Landkreis Osterholz. Alexander Starostin kümmert sich in der Bildungsstätte Bredbeck seit einiger Zeit um die internationalen Projekte der kreiseigenen Heimvolkshochschule. Der junge Mann, der aus der Ostukraine stammt, weiß selbst nur zu gut, wovon er spricht: Vor gut sechs Jahren ist Starostin als Teilnehmer eines Jugendaustauschs nach Deutschland gekommen. Jetzt informierte der Sprach- und Literaturwissenschaftler den Werksausschuss des Kreistags über ein neues Projekt, das er für Bredbeck an Land gezogen hat.
Demnach wurde die Bildungsstätte Anfang des Jahres vom Deutsch-Polnischen Jugendwerk damit beauftragt, eine Werbekampagne zu erstellen; es geht darum, in den kommenden Monaten den Neustart internationaler Begegnungen zu beflügeln. "Nordlichter – Wir bringen den deutsch-polnischen Austausch zum Leuchten“ ist der Titel des Projekts, für das Bredbeck als einer von bundesweit zwölf Bildungsträgern und Jugendverbänden den Zuschlag erhielt. "Nordlichter" ist mit 27.000 Euro dotiert und läuft für insgesamt zwölf Monate bis März 2022.
Werbematerial ist fertig
Mit einigen jungen Teamern, Grafikern, Marketingkaufleuten und Webdesignern hat Starostin bereits Flyer, Einladungen und ein Werbevideo erstellt. Damit wollen sie nun gezielt an rund 20 Akteure der Bildungslandschaft im Landkreis Osterholz und Umgebung herantreten. Geplant sind eine sogenannte Pitch-Veranstaltung und Beratungsgespräche.
Alexander Starostin, pädagogischer Mitarbeiter für die internationalen Projekte der Bildungsstätte, wurde 1994 in Donezk geboren.
Ende August sollen zudem interessierte Institutionen zum Tag der offenen Tür eingeladen werden, bei dem neue Kooperationspläne vorgestellt werden sollen. Außerdem gibt es dann mit der Abschluss-Aufführung des deutsch-polnisch-ukrainischen Theaterprojekts „Dekameron 2021“ gewissermaßen Anschauungsunterricht zum vielfältigen Nutzen der Jugendbegegnungen.
Von diesem Nutzen handelt auch der nagelneue Imagefilm, den Starostin jetzt im Ausschuss vorführte und in dem junge Menschen aus Polen und Deutschland darlegen, welche Bedeutung der Austausch für sie hatte und immer noch hat: von der Horizont-Erweiterung bis hin zur Persönlichkeitsentwicklung. Die Abgeordneten spendeten am Ende Applaus dafür.
Für kraftvollen Neustart
"Wir wollten die stille Zeit der Stagnation nutzen, um einen fruchtbaren Boden für die Zeit nach Corona zu bereiten", erklärte der Bredbeck-Pädagoge. Notgedrungen habe die Bildungsstätte zuletzt auf digitale Formate und hybride Formen gesetzt, sagte Starostin und setzte hinzu: "All das kann wahre Begegnungen nicht ersetzen." Schon jetzt zeige sich zudem, dass "Nordlichter" auch nach innen wirkt und die Kooperation bei den bereits beteiligten Schulen und Partnern im Gedächtnis hält. Die Bildungsstätte Bredbeck wolle ihr Netzwerk nun reaktivieren und erweitern.
In der Außenwirkung wiederum zielt die Initiative darauf, Polen als Zielland stärker in den Fokus zu rücken. "Es gibt in der international ausgerichteten Bildungsarbeit eine gewisse Ostblindheit; weiter als bis nach Berlin geht es oft nicht", hat Starostin beobachtet. Viele junge Erwachsene, aber auch die Institutionen, die mit ihnen arbeiten, orientierten sich beim Aufbau internationaler Beziehungen eher nach Westen oder Süden.
Weg vom Exotenstatus
Dies wolle man kritisch angehen; schließlich gebe es gerade in Norddeutschland zahlreiche Menschen mit polnischen Wurzeln und einer langen Migrationsgeschichte - und im Landkreis Osterholz die Partnerschaft mit Kwidzyn. Perspektivisch solle die Nordlichter-Kampagne den deutsch-polnischen Jugendaustausch als selbstverständlichen und wertvollen Bestandteil der Bildungslandschaft verankern.
Info unter Telefon 04791/96183733 oder per E-Mail an starostin@bredbeck.de.
