Mit dem Fahrrad um die Welt
Mit dem Fahrrad um die Welt (Bild: polymanu – stock.adobe.com)

Ratgeber Rad & E-Bike Mit dem Fahrrad um die Welt: Wäre das was für Sie?

„Hinter dem Horizont geht’s weiter“ singt Udo Lindenberg. Und vielleicht gehören auch Sie zu den Leuten, die es auf Dauer nicht zu Hause aushalten und am liebsten die ganze Welt bereisen möchten. Statt mit Flieger oder Auto aber auf zwei Reifen. Mit dem Fahrrad um die Welt ist ja nicht nur für die Umwelt eine Option. Die Weltreise mit dem Fahrrad entschleunigt und kann uns zu uns selbst führen, dorthin, wo wir wirklich im Leben stehen. Zumindest in der Theorie. Wie es in der Praxis aussieht, erfahren Sie in dieser globalen Reiseinfo.

Was die Weltreise mit dem Fahrrad uns abverlangt

Welche Strecke hat man vor sich, wenn man zu einer Radtour um den Globus aufbricht? Der Umfang unserer guten alten Erde beträgt jedenfalls rund 40.000 Kilometer. Das wäre also schon mal ein Richtmaß. Wie man aber die radlerische Weltreise gestaltet, welche Route genommen werden, durch welche Länder es gehen soll und wie lange das alles dauern wird, ist ein höchst individuelles Projekt. Deshalb können wir hier auch keine pauschalen Tipps geben, sondern verweisen auf spannende Einzelschicksale.

Eine Radreise die Donau entlang oder durch Norwegen lässt sich einigermaßen gut planen. Aber mit jedem weiteren 1.000-Kilometer-Abschnitt wachsen die Unwägbarkeiten, die das Ganze zu einem wirklich großen Abenteuer machen. Neben einer Portion Mut, sollten Sie auch diese Voraussetzungen erfüllen:

  • Kondition
  • robuste Gesundheit
  • ein gutes Nervenkostüm in Krisenfällen
  • nötigen Kosten tragen können
  • Fähigkeit auf andere Menschen und ungewohnte Situationen zuzugehen
  • strapazierfähiges Rad und Ausrüstung
  • fundierte Sprachkenntnisse

Heinz Stücke fuhr 50 Jahre mit dem Fahrrad um die Welt

Nehmen wir den in der Globetrotter-Community wohlbekannten Heinz Stücke. Der heute 83-jährige Weltenbummler schwang sich im August 1962 aufs Rad und fuhr nach Paderborn. Von nun an kam er nie mehr aus dem Sattel. 50 Jahre lang!

Bis 2014 riss er 648.000 Kilometer rund um die Welt ab. 196 Länder lernte Stücke kennen, 21 Reisepässe wurden ihm vollgestempelt. Stücke radelte immer weiter bis ins Guiness Buch der Rekorde. Operationen ohne Betäubung, ein durchschossener Zeh, den letzte Wassertropfen in der Wüste einem Skorpion streitig gemacht – der Mann hat etwas zu erzählen. Heute hat der Radler, der mehr als ein durchschnittliches Leben am Arbeitsplatz mit dem Fahrrad um die Welt gefahren ist, einen festen Wohnsitz: im nordrhein-westfälischen Hövelhof.

Zwei Jahre auf Weltreise mit dem Fahrrad

2015 brach ein anderer, dem es zu Hause zu eng geworden war, zur Weltreise mit dem Fahrrad auf. Dennis Kailing aus Gelnhausen hatte einen klaren Plan und strampelte mit nachmessbaren und für Nachahmende beispielhaften Parametern um den Erdball. Diese wären:

  • Dauer: 761 Tage (davon 477 Fahrtage) unterwegs
  • Kilometer gesamt: 43.578
  • Höhenmeter gesamt: 294.895
  • Besuchte Länder: 41
  • Höchstgeschwindigkeit: 78 km/h in Ecuador
  • Längste Tagesetappe: 231 Kilometer und knapp 11 Stunden in Thailand

Noch Fragen? Dann schauen Sie doch am besten Dennis Kailing bei der Arbeit zu. In seinem Film „Besser Welt als nie“ zeigt der 26-jährige Hesse seine sportive Weltumrundung in beeindruckenden Bildern. Aus ihnen spricht der Wunsch, für längere Zeit raus aus der Komfortzone zu kommen und die gewohnte Sicherheit im schmucken Barbarossastädtchen an der Kinzig gegen ein Wagnis einzutauschen. Chapeau!

Bike-Welttour: Die Reisekasse muss stimmen

Was muss man für eine Radreise um den Erdball hinlegen? Experten verweisen wie so oft auf mannigfaltigste Bedürfnisse und monetäre Verbrauchswerte, die sich nicht über einen Kamm scheren lassen. Aber 8.000 bis 12.000 Euro werden es schon sein. Da während der großen Reise in den wenigsten Fällen Geld verdient werden kann, muss man entweder ein Reisebudget auf der hohen Kante, Sponsorenverträge oder die Möglichkeit haben, das Bike-Abenteuer anschließend zu vermarkten. Beruflich sollte man nicht allzu eng angebunden sein. Zwei Jahre Radurlaub, wenn man es so nennen will, sind kein Pappenstiel. Es gibt beispielsweise Konzepte von Weltbikern, die ein Sabbatical nehmen sowie ihr Eigenheim während der Abwesenheit vermieten und so eine regelmäßige Einnahmequelle haben.

Für Marta Binder ist die ganze Welt hier

Sie können es aber auch wie Marta Binder machen. Die 76-jährige pensionierte Kinderärztin ist eng mit WERTGARANTIE verbunden und engagiert sich auch für die Hilfsorganisation Opportunity International Deutschland. Mittlerweile ist sie in mehreren Jahren 32.000 Kilometer geradelt und hat dabei über 270.000 Euro Spenden für Microschools in Ghana gesammelt. Ihr Tagespensum beträgt bis zu acht Stunden. Die unentwegte Marta Binder hat sich vorgenommen, in 2023 ihren Kilometerstand auf 40.000 zu bringen – also zumindest rechnerisch einmal mit dem Fahrrad um die Welt.