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Die 11 spektakulärsten Fashion Shows aller Zeiten

Von John Gallianos von der Oper inspirierte Frühjahr/Sommer-Show 1998 für Dior bis hin zu Kerby Jean-Raymond, der mit seiner Frühjahr/Sommer-Kollektion 2020 für Pyer Moss eine Hommage an die schwarze Musikgeschichte inszeniert hat: Das sind die 11 beeindruckendsten Fashion Shows aller Zeiten.
Fashion Shows Die 11 spektakulärsten Modenschauen aller Zeiten
Ik Aldama : Indigital.tv1

Seit jeher kommen Modenschauen eher eindrucksvollen Performances gleich, als nur reinen Präsentationen der neuesten Designs. Egal, ob in den Pariser Couture-Salons, wo Anfang des 19. Jahrhunderts die neuen Kollektionen der Saison gezeigt wurden, oder den Shows der New York Fashion Week, die in den 80er-Jahren in den Lofts der Stadt und den verlassenen Industriegebäuden präsentiert wurden.

Wann die erste Fashion Show gezeigt wurde, wie wir sie heute kennen, ist schwer zu sagen. In den 1990ern hat eine neue Generation an DesignerInnen aus London – allen voran Alexander McQueen und John Galliano – jedenfalls bereits erkannt, dass eine Modenschau mehr als nur eine Verkaufsplattform ist. In diesem Sinne haben diese Labels die klassische Modenschau schon damals als immersives Erlebnis aus Tanz, Musik und Kino inszeniert – und somit die Grundlage für die aufwendig inszenierten Fashion Shows von heute geschaffen.

Von John Gallianos von der Oper inspirierte Frühjahr/Sommer-Show 1998 für Dior bis hin zu Kerby Jean-Raymond, der mit seiner Frühjahr/Sommer-Kollektion 2020 für Pyer Moss eine Hommage an die schwarze Musikgeschichte inszeniert hat: Das sind die 11 beeindruckendsten Fashion Shows aller Zeiten.

1. Dior Couture, Frühjahr/Sommer 1998

John Gallianos Show für Dior, Frühjahr/Sommer 1998

Conde Nast Archive

Nirgendwo anders hat John Galliano seine theatralische Seite so zum Ausdruck bringen können wie bei Dior. Für seine Frühjahr/Sommer-Couture-Show 1998 hat der Designer eine von der Oper inspirierte Show auf dem Laufsteg inszeniert: Er präsentierte seine Kollektion auf der großen Treppe des historischen Pariser Opernhauses Palais Garnier mit einem Orchester, TangotänzerInnen und Dutzenden von StatistInnen, die als Figuren aus den größten Opern der Welt gekleidet waren. Die Show zählt bis heute zu Gallianos imposantesten und dramatischsten Inszenierungen.

2. Hussein Chalayan, Herbst/Winter 2000/01

Models der Chalayan-Show für Herbst/Winter 2000/01

Alastair Grant/AP/Shutterstock

Hussein Chalayan hat sich schon immer für die Beziehung zwischen dem menschlichen Körper und der Wissenschaft begeistert. Dieses Interesse hat er auch in seine Catwalk-Shows einfließen lassen, die er passenderweise oft in dem legendären Tanzzentrum Sadler's Wells in London gezeigt hat. Für seine Herbst/Winter-Show 2000/01 haben seine Models auf dem Laufsteg Stühle und einen Couchtisch in Kleider und einen Reifrock verwandelt. Eins ist klar: Chalayans Shows gehen weit über die Mode hinaus und kommen dabei eher einem Theaterstück gleich als einer Modenschau.

3. Alexander McQueen, Frühjahr/Sommer 2004

TänzerInnen bei Alexander McQueens Show für Frühjahr/Sommer 2004

PIERRE VERDY/AFP/Getty Images

Nur wenige Modenschauen bleiben den Gästen so lange in Erinnerung wie Alexander McQueens "Deliverance"-Kollektion für Frühjahr/Sommer 2004. Der Designer inszenierte dafür eine Show, die auf dem Filmklassiker "Nur Pferden gibt man den Gnadenschuß" von Sydney Pollack aus dem Jahr 1969 basierte (eine Geschichte über junge/r TänzerInnen, die während der Weltwirtschaftskrise unter ärmlichen Bedingungen aufwachsen mussten). McQueen hat in diesem Sinne eine Gruppe an professionellen TänzerInnen verpflichtet, die sich während ihrer Performance auf der Bühne zu Tode getanzt haben. Das Finale der Show war das zerfetzte Kleid, in dem Model Karen Elson wie leblos über den Laufsteg getragen wurde. Die Choreographie stammt übrigens von dem Großmeister für zeitgenössischen Tanz, Michael Clark. Mit ihren Anspielungen auf Burnouts in der Modeindustrie ist die Show auch heute noch von größter Relevanz – insbesondere, weil der Designer sechs Jahre später den Freitod wählte.

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4. Chanel, Frühjahr/Sommer 2012

Florence Welch singt bei einer Chanel-Show

Antonio de Moraes Barros Filho/WireImage

Das Konzept, aus einer Show ein imposantes, medienwirksames Spektakel zu machen, ist unlängst auch bei den größten Marken der Welt (mit gleichermaßen großen Budgets) angekommen. Es gab jedoch kaum eine/n DesignerIn, der/die das milliardenschweren Budget seiner/ihre Marke so bereitwillig einsetzte, wie der in diesem Jahr verstorbene Karl Lagerfeld. Seine Catwalk-Shows für Chanel wurden stets unter einem aussagekräftigen Thema inszeniert (wir erinnern uns an den Chanel-Supermarkt, den Protestmarsch oder die Flughafen inspirierte Show) und fanden typischerweise im Pariser Grand Palais statt. Lagerfeld war sich dabei auch stets bewusst, was für eine große Wirkung Musik und insbesondere Live-Auftritte auf sein Publikum haben: Seine Unterwasser inspirierte Frühjahr/Sommer-Show 2012 endete etwa mit einer Performance von Florence Welch, die wie eine Venus aus einer Muschel in einem perlweißen Couture-Kleid auftauchte und dabei ihren Song "What the Water Gave Me" gesungen hat.

5. Rick Owens, Frühjahr/Sommer 2014

Tänzerinnen bei der Show von Rick Owens

IGUEL MEDINA/AFP/Getty Images

Farbige Rauchfahnen, die den Runway verhüllen und Models, die sich auf die Rücken der anderen Models hängen: Rick Owens liebt es, mit seinen Shows zu rebellieren und zu provozieren. Seine seltsamen und erstaunlichen Konzepte sind dabei zur Visitenkarte des US-amerikanischen Designers geworden. Für seine Frühjahr/Sommer-Show 2014 in Paris verpflichtete er sogar ein Step-Team – eine Gruppe der sogenannten Historically Black Colleges and Universities (HBCUs), die militärische Übungen und Cheerleading mischt. Mit seiner Inszenierung hat Owens einem neuen Publikum nicht nur eine Disziplin der darstellenden Künste näher gebracht, die in der Geschichte oft übersehen wurde, sondern sich auch darum bemüht, dabei veraltete kulturelle Stereotypen aufzubrechen.

6. Opening Ceremony, Frühjahr/Sommer 2017

Tanz bei der Show von Opening Ceremony

Paul Kolnik

Humberto Leon und Carol Lim sind mittlerweile bekannt dafür geworden, ihre Mode des Öfteren mit Tanz in Szene zu setzen – wie zum Beispiel mit ihrer Parfüm-Kampagne, die Regisseur Spike Jonze 2016 für Kenzo inszenierte. Im folgenden Jahr präsentierten sie ihre Frühjahr/Sommer-Kollektion 2017 für Opening Ceremony mit einem von Justin Peck choreographierten, ähnlich hektischen Tanz. Die Show, die nur vier Tage nach Trumps Amtseinführung gezeigt wurde, fühlte sich durch die wütend trotzigen Bewegungen der DarstellerInnen in diesem Kontext sehr politisch geladen und anarchisch an.

7. Moschino, Resort 2019

Jeremy Scotts Zirkus-Show für Moschino

Matt Baron/Shutterstock

Dass Mode und Performance auch rein zur Unterhaltung dienen können, weiß wohl niemand besser als Jeremy Scott. Bestes Beispiel: Seine Show mit Zirkus-Thema, die Scott für Moschinos Resort-Kollektion 2019 auf dem Laufsteg präsentierte. Das Finale der schillernden Parade bildete eine Gruppe von ZirkusartistInnen, die gemeinsam mit "RuPaul's Drag Race"-Star und Burlesque-Performerin Violet Chachki eine atemberaubende Luftakrobatik-Performance vorführten.

8. Dior, Frühjahr/Sommer 2019

Tänzerinnen und Models auf dem Laufsteg von Dior

Pascal Le Segretain/Getty Images

Mit ihrer feministischen Vision für Dior feiert Maria Grazia Chiuri einflussreiche weibliche Künstlerinnen und Performerinnen aus aller Welt: Von der nigerianischen Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie bis hin zu den mexikanischen Rodeo-Reiterinnen. Für ihre Frühjahr/Sommer-Kollektion 2019 hat sich Chiuri mit der israelischen Choreografin Sharon Eyal befasst, der Gründerin der Batsheva Dance Company. Die Musen der Designerin – darunter auch Ruth Bell, Adesuwa und Selena Forrest – haben die Entwürfe der Designerin in diesem Sinne vor einer weitläufigen, von Blumen übersäten Kulisse präsentiert, während Tänzerinnen zu Ehren der legendären amerikanischen Tänzerin Martha Graham dazu getanzt haben. Es war eine erfrischend feminine Abwechslung zu den sonst so oft eher aggressiven, maskulin geladenen Catwalk-Spektakeln.

9. Gucci, Frühjahr/Sommer 2019

Jane Birkin bei der Show von Gucci

Jonas Gustavsson/MCV Photo For The Washington Post via Getty Images

Elton John, Stevie Nicks, Courtney Love: Zu Alessandro Micheles Fangemeinde zählen einige der legendärsten Rock-Ikonen der Geschichte – was wiederum den allumfassenden Appeal seiner maximalistischen Vision für Gucci bestätigt. Wer also könnte sich für seine Frühjahr/Sommer-Show 2019 (Teil einer drei Saisons umfassenden Hommage an die französische Kultur) besser eignen als Jane Birkin, die First Lady des französischen Stils? Stattgefunden hat seine Show im restaurierten historischen Theater Le Palace, wo Birkin während einer Pause zwischen den Walks der Models eine gefühlvolle Version ihres Songs "Baby Alone In Babylone" aus dem Jahr 1983 gesungen hat. Nur Michele gelingt es, einen so ikonischen Moment der Musikgeschichte als Teil einer Modenschau zu inszenieren.

10. Raf Simons Herbst/Winter 2019/20

Raf Simons nach seiner Herbst/Winter-Menswear-Show 2019

Peter White/Getty Images

Raf Simons hat schon immer auch außerhalb der Modewelt nach Referenzen für seine kommenden Kollektionen gesucht: Von seinen jungen Jahren, wo er durch die Plattenläden gezogen ist, um eine von Peter Saville entworfene britische Post-Punk-LP zu finden, über seine von Kraftwerk inspirierten Kollektion für sein eigenes Label bis hin zu seiner Zusammenarbeit mit dem Andy-Warhol-Estate für Calvin Klein. Für seine Herbst/Winter-Menswear-Show 2019/20 hat Simons die Whispering Sons, eine junge belgische Rockband, ausgewählt, um bei der Show live zu performen. Der Auftritt, mit dem er einer aufstrebenden Band eine wichtige Plattform geboten hat, war zugleich auch eine großzügige Hommage an die Punkmusik selbst.

11. Pyer Moss Frühjahr/Sommer 2020

Der "Tabernacle Drip Choir" auf dem Runway von Pyer Moss

ENA BETANCUR/AFP/Getty Images

Seit er 2015 den "Tabernacle Drip Choir" mitbegründete, hat Kerby Jean-Raymond den außergewöhnlichen Talenten des Ensembles mit seinen Pyer-Moss-Shows eine Bühne geboten. Und trotz der schwankenden Mitgliederzahlen des Chor während der letzten Jahre ist Jean-Raymond nun mit voller Besetzung und einem imposanten Auftritt nach einer Saison Abwesenheit zurück auf den Laufsteg der New York Fashion Week gekehrt. Diese Saison haben die 90 Mitglieder des Chores, der Gospel, Hip-Hop und Blues singt, Lieder von PoC-KünstlerInnen wie Donny Hathaway oder Cardi B für Moss' Show aufgeführt. Am bemerkenswertesten war jedoch sein Tribut an die schwarze Gospelsängerin Sister Rosetta Tharpe, die in den 30er- und 40er-Jahren bekannt war, in der Geschichte des Rock'n'Roll jedoch oft übersehen wird. Jean-Raymond mag sich von der Vergangenheit inspiriert zu haben – mit seiner Hommage an die schwarze Musik und ihrem Zusammenhang zum Stil hat er in diesem Jahr definitiv selbst Geschichte geschrieben.

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