Baumschutz: „Wir müssen die Öffentlichkeit aufrütteln“
BAD ISCHL/GMUNDEN/VÖCKLABRUCK. Um es für Gemeinden einfacher zu machen, Baumschutzzonen zu bestimmen und so Baumfällungen zu vermeiden, fordern die Grünen mittels einer Petition an das Land OÖ ein Baumschutzgesetz. Bad Ischl und Vöcklabruck haben die Petition bereits an das Land übermittelt, in Gmunden stimmte der Gemeinderat nun dagegen.
„Frei nach einem Zitat von Professor Andreas Roloff, Forstwissenschaftler an der Universität Dresden: 400 Jungbäume sind ein alter Baum, was die Umweltleistung betrifft“, stellt Sonja Pickhardt-Kröpfel von den Grünen Vöcklabruck im Rahmen eines Pressegesprächs in Gmunden klar. Der Wert eines großen Baumes sei daher gar nicht hoch genug einzuschätzen und deshalb „brauchen diese Bäume unseren Schutz, gerade jetzt“, so die Umweltstadträtin. In Vöcklabruck ist momentan das Areal der Nothaft-Villa ein Thema, auf dem ein Wohnkomplex gebaut werden soll. Die Grünen setzen sich für den Erhalt des alten Baumbestandes am Areal ein. Um Zeit zu gewinnen, wurde deshalb ein Neuplanungsgebiet beschlossen.
17 Bäume mussten Hotelprojekt weichen
Das Thema Baumschutz ist immer wieder in aller Munde. Etwa im Zuge des Hotelprojektes „Grand Elisabeth“ in Bad Ischl oder aktuell im Gmundner Toscana-Park. Für das umstrittene Hotel im Bad Ischler Kurpark mussten 17 Bäume – Zypressen, Linden und Kastanien – weichen. „Zumindest zwei der Bäume konnten wir retten“, tröstet sich der Bad Ischler Grünen-Obmann Martin Schott. Er setzt sich dafür ein, dass dieses Thema ernsthaft diskutiert und weniger polemisiert werde. Sind die Grünen in einer Regierung, heiße es immer wieder: „Warum haben die Grünen nichts gemacht?“ Gäbe es ein Baumschutzgesetz, würde sich dieses Fragen nicht mehr stellen, ist sich Schott sicher.
Auch Bauträger brauchen Klarheit
Im Rahmen eines Baumschutzgesetzes können Baumschutzzonen bestimmt werden, in denen schützenswerte Bäume stehen. Das solle vor allem in städtischen Gebieten dafür sorgen, dass bei neuen Projekten – etwa Hotels oder Wohnkomplexe – auf den (alten) Baumbestand geachtet wird. „Auch ein Bauträger braucht Klarheit und richtet sich nach den Rahmenbedingungen“, meint Pickhardt-Kröpfel. Immerhin wollen Bauträger mit ihrem Projekt einen attraktiven Platz schaffen und „erkennen den Wert eines alten Baumes“, stimmt Schott zu. Zu dem Schluss kommt auch Jakob Reitinger, Tourismusdirektor der Stadt Bad Ischl: „Aus touristischer Sicht würde ein Baumschutzgesetz, das zur Aufrechterhaltung des ökologischen Gleichgewichts führt, zu einer Steigerung der Attraktivität unserer Region für Gäste und Besucher führen“.
Land OÖ sieht Zuständigkeit bei Gemeinden
Auf Nachfrage heißt es aus dem Büro von Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger (VP), dass das Thema Baumschutzgesetz kein Neues sei. 2022 sei deshalb in zwei Ausschusssitzungen für Bauen und Naturschutz darüber beraten und festgehalten worden, dass: „Baumschutzregelungen als Teil des örtlichen Naturschutzes in den eigenen Wirkungsbereich der Gemeinden fallen“. Langer-Weninger bezieht dennoch Stellung zum Waldschutz allgemein: „Der Schutz, die Pflege und auch die nachhaltige Bewirtschaftung ist mir ein großes Anliegen. Deshalb haben wir alleine in den vergangenen zwei Jahren 8,6 Millionen Euro in die Aufforstung mit klimafitten Baumarten und nachfolgende Pflegemaßnahmen investiert“. 2021 und 2022 seien 2,5 Millionen Jungbäume in OÖ gesetzt worden, das „ist eine wichtige und wertvolle Investition für Generationen“, schließt die Landesrätin.
Keine Mehrheit für Umweltschutz in Gmunden
In der Stadt Gmunden nahm das Thema im letzten Gemeinderat am Montag, 16. Oktober, eine negative Wendung: VP und FP stimmten gegen die Petition für ein Baumschutzgesetz, mit dem Argument, dass dabei auch im privaten Bereich eingegriffen werden könne. Schott stellt klar, das es im Rahmen des Gesetzes freilich sein könne, dass ein privater Baum in einer Baumschutzzone steht. Vorrangig gehe es aber um den öffentlichen Bereich und große Bauprojekte. „Leider gibt es keine stabile Mehrheit für Baum- und Klimaschutz im Gmundner Gemeinderat“, bedauert Uli Feichtinger, Grüne-Vizebürgermeisterin der Stadt Gmunden. Dabei sei „Bäume bewahren der günstigste Klimaschutz“. Andreas Murray, Tourismusdirektor der Stadt Gmunden, findet, dass „uns ein Baumschutzgesetz nicht wehtut“. In Bezug auf etwaige Hotel- oder Bauprojekte meint Murray, dass „es in Wirklichkeit bereits so ist, dass Projekte aufgrund von Naturschutzgesetzen oder Widerstand der Grünen verhindert werden“. Als Beispiel nennt er etwa die Unterschriftenaktion gegen die Abholzung des Auwaldes für Parkplätze beim Landschloss Orth 2021.
Kreuzplatz-Linde in Bad Ischl muss weg
Apropos Bäume bewahren: Immer wieder ein Thema ist auch die alte Linde am Bad Ischler Kreuzplatz und wie diese geschützt werden könne. Leider ist es nun fix – die Ischler Stadtgärtnerei und die Bundesforste haben nach eingehender Prüfung feststellen müssen, dass die Linde nicht mehr zu retten sei, wie Schott im Zuge des Pressegesprächs bekannt gab. Einer, der sich in der jüngeren Vergangenheit vehement für die Linde einsetzte, ist Sigfried Baumgartner, Chef des Restaurants „Kuchltheater“ am Kreuzplatz. Sein Gastgarten umgibt die betroffene Linde: „Ja es stimmt leider, am Montag, 6. November, kommt die alte Linde weg. In diesem Zuge wird ein Bodenwechsel durchgeführt und mehr Freiraum für eine neue Linde gemacht“, erzählt Baumgartner.
Die Bevölkerung aufrütteln
Die Stadtregierungen von Bad Ischl und Vöcklabruck haben die Petition für ein Baumschutzgesetz bereits beschlossen und an das Land OÖ übermittelt. Von einem Baumschutzgesetz halte Baumgartner dennoch wenig, denn auch er befürchtet dadurch Einschnitte in den privaten Bereich. Vor allem aber glaubt er, dass Baumschutz nicht per Gesetz reguliert werden könne, da „die, die Geld haben, die Gesetze sowieso umgehen“. Baumgartner meint, dass zu diesem Thema viel mehr Öffentlichkeitsarbeit gemacht werden müsse. „Wir können nur medial die Bevölkerung aufrütteln“. Denn, wie Murray auch sagte: „Umweltschutz geht uns alle etwas an“.
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