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Lesung: Ein süßes, zuckerfreies Leben

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Tolle Haut, gute Laune, zwei Kleidergrößen weniger: Seit Anastasia Zampounidis von der »Zuckersucht« losgekommen ist, hat sich in ihrem Leben und auch gesundheitlich viel verändert.
Tolle Haut, gute Laune, zwei Kleidergrößen weniger: Seit Anastasia Zampounidis von der »Zuckersucht« losgekommen ist, hat sich in ihrem Leben und auch gesundheitlich viel verändert. © Thomas Mayer Ostkreuz/Verlag

Das süße Gift hat sie abhängig gemacht. Anastasia Zampounidis war zuckersüchtig. Jetzt ist sie »trocken« , das heißt, sie lebt komplett zuckerfrei. Wie das funktioniert und welche Herausforderungen das mit sich bringt, hat sie in einigen Büchern zusammengefasst.

Frau Zampounidis, Sie bezeichnen sich im Vorwort Ihres Buches als trockenen Sugarholic. Also wie eine trockene Alkoholikerin. Wie hat sich Ihre »Zuckersucht« geäußert?

Ich musste jeden Tag Zucker konsumieren, damit es mir »gut« ging. Einher gingen massive Heißhunger Attacken jenseits von jeglichem Hungergefühl. Die Symptome der Unterzuckerung wie schlechte Laune, zittrig, fahrig und schlapp sein haben mich zunehmend belastet.

Sich zuckerfrei zu ernähren klingt nach einer riesigen Herausforderung. Gab es ein Schlüsselerlebnis, sich dieser Herausforderung zu stellen?

Man braucht schon einen guten Grund, um etwas im Leben zu ändern. Wir alle benutzen Essen nicht nur, um Nahrung aufzunehmen und uns gut zu fühlen. Den Teufelskreis vom »emotionalen essen« kann man ganz einfach mit einem Zuckerverzicht durchbrechen. Nicht nur schlimme Krankheiten (Zucker fördert jede Entzündung im Körper), sondern auch das allgemeine Wohlbefinden verbessert sich: Vitalität, Konzentration, Schlaf, Laune.

Durch Ihre Arbeit vor der Kamera, wie bei MTV etc. standen Sie viel im Rampenlicht. Dabei geht es um gutes Aussehen. War das auch ein Grund, auf Zucker zu verzichten?

Tatsächlich nicht, da ich nicht übergewichtig war. Ich wusste vorher auch gar nicht, dass meine Falten sich mit Ende 30 erst mal wieder verabschieden oder dass ich zwei Kleidergrößen ohne zu hungern abnehmen würde. Sonntags habe ich zwar bei meiner Familie mit griechisch-mediterraner Küche gegengearbeitet und ich bin jeden Tag »gesund« essen gegangen, aber ohne Zucker zwischendurch ging es leider nicht.

Wie sind Sie schließlich von der Zuckersucht losgekommen?

Ich habe angefangen die Zutatenlisten zu studieren und musste anfangen selbst zu kochen, was ich 37 Jahre lang nie getan hatte.

Viele Menschen möchten oder müssen auf bestimmte Nahrungsmittel verzichten. Laktose, Gluten, Fleisch. Wie kommt es bei Freunden oder Einladungen an, wenn Sie sagen, Sie verzichten auf Zucker?

Ich thematisiere es überhaupt nicht, bringe immer etwas mit und gehe nicht mehr hungrig aus dem Haus. Ein kleiner Proviant an Nüssen und Trockenobst im Auto oder in der Handtasche kann auch nicht schaden.

Wie schwer ist es, (öffentliche) Einladungen anzunehmen?

Überhaupt kein Problem, wenn ich etwas zuckerfreies vorfinde, greife ich zu, ansonsten habe ich ja schon zu Hause gegessen.

In Ihrem Buch finden sich viele Rezepte, wie man Gerichte zuckerfrei zubereiten kann. Ohne selber kochen geht es also nicht?

Das ist heute noch nicht möglich, aber durch unsere öffentliche Diskussion hat sich schon etwas getan. Um das selber Zubereiten kommt man aber nicht drumherum. Ich koche nicht jeden Tag, praktiziere »mealprep«

Was ist »mealprep«?

Das Wort setzt sich zusammen aus Meal (englisch für Essen) und prepare (englisch für vorbereiten). Ich bereite also vieles vor, das ich mitnehmen kann. Das habe ich auch in einem Buch zusammengefasst. »Es heißt: Für Immer zuckerfrei to go.«

Welche »Naschereien« vermissen Sie am meisten?

Würde ich etwas vermissen, wäre ich längst wieder Zucker-Junkie. Ich bereite selbst Kuchen, Waffeln, Riegel, Energyballs (Glückskugeln), Eis, Schoko-Aufstrich zu, alles da, was das Herz hüpfen lässt.

Sie leben seit 2006 zuckerfrei. Wie hat sich das auf Ihre Gesundheit ausgewirkt?

Eine schlimme Krankheit hatte ich zwar vorher nicht, aber trotzdem hat sich einiges getan: Ich habe keinen Heißhunger mehr, ich habe Gewicht verloren, ohne zu hungern. Es gibt kein Nachmittagstief und keine Frühjahrsmüdigkeit mehr. Ich bin generell fitter, schlafe besser, habe eine reinere und jüngere Haut. Stimmungsschwankungen pendeln sich ein, genauso die PMS und Menstruationsbeschwerden, und ich bin seltener erkältet.

Hat sich körperlich noch mehr verändert?

Die Cellulite verabschiedet sich, ich habe kein Karies mehr und die Blutwerte haben sich verbessert. Außerdem ist das natürliche Geschmacksempfinden zurückgekommen.

Was halten Sie von Zuckerersatzstoffen?

Die verwende ich auch nicht, da ich diese extreme Süße als zu intensiv empfinde. Außerdem stehen einige Stoffe aus dem Labor in Verdacht, gesundheitsgefährdend zu sein und sie lassen das »intuitive essen« nicht zu.

Was ist die wichtigste Botschaft, die Sie den Lesern mitgeben können, bevor sie sich der Herausforderung »weg vom Zucker« stellen?

Wenn es keine Freude macht, ist der Zeitpunkt vielleicht noch nicht der richtige oder man ist zu »streng«. Sich Zeit nehmen und gut vorbereiten. Denn nur mit Freude kann man langfristig seine Ernährung umstellen. Essen ist essenziell für unser Wohlbefinden, es sollte ein wahres Fest sein. Jeden Tag.

Lesungen in Rosbach und Bad Nauheim

Anastasia Zampounidis wurde 1968 geboren. Sie begann ihre Fernsehkarriere beim Musiksender MTV. Es folgten Moderationen für »Wetten, dass ...?«, Sixx TV und ZDFneo. Zuletzt deckte sie als WISO-Konsumagentin regelmäßig Verbraucherfallen auf, unter anderem in der Dokumentation »Die Zuckerfalle«. 

Seit über einem Jahrzehnt verzichtet sie auf Zucker. Zum Thema hat sie einige Bücher geschrieben und hält Vorträge. Mit ihrer Lesung »Für immer zuckerfrei«« ist Zampounidis am Freitag, 24. Januar, zu Gast in der Rosbacher Wasserburg. Die Veranstaltung ist bereits ausverkauft. Wer die Moderatorin live erleben möchte, hat dazu im März Gelegenheit. Für die Veranstaltungsreihe »Kultur.Mensch.Kulinarik.«, eine Kooperation der Ovag mit dem Hotel Dolce, ist sie am 27. März um 18.30 Uhr in Bad Nauheim zu Gast. Sie erklärt, wie zuckerfrei, aber köstlich »funktioniert«.

Zampounidis wird im Spiegelsaal des Kurhauses einige Passagen aus ihren Büchern lesen und Interessantes und Unterhaltsames erzählen. Im Anschluss kann jeder selbst herausfinden, ob oder wie köstlich er zuckerfreie Speisen findet. Es wird ein Drei-Gänge-Menü serviert, dessen Rezepte aus dem Buch stammen oder daran angelehnt sind. Karten gibt es im Servicezentrum der Ovag in Friedberg, unter Tel. 0 60 31/68 48 11 13.

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