Wer zu verbissen ist, dem gelingt wenig

Michelle Basler aus Rickenbach hat sich dem Skirennsport verschrieben. Im Oktober wird sie 17jährig und steht bereits in der Vorstufe zu einem nationalen Kader. Nun richtet sich ihr Fokus aber erst einmal auf die bevorstehende Lehre.

Urs Nobel
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Michelle Basler hat auf den Ski grosse Fortschritte erzielt. (Bild: übc)

Michelle Basler hat auf den Ski grosse Fortschritte erzielt. (Bild: übc)

SKI ALPIN. Für Michelle Basler aus Rickenbach haben sich in den letzten Wochen einschneidende Änderungen ergeben. Einerseits ist sie im Nationalen Leistungszentrum Davos aufgenommen worden, und andererseits steht sie davor, eine Berufslehre zu beginnen. Schule und Spitzensport, das lässt sich in der Regel gut vereinen, wenn ein Sportler zielgerichtet an sich arbeitet und bei passender Gelegenheit von den Eltern zusätzlich «motiviert» wird. Problematisch wird es meistens dann, wenn der Sportler – oder wie im Falle von Michelle Basler die Sportlerin – eine Berufslehre beginnt. Dann fehlt oft die Zeit für ein geregeltes Training oder für Wettkämpfe, und meistens sind die Lernenden auch oft zu müde, um am Abend noch grosse Sprünge zu machen.

Vater ist Arbeitgeber

Für Michelle Basler ist das aber kein Problem. «Ich werde einen toleranten Arbeitgeber haben», schmunzelt die junge Frau. Damit meint sie ihren Vater, bei dem sie eine Maurerlehre beginnen wird. Wohl weiss die Thurgauerin, dass dieser Beruf sehr streng sein wird. «Diese Arbeit gibt mir aber auch eine ausgezeichnete Grundkraft, die ich mir somit nicht mühsam im Training erarbeiten muss.» Die junge Skirennfahrerin gibt an, dass sie über gute körperliche Voraussetzungen für ihren zu lernenden Beruf auf dem Bau habe. «Ich werde zwar am Abend müde, aber auch fit sein.» Michelle Basler weiss aber jetzt schon, dass ihr Vater nicht immer Arbeit für sie haben wird und sie somit immer noch zusätzlich trainieren oder administrative Arbeiten wie beispielsweise Sponsorenpflege erledigen kann.

Übung macht den Meister

Vor sieben Jahren hat Michelle Basler erste Schritte im Skirennsport gemacht und dafür ist sie auch Mitglied des Skiclub Speer geworden. «Ich trainierte aber nur wenig und entsprechend fuhr ich in den Rennen nur hinten hinein.» Mit gesteigertem Trainingsaufwand kamen aber auch die Resultate, die es mit sich brachten, dass sie unterdessen ins Nationale Leistungszentrum Davos aufgenommen wurde. Deshalb hat sie auch einen Vereinswechsel vollzogen und fährt für den Skiclub Flums, einem Verein des Sarganserländer Skiverbands. Hier fühlt sie sich gut aufgehoben und dies, obwohl der Weg nach Flums jeweils weit ist. «Doch das lohnt sich», ist die Skirennfahrerin überzeugt. «Wir treffen auf den Flumserbergen gute Bedingungen zum Trainieren an, die Pisten werden für uns jeweils abgesperrt.»

Am liebsten Slalom

Die Vorlieben der Hinterthurgauerin gelten den Disziplinen Riesenslalom und Slalom. Insbesondere im Slalom vermag Michelle Basler ihre Athletik und Technik wirkungsvoll einzubringen. Die Speed-Disziplinen liegen ihr weniger. «Da benötigt man in erster Linie super Material und ein gutes Gleitvermögen.» Bezüglich Material geht es bei ihr aber auch einen Schritt vorwärts. Sie zeigt grosse Genugtuung, dass ihr dieses künftig zur Verfügung gestellt wird (Atomic). Den Skianzug bezieht sie vergünstigt beim Schweizer Skiverband.

In den nächsten zwei Jahren möchte Michelle Basler in das C-Kader aufgenommen werden. Bis dahin konzentriert sie sich auf Fis-Rennen und Resultatpunkte. Dieses Ziel sei realistisch, sagt die Skirennfahrerin, die zwar ehrgeizig ist, aber nicht zu verbissen. «Das wäre leistungshemmend. Wer zu verbissen ist, dem gelingt wenig.» Zweifel, ihre Ziele zu erreichen, hatte Michelle Basler aber kurzzeitig auch schon, da sie sich vor zwei Jahren schwer am linken Knie verletzt hatte. «In einem solchen Fall muss man zwar analysieren, warum es passiert ist. Jedoch habe ich keinen Gedanken daran verschwendet, dass es wieder geschehen könnte.»

Vorerst denkt Michelle Basler aber vor allem an ihre Lehre als Maurerin. «Ich werde die Lehre auf jeden Fall durchziehen. Ein Abschluss ist in jedem Fall wichtig.» Auch, weil sie einmal das Geschäft ihres Vaters übernehmen kann? «Daran denke ich überhaupt nicht, das ist so weit weg.»