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So viel Geld können Sie mit Selbstbeteiligung sparen

Quelle: Infografik Die Welt
Wer kleinere Versicherungsfälle durch eine bestimmte Eigenbeteiligung regelt, kann den monatlichem Beitrag zur Versicherung teils deutlich absenken. Doch dies ist nicht für jeden empfehlenswert.

Passend zur Grippewelle der vergangenen Wochen ist er bei vielen Versicherten eingetroffen – ein Brief der privaten Krankenversicherung. Die Botschaft: Es wird teurer. Viele private Versicherer erhöhen zum ersten April 2013 ihre Beitragssätze – für Bestandskunden meist um zwei bis vier Prozent. Neukunden müssen mit teils deutlich teureren Tarifen rechnen als noch 2012.

Als Grund nennt beispielsweise die DKV, dass im vergangenen Jahr mehr Leistungen bezahlt werden mussten. Viele Versicherte wollen sich das nicht mehr bieten lassen. Doch eine große Wahl haben sie nicht.

Eine Stellschraube ist die Höhe des sogenannten Selbstbehalts. Verbraucher können sich verpflichten, einen bestimmten Betrag für Medikamente oder ambulante Behandlungen selbst zu bezahlen, bevor sie die Versicherung in Anspruch nehmen.

Gesunde Freiberufler können besonders sparen

„Vor allem für junge, gesunde Freiberufler lohnt es sich, einen Selbstbehalt von 300 bis 800 Euro pro Jahr zu vereinbaren“, sagt Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten. Dadurch lasse sich der monatliche Beitrag zur Krankenversicherung teils deutlich absenken.

Für chronisch Kranke oder Familien mit Kindern sei eine hohe Selbstbeteiligung jedoch nicht zu empfehlen. Festangestellte sollten ihre Selbstbeteiligung zudem nicht höher als 300 Euro ansetzen. „Vom reduzierten Beitragssatz profitiert nämlich auch der Arbeitgeber. Er zahlt 50 Prozent der Beiträge“, sagt Rudnik. Für den Selbstbehalt müsse der Versicherte aber in jedem Fall alleine aufkommen.

Der Spareffekt ist nicht nur auf die Krankenversicherung beschränkt, auch bei vielen Sachversicherungen hilft eine Selbstbeteiligung zu sparen. Ein Brandfleck auf dem Teppich von Freunden, ein durch Unachtsamkeit zerbrochenes Handydisplay – die Versuchung, bei einem kleineren Missgeschick mit Sachschaden seine Haftpflichtversicherung zu kontaktieren, ist groß.

Ein Versicherter sollte seine Versicherung aber nicht über jeden Kleinschaden informieren. „Die Police erfüllt ihren Sinn vor allem bei Großschäden mit hohen Schadenssummen“, sagt Rudnik.

Oftmals sei es empfehlenswerter, kleine Schäden bis 300 Euro aus eigener Tasche zu begleichen. Das hält den monatlichen Versicherungsbeitrag gering – und freut auch den Versicherer.

Vorteile des Selbstbehalts durchgerechnet

Welche Beträge sich sparen lassen, hat die Versicherungsagentur Morgen und Morgen berechnet. Beispiel Privathaftpflichtversicherung für eine Familie mit einem 39-jährigen Versicherungsnehmer und einer Deckungssumme von fünf Millionen Euro: Ohne Selbstbehalt summiert sich der Beitrag bei einer Beispielversicherung auf 74 Euro pro Jahr. Vereinbart der Versicherte eine Selbstbeteiligung von 125 Euro, reduziert sich der Betrag um über 40 Prozent auf 42 Euro.

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Wer zu häufig Schäden meldet, riskiert zudem, dass die Versicherung den Vertrag aufkündigt. „Wurde man von seiner vorigen Haftpflichtversicherung gekündigt, ist das ein echter Makel“, sagt Rudnik. Viele Versicherer weigerten sich, einen zuvor gekündigten Kunden aufzunehmen.

„Wer allerdings mehrere Kinder im schuldfähigen Alter – also älter als sieben Jahre – hat, sollte überprüfen, ob ein Vertrag ohne Selbstbeteiligung Sinn machen kann“, erklärt Rudnik. Wenn die Kinder älter seien und das Risiko von Haftpflichtschäden sinke, könne die Eigenbeteiligung ganz einfach wieder erhöht werden.

Eigenanteil lohnt sich bei jedem Rechtsstreit

Entwickelt sich aus einem Sachschaden ein Streitfall vor Gericht, beispielsweise mit dem Nachbarn, kostet das meist viel Geld. Auch für die Rechtsschutzversicherung haben die Experten von Morgen und Morgen ein großes Sparpotenzial errechnet. Für eine Rechtsschutzpolice zahlt die Beispiel-Familie mit einer Selbstbeteiligung von 150 Euro beispielsweise eine Prämie von 210 Euro pro Jahr. Ohne Eigenbeteiligung steigt der Betrag auf rund 300 Euro an. „Bei einer Rechtschutzversicherung spart eine Selbstbeteiligung verhältnismäßig viel Beitrag“, erklärt auch Susanne Meunier von der Stiftung Warentest.

Andere Versicherungen bieten sogenannte fallende Selbstbeteiligungsmodelle an: Pro schadensfreies Versicherungsjahr reduziert sich der Selbstbehalt. Erst wenn der Versicherte die Rechtschutzversicherung in Anspruch nimmt, muss er wieder die volle Selbstbeteiligung zahlen.

Doch nicht bei jeder Versicherung bringt eine Selbstbeteiligung Kostenvorteile. Die Stiftung Warentest rät dazu, bei Reiserücktritts- und Auslandsreiseversicherungen auf Tarife zurückzugreifen, die im Versicherungsfall auf eine Zuzahlung verzichten. „Es gibt Tarife mit guten Leistungen ohne Selbstbeteiligung, die nicht teurer sein müssen als Angebote mit Selbstbeteiligung“, sagt Meunier.

99 Prozent zahlen einen Teil des Schadens selbst

Bei einer Autoversicherung ist der Selbstbehalt die absolute Regel. 99 Prozent der Vollkasko- und 87 Prozent der Teilkasko-Verträge haben eine solche Eigenleistung. Das ergab eine Befragung des Vergleichsportals toptarif.de.

Auch hier lässt sich durch die Höhe der Eigenleistung sparen: Die Versicherung eines neuen Mittelklassewagens einer Berliner Familie mit einer Selbstbeteiligung von 300 Euro in der Vollkasko spart im Vergleich zum Verzicht auf einen Selbstbehalt über 30 Prozent des Jahresbeitrags. Das entspricht laut toptarif.de einer Prämienersparnis von bis zu 350 Euro im Jahr.

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Viele Autofahrer setzen ihre Selbstbeteiligung mit 150 bis 300 Euro allerdings sehr gering an. Ein höherer Eigenanteil kann jedoch durchaus sinnvoll sein: Erhöht man den Selbstbehalt von 300 auf 500 Euro, lassen sich nach Berechnungen von toptarif.de teils weitere zehn Prozent des Versicherungsbetrags sparen. Das entspricht je nach Tarif 60 bis 100 Euro.

Selbstbehalt ist nicht für jeden empfehlenswert

Der Bund der Versicherten rät allgemein dazu, nicht nur auf mögliche Sparpotenziale zu achten: „Unabhängig von der Höhe der Ersparnis macht diese nur dann Sinn, wenn der Vertrag nicht nur günstig, sondern auch gut ist“, so Rudnik. Die Selbstbeteiligung sollte immer individuell festgelegt werden. „Denn der Verbraucher muss den Selbstbehalt im Schadensfall am Ende finanzieren können“ gibt Rudnik zu bedenken.

Gerade bei der privaten Krankenversicherung ist ein erhöhter Selbstbehalt nicht ohne Risiko: „Ein zu hoch kalkulierter Eigenbetrag kann im Nachhinein nicht mehr reduziert werden“, warnt Meunier.

Eine Alternative, um Beitrag zu sparen, kann ein Tarifwechsel sein: „Es lohnt sich in jedem Fall, andere Tarife des Versicherers anzuschauen, wenn dem Versicherten der monatliche Betrag zu hoch wird“, empfiehlt Meunier. Der Versicherte müsse dazu aber aktiv auf die Versicherung zugehen.

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