Der Fernschreiber Model T100a als Tischmodell und der Fernschreiber T 37h der Firma Siemens

von Emil Schwarzer (Stadtmuseum Unterschleißheim) und Robert Castor (Siemens)

Der ratternde Fernschreiber bestimmte Jahrzehnte das Bild der schnellen Nachrichtenübermittlung. 1930 erstmals von Siemens & Halske vorgestellt, wurde er am 16. Oktober 1933 von der Deutschen Reichspost eingeführt.

Ein Fernschreiber, auch Fernschreibmaschine oder Fernschreibapparat genannt, ist ein Telegrafie-Gerät zur Übermittlung von Nachrichten in Schriftform mittels elektrischer Signale. Im Englischen heißt das Gerät „Teletypewriter“.

Der Fernschreiber ähnelt einer Schreibmaschine, wobei aber die Tastatur und das Druckwerk voneinander unabhängig arbeiten können. Das Druckwerk ist der Empfänger und die Tastatur der Sender. Wichtige Bestandteile sind Lochstreifenleser und Lochstreifenstanzer.

Die Übertragungsgeschwindigkeit beträgt üblicherweise 50 Baud (ergibt eine Übertragungsrate von 6,67 Zeichen pro Sekunde oder ca. 400 Zeichen pro Minute). Es gab den Fernschreiber als Blattschreiber im Format DIN A4 und als Streifenschreiber in einer Streifenbreite von 9,5mm. Der Datentransfer erfolgt über parallele 5-Bitsignale (5-Bit-Code). Die Telegramme der Bundespost wurden mit dem Streifenschreiber durchgeführt.

Weitgehend verbreitet war der 1871 von Jean-Maurice-Émile Baudot (1845-1903) entwickelte 5-Kanal-Lochstreifen. Auf diesem konnten zunächst nur 32 Zeichen erzeugt werden. Eine Erweiterung war der „Baudot-Murray-Code“ Mit diesem konnten insgesamt 59 wirksame Zeichen codiert werden. Dieser Code wurde international 1932 genormt durch das CCITT (Comité Consultatif International Télégraphique et Téléphonique = Internationaler Beratender Ausschuss für den Telegrafen- und Telefondienst).

Ab 1938 wurde ein behördliches Fernschreibnetz eingerichtet, das bis 2007 durch die deutsche Telekom betreut wurde. Die Bundeswehr benutzte bis 1986 ein eigenes Bundeswehrgrundnetz. Die moderne Digitaltechnik (Internet) hat das Fernschreiben als Hauptkommunikationsverfahren für Texte und Daten Ende der 1990er Jahre praktisch abgelöst. Am 31. Dezember 2007 beendete schließlich die Deutsche Telekom den Fernschreiber-Dienst.

Vorläufer des Fernschreibers waren die kabelgebundene Telegrafie, Versuche in dieser Richtung wurden bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts unter Nutzung des elektrischen Stroms durchgeführt. Ein nachhaltiger Fortschritt wurde 1837 von Samuel Morse (Morsetelegrafie) erzielt, so dass bereits 1850 in Deutschland ein zusammenhängendes Netz für die Fernübermittlung von Nachrichten bestand. Eine solche telegraphische Übertragung hieß zunächst Depeche und später Telegramm.

Das Stadtmuseum Unterschleißheim besitzt zwei Fernschreiber, je einen vom Modell T100a und einen vom Typ T 37h. Diese werden derzeit zu einem lokalen Netz verknüpft, so dass ein Datentransfer zwischen zwei Geräten zum Demonstrationszwecken realisiert werden kann.

Siemens Fernschreiber T100a

Fernschreiber Siemens T100a mit eingelegtem Lochstreifen (Empfang)

Fernschreiber Siemens T100a mit eingelegtem Lochstreifen (Schreiben/Senden)

Fernschreiber Siemens T 37h