Nichtrömische Schriften

28. Oktober 2021

»Nichtrömische Schriften« ist eine Schriftgattung im Sinne der typografischen Schriftklassifikation; oberste taxonomische Sammelklasse für maschinell bzw. digital reproduzierbare Schriften, beispielsweise Druckschriften oder Screen Fonts, die nicht zur Schriftgattung der Antiqua oder der Gebrochenen Schriften gehören. Auch als »Fremdländische Schriften« bzw. »Fremde Schriften« nichtrömischen Ursprungs oder als »Nichtlateinische Schriften« bezeichnet. Englisch »Non latin characters« bzw. »Non latin alphabets«; Abk. »Non-latin«.

Zu der Schriftgattung der Nichtrömischen Schriften zählen beispielsweise arabische, asiatische, griechische, hebräische, kyrillische Alphabete, Nichtsilbenschriften (z.B. die Han-Schrift) sowie hybride Alphabet– und Silbenschriften (z.B. Anuparp Thai).

Insbesondere im internationalen Corporate Design, z.B. in der globalen Produkt-, Unternehmens-, GO- und NGO-Kommunikation, 1)  ist die Schriftgattung der Nichtrömischen Schriften von Bedeutung.

Aus Sicht der lateinisch geprägten europäischen Typografie bilden jeweils »Antiqua-Schriften« (mit und ohne Serifen), »Gebrochene Schriften« und »Nichtrömische Schriften« (Nichtlateinische Schriften) eine eigene Schriftgattung. Infografik: www.typolexikon.de
Aus Sicht der lateinisch geprägten europäischen Typografie bilden jeweils »Antiqua-Schriften« (mit und ohne Serifen), »Gebrochene Schriften« und »Nichtrömische Schriften« (Nichtlateinische Schriften) eine eigene Schriftgattung.
Klassifikationsbeispiel einer Nichtrömischen Schrift:
Schriftgattung:     Nichtrömische Schrift
Hauptschriftgruppe: Russisch-Kyrillische Schrift mit Serifen
Schriftbezeichnung: Baskerville Cyrillic Inclined
Schriftuntergruppe: Vorklassizistisch
Schriftschnitt:     Weight Roman
Font Foundry:       Linotype Library®, 1991
Figurenverzeichnis: Russian (nach ISO 8859-5), Mac
Technologie:        OpenType, CFF, PostScript® 1

Viele namhafte lateinische Schriftfamilien bzw. Schriftsippen verfügen heute über nichtrömische Varianten, die teils – je nach Font Foundry, in unterschiedlichen Kategorien (z.B. WGL4) 2)  und Ausbaustufen – bis zu 90 Sprachen unterstützen, beispielsweise die »Akzidenz Grotesk« von Günter Gerhard Lange (1921–2008), die »Baskerville« von John Baskerville (1706–1775), die »Excelsior« von Chauncey H. Griffith (1879–1956), die Frutiger von Adrian Frutiger (1928–2015), die »Helvetica« von Max Miedinger (1910-1980), die Garamond von Claude Garamond (um 1498/99–1561) sowie die »Times« bzw. die »Times New Roman« von Stanley Morison (1889–1967) und Victor Lardent (1905–1968).

Im Schriftklassifikationsmodell der Matrix Beinert bilden die Geogruppen nichtlateinischer Schriften (Non-latin) die Klasse 8. Im Schriftklassifikationsmodell nach DIN 16518 (1964) die Untergruppe 11.

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© Wolfgang Beinert, www.typolexikon.de

Quellen / Literatur / Anmerkungen / Tipps:
Quellen / Literatur / Anmerkungen / Tipps:
1 Anmerkung: GO ist die Abkürzung für Governmental Organization und steht für Regierungsorganisation. NGO ist die Abkürzung für Non-Governmental Organization und bedeutet Nichtregierungsorganisation.
2 Anmerkung: WGL4 ist die Abkürzung für »Windows Glyph List 4«, einem Zeichensatzstandard von Microsoft®, der 652 definierte Zeichen enthält. Er umfasst alle Zeichen aus den Microsoft® Zeichensätzen CP1250 (Mitteleuropa), CP1251 (Kyrillisch), CP1252 (Westlich), CP1253 und CP1253 (Griechisch) sowie CP1254 (Türkisch) plus den Zeichensatz MS-DOS-CP437.
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