte Leistungsfähigkeit, so Scharla. Solche Beschwerden sehe er als Endokrinologe sehr häufig und dann achte er auf den Kalziumspiegel.

Wenn so typische Symptome wie Herzrhythmusstörungen auftreten, ist die Kalzium-Stoffwechselstörung schon weit fortgeschritten. Die milden Formen verursachen leider eher nur unspezifische Symptome.

Störung der Nebenschilddrüse sorgt für hohe Kalziumwerte

Wie es zu einem erhöhten Kalziumspiegel kommt, der unserer Gesundheit schaden könnte, dazu gibt es verschiedene Gründe: Die häufigste Ursache für einen erhöhten Kalzium-Blutspiegel ist eine Überfunktion der Nebenschilddrüsen. Eines oder mehrere der vier kleinen, „neben“ der Schilddrüse angesiedelten Organe schütten ein Hormon aus, das den Kalziumhaushalt reguliert. Liegt eine Überfunktion der Nebenschilddrüsen vor, funktioniert dieser Mechanismus nicht mehr richtig. Der Grund hierfür ist in den meisten Fällen ein gutartiger Tumor, ein Nebenschilddrüsenadenom.

In vielen Fällen ist eine Überfunktion der Nebenschilddrüsen die Ursache für einen erhöhten Kalziumspiegel im Blut. (Foto: IMAGO, imago)
In vielen Fällen ist eine Überfunktion der Nebenschilddrüsen die Ursache für einen erhöhten Kalziumspiegel im Blut.

Ursache für hohen Kalziumspiegel ist heilbar

Dies sei an der Ursache behandelbar, so Scharla. Deshalb sei es wichtig, dem nachzugehen. Zum Beispiel könne man eine gutartige Wucherung an der Nebenschilddrüse operativ entfernen und den Patienten so heilen.

Die kontroverse Diskussion besteht darin, wie man mit sehr milden Formen der Nebenschilddrüsenüberfunktion umgehen soll. Es gibt Daten, dass nach zehnjähriger Nachbeobachtung von Patienten mit leichten Formen keine erhöhte Anzahl von sekundären Organschäden aufgetreten sind.

Dennoch könne mit der Zeit die Knochendichte abnehmen, was wiederum zu erhöhter Knochenbruchgefahr führe.

Auch Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel können Kalziumspiegel beeinflussen

Aber auch vermeintlich harmlosere Gründe können den Kalziumspiegel über die Normwerte hinaus erhöhen. Entwässernde Medikamente zum Beispiel. Und, wichtig aber oft übersehen: hoch dosierte Kalziumpräparate. Die können sich nämlich – anders als Kalzium aus der Nahrung – im Körper in bedenklichen Mengen anreichern. Auch die tägliche Einnahme großer Dosen Vitamin D über mehrere Monate kann dazu führen, dass über den Verdauungstrakt wesentlich mehr Kalzium aufgenommen wird.

Scharla und Kollegen fordern nun, dass der Kalziumwert künftig mehr beachtet und bei Blutuntersuchungen mitbestimmt wird. Patienten mit erhöhten Werten sollten engmaschig weiterbetreut werden. So ließen sich im späteren Verlauf Folgekrankheiten rechtzeitig entdecken.

Kalzium ist u.a. wichtig für den Knochenbau. Doch ein Zuviel an Kalzium kann z.B. auch Gefäßerkrankungen und andere Beschwerden hervorrufen. (Foto: IMAGO,  IMAGO/Design Pics)
Kalzium ist u.a. wichtig für den Knochenbau. Doch ein Zuviel an Kalzium kann z.B. auch Gefäßerkrankungen und andere Beschwerden hervorrufen.

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