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Beschädigter Teil der Krim-Brücke.

© REUTERS/CRIMEA24TV

Update

Krim-Brücke „hat sich ‚schlafen‘ gelegt“: Ukrainische Marine steckt offenbar hinter Drohnenangriff

Auf dem Zugang zur von Russland besetzten Halbinsel gibt es lange Staus, der Zugverkehr läuft wieder. Berichten zufolge gab es zuvor zwei Explosionen mit zwei Todesopfern.

| Update:

Rund neun Monate nach der schweren Explosion auf der Kertsch-Brücke zwischen Russland und der von Moskau besetzten ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim hat es dort am Montagmorgen offenbar zwei neue Explosionen gegeben.

Hinter dem Angriff stecken nach Angaben aus Kiew die ukrainische Marine und ukrainische Spezialkräfte. Der Angriff sei eine „Spezialoperation“ des ukrainischen Inlandsgeheimdienstes SBU und der Marine gewesen, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP aus SBU-Kreisen.

Bei dem Angriff auf die Brücke zwischen der russischen Region Krasnodar und der Halbinsel seien Marinedrohnen zum Einsatz gekommen. Zum Vorgehen der ukrainischen Kräfte hieß es aus Kreisen des SBU gegenüber AFP, es sei „schwer“, aber „am Ende möglich“ gewesen, die Brücke zu erreichen.

Eine offizielle Bestätigung für eine Beteiligung an dem Vorfall gibt es noch nicht aus Kiew. Der ukrainische Präsidentenberater Michailo Podoljak schrieb auf Twitter, alle „illegalen Einrichtungen“, die dazu genutzt würden, „russische Massenmordinstrumente“ zu liefern, hätten „notwendigerweise ein kurzes Leben“.

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Nachdem Russland am Montagmorgen noch von einem „Notfall“ berichtete, wurde wenig später offiziell von einem „Terrorakt“ gesprochen. Die Brücke sei von Überwasserdrohnen attackiert worden, teilte das russische Anti-Terror-Komitee mit.

Wenige Stunden später stoppte Russland das Abkommen zum Export ukrainischen Getreides. Moskau beschuldigt die Ukraine, die USA und Großbritannien, hinter dem Angriff zu stecken.

Dieses Foto soll beschädigte Teile der Krim-Brücke zeigen.
Dieses Foto soll beschädigte Teile der Krim-Brücke zeigen.

© Uncredited/OSTOROZHNO NOVOSTI/AP/dpa

„Der Angriff auf die Krim-Brücke heute wurde von dem Regime in Kiew verübt. Bei diesem Regime handelt es sich um ein terroristisches und es weist alle Merkmale einer international organisierten Verbrecherbande auf“, sagte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa.

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Die Entscheidungen würden demnach von ukrainischen Politikern und dem Militär „mit unmittelbarer Hilfe von amerikanischen und britischen Geheimdiensten und Politikern“ gefällt, sagte Sacharowa weiter.

Der SBU äußerte sich unterdessen wie schon beim Anschlag im Oktober 2022 zur neuen Explosion auf der Brücke. „Erneut hat sich die Brücke ‚schlafen‘ gelegt. Und eins ... zwei!“, teilte der Geheimdienst mit.

Der Sprecher des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Andrij Jussow, sagte dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen in Kiew: „Man kann nur die Worte des Militärgeheimdienstchefs Kyrylo Budanow zitieren, dass ‚die Krimbrücke eine überflüssige Konstruktion ist‘.“

Russland meldet zwei Todesopfer

Die ukrainische Nachrichtenagentur RBC-Ukraine hatte am Montagmorgen gemeldet, auf der Brücke seien Explosionen zu hören gewesen. Bei Telegram hieß es im der Söldnergruppe Wagner zugeschriebenen Benutzerkonto „Grauzone“, dass es um 03.04 Uhr und 03.20 Uhr Ortszeit zwei Einschläge auf der Brücke gegeben habe.

Der Gouverneur der an die Krim angrenzenden russischen Region Krasnodar, Wenjamin Kondratjew, rief Bewohner der Region auf Telegram auf, die Brücke zu meiden. Falls Menschen auf die Krim fahren wollten, sollten sie die „neuen Regionen Russlands“ nutzen, womit Kondratjew von Russland besetztes ukrainisches Gebiet meinte.

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Ein Mann und eine Frau seien bei dem Vorfall in ihrem Auto gestorben, sagte der Gouverneur des russischen Gebiets Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, in einer Videobotschaft. Die Tochter des Paars sei verletzt und ins Krankenhaus gebracht worden. Die Opfer stammten demnach aus dem russischen Gebiet Belgorod.

Der Verkehr sei wegen des Vorfalls im Bereich des 145. Stützpfeilers der Brücke gestoppt worden, teilte der Chef der besetzten Krim, Sergej Aksjonow, laut staatlicher Nachrichtenagentur Tass auf Telegram mit.

Bereits knapp zwei Stunden später lief der Zugverkehr über die Brücke einem Agenturbericht zufolge wieder an. Ein Zug habe den Bahnhof von Kertsch verlassen und sei über die Brücke auf dem Weg nach Moskau, berichtet die Agentur Tass.

Zuvor hatte Krim-Gouverneur Aksjonow die Bewohner aufgefordert, Ruhe zu bewahren. Bewohner der Region und Touristen sollten einen alternativen Landweg durch die von Russland besetzten Regionen in der Südukraine wählen. Auf der Krim ist gerade Hochbetrieb wegen der Ferienzeit.

Russland um schnelle Wiederherstellung des Verkehrs bemüht

Der von Russland eingesetzte Präsident des Parlaments der Krim beschuldigte die Ukraine, für den Vorfall verantwortlich zu sein. „Heute Nacht hat das Terrorregime Kiews ein neues Verbrechen begangen und die Krim-Brücke angegriffen“, schrieb Wladimir Konstantinow auf Telegram.

In sozialen Netzwerken kursierten Videos, auf denen Knallgeräusche zu hören und auch eine Explosion zu sehen waren. Die Echtheit konnte zunächst nicht überprüft werden.

In einem anderen Video, das vom Zug auf der Brücke aus aufgenommen wurde, war eine zerstörte Fahrbahn zu sehen. Sie war demnach deutlich von einem Brückensockel verrutscht.

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Das russische Verkehrsministerium teilte mit, dass es Schäden an der Fahrbahn gebe, die Brückenkonstruktion sei intakt. In sozialen Netzwerken gibt es zahlreiche Videos, die Staus auf der Brücke zeigen.

Verkehrsminister Witali Saweljew sagte, dass bis gegen 9.00 Uhr Ortszeit (8.00 Uhr MESZ) geklärt werden solle, wann der Fährbetrieb wieder aufgenommen werden könne.

Die Krim-Brücke am Morgen des 17. Juli.
Die Krim-Brücke am Morgen des 17. Juli.

© REUTERS/stringer

Die 2018 vom russischen Präsidenten Wladimir Putin persönlich eröffnete Brücke über die Straße von Kertsch ist für Russland ein wichtiger Versorgungsweg, um die in der Ukraine kämpfenden Soldaten mit militärischer Ausrüstung zu versorgen. 

Ziel vieler russischer Urlauber

Die seit 2014 von Russland annektierte Krim ist immer wieder Ziel von Angriffen mit Drohnen. Die Ukraine hat angekündigt, sich ihr Gebiet im Zuge einer Gegenoffensive zurückzuholen.

Die rund 19 Kilometer lange Konstruktion war bei einer Explosion im Oktober 2022 schwer beschädigt worden, wurde aber wieder repariert. Ende Mai räumte der ukrainische Geheimdienst erstmals eine Beteiligung an der Explosion ein.

Trotz der angespannten Sicherheitslage und langer Kontrollen zieht es russische Urlauber Medienberichten aus Russland zufolge wieder in großer Zahl auf die Krim, die für Urlauber nur per Bahn oder Auto erreichbar ist.

Der Juli gilt als wichtigster Urlaubsmonat in Russland. Russland hatte die ukrainische Halbinsel schon 2014 völkerrechtswidrig annektiert.

Die Ukraine verteidigt sich seit fast 17 Monaten gegen die russische Invasion. Bei der Gegenoffensive zur Befreiung der von Russland besetzten Gebiete will das Land auch die Krim zurückerobern. Einschließlich der Krim kontrolliert Russland knapp ein Fünftel des ukrainischen Staatsgebiets. (dpa, Reuters, AFP, Tsp)

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