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Sein eigener ärgster Feind

Ein PR-hungriger Wichtigtuer? Unternehmer Elon Musk. Foto: Keystone

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Elon Musk ist ein Visionär mit dem Ehrgeiz eines Missionars. Er baut Autos, fliegt in den Weltraum, gräbt Tunnel für Turbo-Züge und produziert ein U-Boot. Er verkauft auch Flammenwerfer als Spielzeuge für Erwachsene. Doch am meisten brennt er selber, und kann sich nicht helfen.

Vor wenigen Wochen erst schien Elon Musk endlich dort, wo er zu sein brauchte. Tesla produzierte in einer Woche 5000 Exemplare des Model 3 und zeigte zum ersten Mal, dass das Unternehmen profitabel werden könnte. Tesla war deswegen für eine kurze Zeit mehr wert als General Motors und Ford. Doch das genügte dem Ruhelosen nicht. Er twitterte und attackierte die Medien, die Analysten, die Rivalen, die Partner, die Angestellten. Er regte sich sogar darüber auf, dass Medien ihn als «Milliardär» bezeichnet hatten. Das ist zwar zutreffend, doch er verstand es als Kritik an seinem Können als Unternehmer.

Auf dem Flug nach Shanghai, wo die erste Tesla-Fabrik in China entstehen soll, machte er einen Zwischenhalt in Thailand. Denn dort wurde er gebraucht, dachte er. Es galt, zwölf junge Fussballer und ihren Trainer aus einer überfluteten Höhle zu retten. Und er hatte die Lösung mitgebracht. Ein Mini-U-Boot, in aller Eile aus Bestandteilen seiner Raketen zusammengebastelt. Gut gemeint, aber ungeeignet für die verwinkelte und enge Höhle.

Was dann folgte, war unverzeihlich. In einem hässlichen Tweet unterstellte der 47-jährige fünffache Familienvater Elon Musk dem britischen Taucher Vern Unsworth, einem der ersten Helfer vor Ort, pädophil zu sein. Woher er die Anschuldigung nahm, ist unklar, was ihn antrieb, ist offensichtlich: Er war beleidigt. Ein Experte entlarvte den Visionär als PR-hungrigen Poseur. Musk löschte zwar den Tweet, doch der Taucher behält sich einen Verleumdungsprozess vor. Was Musk mit einem enormen Einsatz seiner Mitarbeiter bei Tesla erreicht hat, hängt nun wieder in der Schwebe. Selbst gutgesinnte Investoren wenden sich ab. Sie drohen mit dem Rückzug und fordern eine klare Entschuldigung. Doch Musk zieht es vor, die Menschheit zu retten, wie er stets betont und mit dem Projekt einer Kolonie auf dem Mars beweisen will.

Elon Musk ist ein getriebener Mensch und weiss das. Angesprochen auf seine Unruhe, räumte er letztes Jahr ein, er leide an einer bipolaren Störung. Es falle ihm schwer, sein «wunderbares Leben» voll zu geniessen. «Die Realität ist höchste Höhen, schreckliche Tiefen und nie nachlassender Stress.» Eine Lösung habe er nicht. «Das echte Problem mag sein, dass ich nicht einlösen kann, wozu ich mich verpflichtet habe.»

Das persönliche Leiden teilt Musk mit vielen anderen, auch mit Unternehmern vom Format eines Steve Jobs. Der Apple-Gründer hatte viele Züge eines destruktiven Narzissten an sich und drohte die Firma zu ruinieren. Er wurde entmachtet, ging in sich und konzentrierte sich danach darauf, was er am besten konnte: das Design und die Integration der Apple-Produkte. Musk aber gehört zu einer ganz neuen Generation von Silicon-Valley-Technokraten. Sie wissen es immer besser. Sie sind arrogant wie Facebook-Chef Mark Zuckerberg, unausstehlich wie Uber-Gründer Travis Kalanick, und sie vertrauen der künstlichen Intelligenz mehr als den Menschen. Sie wären gerne Vorbilder, doch dazu fehlt ihnen die Bescheidenheit. Die Erkenntnis, die Musk zieht, ist tragisch: «Wer eine Eintrittskarte in die Hölle kauft, kann nicht der Hölle schuld geben...»