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Umstrittener Ex-Infineon-Chef macht in Leuchten

Der frühere Infineon-Chef Ulrich Schumacher leitet künftig einen österreichischen Leuchtenhersteller Der frühere Infineon-Chef Ulrich Schumacher leitet künftig einen österreichischen Leuchtenhersteller
Der frühere Infineon-Chef Ulrich Schumacher leitet künftig einen österreichischen Leuchtenhersteller
Quelle: picture-alliance/ dpa
Er fuhr mit einem silbernen Porsche an der Wall Street vor und drohte damit, in die Schweiz abzuwandern. Ex-Infineon-Chef Ulrich Schumacher machte sich viele Feinde – jetzt hat er einen neuen Job.

Ex-Infineon-Chef Ulrich Schumacher wird neuer Chef der österreichischen Leuchtenfirma Zumtobel. Die Börse bereitete dem Manager jedoch keinen freundlichen Empfang: Die Zumtobel-Aktie verlor nach Bekanntwerden der Nachricht deutlich an Wert. „Allgemein erzeugt ein Managementwechsel mit Differenzen über die Strategie immer Unsicherheit – und Schumacher ist keine unumstrittene Person“, sagte ein Börsianer.

Der 55-jährige Manager soll Anfang Oktober das bisherige Vorstandsduo Harald Sommerer und Mathias Dähn ablösen und zunächst sowohl als Firmen- als auch als Finanzchef fungieren – solange bis ein neuer Finanzvorstand gefunden ist.

Eine Zumtobel-Sprecherin begründete den Abgang der bisherigen Doppelspitze mit „Differenzen in der operativen Umsetzung der Wachstumsstrategie“. Schumacher solle das Unternehmen nun „kraftvoll in die Zukunft führen und zusätzliche Potenziale erschließen“.

Schillernde Figur

Schumacher gilt als eine der schillerndsten Figuren der deutschen Management-Elite. Als der Chipkonzern Infineon um die Jahrtausendwende an die Börse ging, fuhr der Motorsportler im Rennanzug mit einem silbernen Porsche an der New Yorker Wall Street vor.

Mitarbeiter und Politiker stieß er jedoch immer wieder vor den Kopf. Einmal drohte er beispielsweise, den Firmensitz aus steuerlichen Gründen in die Schweiz zu verlegen. Ein andermal gab er die Parole aus, das angeblich leistungsschwächste Zehntel der Belegschaft vor die Tür zu setzen.

Nachdem er 2004 als Konzernchef einem Putsch im Infineon-Management zum Opfer gefallen war, lieferte sich Schumacher einen zähen Rechtsstreit mit dem Aufsichtsrat des Unternehmens über seine Abfindung. Nach einer kurzen Phase beim Finanzinvestor Francisco Partners heuerte er schließlich beim chinesischen Chiphersteller Grace Semiconductor an.

In dieser Zeit drohte ihm seine Leidenschaft für Luxus beinahe zum Verhängnis zu werden: Schumacher stand wegen des Vorwurfs vor Gericht, von einem früheren Geschäftspartner bestochen worden zu sein. Das Verfahren gegen ihn wurde jedoch eingestellt, der Geschäftspartner war zuvor wegen Bestechung mehrere Jahre ins Gefängnis gewandert.

Zumtobel freut sich über neuen Chef

Bei Grace verlängerte Schumacher 2010 seinen Vertrag nicht und war seither aus der Öffentlichkeit weitgehend verschwunden. Der Kontakt zu Zumtobel sei über den Aufsichtsrat zustande gekommen, sagte eine Firmensprecherin.

Die Eigentümerfamilie Zumtobel, die gut ein Drittel der Aktien an dem Leuchtenhersteller hält, erhofft sich von Schumacher offenbar neue Impulse bei der Umstellung auf die neue LED-Technologie. „Mit Ulrich Schumacher haben wir einen ausgewiesenen Technologie-Experten gewinnen können, der auf bemerkenswerte unternehmerische Erfolge zurückblicken kann“, sagte Aufsichtsratschef Jürg Zumtobel.

An der Börse herrschte jedoch nicht nur Aufregung um die Person Schumachers, sondern auch um seine zukünftige Agenda als neuer Firmenchef. „Die Frage ist, was macht der Neue: kommen neue Restrukturierungsmaßnahmen auf die Firma zu, neue Abschreibungen oder Einmalaufwendungen?“, sagte ein Beobachter, der namentlich nicht genannt werden wollte. Die Sprecherin von Zumtobel versicherte jedoch, zunächst sei bei dem Konzern mit gut 7000 Beschäftigten kein umfassender Stellenabbau geplant.

Reuters/cat

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