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«Ein Seufzer lief Schlittschuh auf nächtlichem Eis ...»

Kathrin Steiner
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2014 01 05_0196_bearbeitet-1.jpg Sven Koller
2014 01 05_0203_bearbeitet-1.jpg Peter M. Wettler
2014 01 05_0187.JPG Esther Tonini
2014 01 05_0210.JPG Mario Fehr

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Manuel Peer

Einer schönen Tradition folgend, haben sich Esther Tonini, Sven Koller und Peter M. Wettler, verstärkt durch Regierungsrat Mario Fehr, dem Dietiker Publikum mit selbst ausgesuchten Texten präsentiert. Der Titel «Königskuchen und köstliche Geschichten» passte zum bevorstehenden Dreikönigstag, liess aber den Vortragenden grosse Freiheit in der Auswahl ihrer Texte. Für die musikalische Umrahmung sorgten Sarah und Marianne Gross, die ihr virtuoses Können an Trompete und Klavier unter Beweis stellten.

«Welche Auswirkungen hat eine Einladung zur Lesung der SP Dietikon auf die Zeit der Festtage?» fragte Mario Fehr das Publikum, um gleich selber zu antworten: Man liest in diesen Tagen einfach sehr viel, um die beste Geschichte zu finden.

Für Stadträtin Esther Tonini war die Erzählung «Die Weihnachtsgans» ihr Favorit, eine lustige und überraschende Geschichte um eine Gans, die ein Braten werden sollte.

Sven Koller, der sich als SP-Kandidat für die Dietiker Exekutive bewirbt, trug mehrere kurze Texte vor, darunter die Fabel vom Tragtier Esel, der schliesslich getragen wird. Und im Hinblick auf die Dietiker Politik zitierte er Mahatma Gandhi: «Die Geschichte lehrt die Menschen, dass die Geschichte die Menschen nichts lehrt.»

Peter Wettler erzählte den zahlreichen Zuhörenden das Märchen von Ludwig Bechstein, das von einem König handelte, der eine seiner Töchter zur Nachfolgerin auswählen musste. Es sollte diejenige sein, welche ihm das Unentbehrlichste bringt. Nach etlichen Fehleinschätzungen erkennt er das Wesentliche: «Salz ist absolut unentbehrlich». Und wählt die jüngste Tochter zur neuen Königin.

Regierungsrat Mario Fehr schliesslich war über die Festtage auf eines der Gedichte von Christian Morgenstern gestossen, wie immer mit überraschendem Ausgang:

Ein Seufzer lief Schlittschuh auf nächtlichem Eis
und träumte von Liebe und Freude.
Es war an dem Stadtwall, und schneeweiss
glänzten die Stadtwallgebäude.

Der Seufzer dacht' an ein Maidelein
und blieb erglühend stehen.
Da schmolz die Eisbahn unter ihm ein –
und er sank – und ward nimmer gesehen.

Die Zuhörenden waren sich einig: Ein gelungener Auftakt zum Wahlkampf 2014, der die Kandidierenden von einer sonst unbekannten Seite zeigte. Ihr Applaus galt gleichermassen den Musik- und den Text-Vorträgen.