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Petition für Trasse durchs Naturschutzgebiet Horn-Leher Fraktionen: Hollerland bleibt tabu

Borgfelds Beiratssprecher Gernot Erik Burghardt (FDP) hatte gefordert, den Bau einer Trasse durch das Hollerland erneut zu prüfen. Die Horn-Leher Beiratsfraktionen sind dagegen.
17.03.2022, 08:00 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Von Maren Brandstätter
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Bislang liegt die Zahl der Unterzeichner für eine mögliche Hollerlandquerung im unteren zweistelligen Bereich. Wie berichtet, hat sich Borgfelds Beiratssprecher Gernot Erik Burghardt (FDP) in einer Petition an die Bürgerschaft dafür ausgesprochen, den Bau einer Trasse durch das als europäisches Naturschutzgebiet (FFH) ausgewiesene Areal zu prüfen. Mit einer Umgehungsstraße könnten unter anderem die verkehrsreiche Borgfelder Landstraße und die Lilienthaler Heerstraße entlastet werden, argumentiert er. Verkehrssenatorin Maike Schaefer (Grüne) hat bereits erklärt, dass eine Entwidmung des FFH-Gebiets weder möglich noch gewollt sei. Und auch im direkt betroffenen Horn-Leher Beirat gibt es keine Unterstützung für Burghardts Petition – auch nicht von seiner eigenen Partei.  

Grüne

„Die Forderung des Borgfelder Beiratssprechers lehnen wir komplett und kompromisslos ab“, erklärt Grünen-Sprecherin Gudrun Stuck. Ihre Fraktion sei froh, dass das Hollerland vor 17 Jahren nach langen Anstrengungen als europäisches Flora-Fauna-Habitat-Gebiet ausgewiesen wurde. „Das muss und wird unverändert so bleiben“, betont sie. Derartige Pläne seien „völlig absurd“ in Zeiten des Klimawandels und Diskussionen über Nachhaltigkeit, Verkehrs- und Energiewende. „Eine Petition an die Bürgerschaft mit dem Ziel, einen Planaufstellungsbeschluss für eine Hollerlandtrasse zu fassen, ist reiner Irrsinn“, kritisiert Stuck. „Verkehrsprobleme müssen auf umwelt- und klimaverträgliche Weise gelöst werden.“

CDU

„Die Verkehrssituation in Borgfeld ist schwierig und bedarf dringend neuer Lösungen – daher ist es erst mal richtig, in alle Richtungen zu denken“, erklärt CDU-Fraktionssprecher Claus Gülke. „Ich bezweifle aber, dass es sowohl in der Bevölkerung als auch in der Politik eine Mehrheit dafür geben wird, das Naturschutzgebiet infrage zu stellen.“ Daran werde sich seiner Vermutung nach auch dann nichts ändern, falls festgestellt werden würde, dass die Voraussetzungen für ein Naturschutzgebiet im Hollerland nicht mehr gegeben seien.

SPD

„Vor vielen Jahren haben wir uns schon einmal dazu positioniert“, erinnert SPD-Fraktionssprecherin Birgit Bäuerlein. „Hände weg vom Hollerland“ habe es damals geheißen – „und dabei sind wir geblieben, egal ob Feuerwehr, Universität oder Technologiepark Wünsche geäußert haben“. Und dabei werde es auch weiterhin bleiben, betont sie. „Gerade im Moment sehen wir, welch große Probleme uns der Energieverbrauch der Autos schafft“, sagt sie. Es gebe also keinen Grund, diesen Antrag zu unterstützen.

Linke

Auch die Fraktion der Linken betont, dass eine Trasse mitten durch das Hollerland indiskutabel sei. Das Areal biete eine außerordentliche Artenvielfalt an Flora und Fauna, betont Sprecher Manfred Steglich. Nach langjährigen Auseinandersetzungen um die drohende Bebauung des westlichen Hollerlands dürfe gerade in Zeiten des Klimawandels und der damit verbundenen notwendigen Verkehrswende nicht am Status des europäischen Naturschutzgebiets gerüttelt werden. „Eine Bebauung des Hollerlands ist und bleibt für uns ein Tabu“, betont Steglich. Für die Zukunft sei vielmehr die Zurückdrängung des motorisierten Individualverkehrs aus den Städten gefordert und darüber hinaus Konzepte für einen attraktiven, kostenlosen ÖPNV sowie der umweltgerechte Ausbau des Radverkehrswegenetzes.

FDP

Dass das aktuelle Verkehrsaufkommen eine kritische Dimension angenommen habe, sei unbestritten, betont Burghardts Horn-Leher Parteikollege Hermann Pribbernow. Mit dem Vorschlag des Borgfelder Beirratssprechers sei die Horn-Leher FDP allerdings nicht einverstanden. „Ein Flora-Fauna-Habitat mit einer Autotrasse zu durchschneiden, fällt heutzutage völlig aus der Zeit“, findet Pribbernow. Es stünde nicht nur zu befürchten, dass im Zuge dessen auch das geschützte Gebiet östlich der neuen Trasse bebaut werden könnte, sondern es sei bei der vorgeschlagenen Trasse mit erheblichen Kosten und massiver Landschaftsversiegelung zu rechnen. Außerdem würde in die bestehende Wohnbebauung eingegriffen werden – „davon halten wir nichts“, sagt der FDP-Sprecher. Stattdessen sollte der Heerstraßenzug für zwei Fahrspuren nutzbar gemacht werden, schlägt Pribbernow vor. „Entweder durch eine Verbreiterung der Fahrbahn oder durch die Doppelnutzung der Straßenbahngleisstrecke für ÖPNV und Autoverkehr.“

BiW

Durch die Hochpflasterung der Straßenbahn sei in weiten Teilen eine Fahrspur für Autofahrer weggefallen, was sich nun in den Verkehrsstaus bemerkbar mache, erklärt BiW-Sprecher Piet Leidreiter. Zur Begründung für die Hochpflasterung habe es seinerzeit geheißen, dass der Verkehr schneller fließe, und die Kosten zum überwiegenden Teil von der EU getragen würden. „Dabei ist der größte Einzahler der EU Deutschland, und somit sind unsere Steuergelder für diese unsinnigen Maßnahmen ausgegeben worden“, argumentiert er. „Für diese politische Fehlentscheidung nun auch noch Naturschutzgebiete, wie das Hollerland, zu opfern, schlägt dem Fass den Boden aus.“

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