Als Nathaniel Helwig und seine Kollegen mit einem iPad in der Hand auf der Minnesota State Fair herumliefen, einem riesigen Jahrmarkt mit fast zwei Millionen Besuchern, lächelten sie viel. Denn die Psychologen und Statistiker von der University of Minnesota suchten Freiwillige, die Zeit und Nerven hatten, bei ihrem kurzen Experiment mitzumachen.
Sie lächelten, weil Menschen das intuitiv immer tun, wenn sie fremde Menschen um einen Gefallen bitten. Und diese Menschen wiederum brauchen nur 100 bis 200 Millisekunden, um zu erkennen, dass jemand lächelt – und wie ehrlich das Lächeln ist. Genau diese Fähigkeit interessierte die Forscher.
Auf dem iPad zeigten sie ihren Freiwilligen, von denen sie mehr als 800 im Alter zwischen 18 und 82 Jahren zusammenbekamen, eine Reihe von Gesichtern. Besser gesagt: Es war immer das gleiche Gesicht, ein digital animiertes nämlich, dessen Mund sich dynamisch zu einem Lächeln verzog. Nur war das Lächeln jedes Mal ein wenig anders als das zuvor: Die Forscher hatten nämlich drei Faktoren subtil manipuliert.
Ein Lächeln sollte nicht gruselig wirken
Sie variierten zum einen, wie sehr die Mundwinkel sich beim Lächeln nach oben zogen, also die „Höhe“ des Lächelns. Zum anderen veränderten sie auch die „Breite“ des Lächelns, also den Abstand zwischen den beiden Mundwinkeln. Und als Letztes veränderten sie in jedem Bild ein wenig, ob und wie sehr die Zähne beim Lächeln hervorblitzten.
27 verschiedene lächelnde Gesichter waren so entstanden. Die Teilnehmer sollten bewerten, wie sehr das jeweilige Lächeln tatsächlich als ein solches zu erkennen war, als wie authentisch und angenehm sie es empfanden – und auch, ob das Lächeln das Gefühl transportierte, das mit einem Lächeln verbunden sein sollte. Es sollte also zum Beispiel nicht gruselig wirken oder Verachtung ausdrücken.
Die Auswertung der Wissenschaftler ergab: Ein perfektes Lächeln, das authentisch und angenehm wirkt, kann auf unterschiedliche Art und Weise entstehen. Im Fachjournal „Plos One“ berichten sie, dass die drei Merkmale Höhe, Breite und Zähne stimmig kombiniert werden müssen. Sonst wirkt das Lächeln schnell unecht, gruselig oder hämisch.
Das perfekte Lächeln ist ein moderates
Ein schmales Lächeln etwa verkommt zum hämischen oder verachtenden Grienen, wenn die Zähne deutlich sichtbar sind. Ein hohes Lachen ohne Breite wirkt mit Zähnen sogar leicht aggressiv. Ist das Lachen dagegen breiter und höher, verstärken die Zähne sogar noch den offenen und herzlichen Eindruck.
Ein sehr schmales Lächeln oder sehr hohes Lächeln ohne Zähne sei allerdings auch nicht gut, schreiben die Psychologen. Das eine wirkt gelangweilt oder frustriert, das andere clownesk und maskenhaft. Ein halbbreites, halbhohes Lächeln mit etwas Zähnen kam demnach am besten an.
Das perfekte Lächeln ist also ein moderates. Ob mit oder ohne Zähne: Solange das Lächeln weder in der Breite noch in der Höhe extrem war, akzeptierten die Probanden es. Die Forscher bemerkten auch, dass asymmetrisches Lächeln gut ankam, wenn sich also der linke und rechte Mundwinkel mit einer winzigen Verzögerung nach oben zogen.
Helfen könnten diese Erkenntnisse jenen, die virtuelle Charaktere für Spielfilme oder Computerspiele entwerfen. Sie könnten aber auch Betroffenen mit Schlaganfall oder anderen neurologischen Schäden helfen. Oft können diese ihre Gesichtsmuskeln nicht mehr richtig kontrollieren. Wenn Ärzte wissen, wie das richtige Lachen aussieht, könnte plastische Chirurgie das Leiden dieser Menschen etwas mindern.