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„Man kann mit Worten Stimmung machen“

24. März 2021

  • Erstellt von Ursula Resch-Esser
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Nadine Gerold ist Kommunikationsmanagerin beim Stifterverband. Foto: David Ausserhofer

„Auf den Punkt gebracht“ – unter diesem Motto rückt das Forum Wissenschaftskommunikation 2021 das Zusammenspiel von Wissenschaftskommunikation und Sprache in den Fokus. Was steckt hinter dem Schwerpunktthema? Wir haben bei den Mitgliedern des Programmbeirats nachgefragt. Nadine Gerold ist Kommunikationsmanagerin beim Stifterverband. Mit ihr haben wir über Sprache als tägliches Werkzeug, die richtige Wahl der Worte und den Einfluss der digitalen Medien auf die Kommunikation gesprochen.

Warum sollten wir uns in der Wissenschaftskommunikation mit dem Thema Sprache beschäftigen?

Sprache, das klingt erst einmal so allgemein, so nebenbei. Aber Sprache hat eine unheimliche Macht. Deshalb muss jeder sehr vorsichtig mit ihr umgehen. Sprache kann stark zusammenführend wirken aber auch ausgrenzen. Die Wissenschaftssprache zum Beispiel ist als Fachsprache Community bildend. Mit ihr kann man eine Art geschlossene Gesellschaft bilden, grenzt damit aber unweigerlich auch andere aus. Es ist wichtig, dass die Wissenschaftskommunikatoren diese Sprache in eine für die Öffentlichkeit verständliche Sprache transferiert, ohne verfälschend zu wirken.

Sprache ist ein großes Werkzeug, um Wissen zu transportieren; das ist unser tägliches Handwerk in der Wissenschaftskommunikation. Deswegen sollten wir uns damit auf jeden Fall beschäftigen.

Worauf sollte die Wissenschaftskommunikation bei der Wahl ihrer Worte achten? Gibt es Beispiele, wo diese besonders gelungen oder wo sie daneben gegangen ist?

Ich denke da beispielsweise an die Veröffentlichung von Roland Wiesendangers umstrittener Publikation zur Herkunft des Corona-Virus. Sie wurde als Studie geframt, obwohl es keine wissenschaftliche Studie im engeren Sinne war. Damit können falsche Erwartungen transportiert werden. Denn mit dem Begriff Studie verbindet jeder eine gewisse Seriosität und Glaubwürdigkeit.

Gerade jetzt in der Corona-Zeit hat man gemerkt, dass Worte eine andere Gewichtung bekommen und gewisse Erwartungen fördern. Fachsprachliche Begriffe, wie zum Beispiel „Inzidenzwerte“, haben vorher bei keinem Bürger zum täglichen Sprachgebrauch gehört. Man stellt auch fest, dass manche Begrifflichkeiten ganz anders aufgenommen werden als früher. Das zeigt sich beispielsweise bei den Diskussionen über Privilegien, die mit der Corona-Impfung verbunden sein könnten. Dabei sind das Grundrechte, die wiederhergestellt werden. Da kann man mit Worten Stimmung machen. Das ist ganz stark mit Framing verbunden.

Kommunikation geschieht heute häufig über digitale Medien. Welchen Einfluss hat das auf Sprache?

Auf der einen Seite wird wieder mehr geschrieben und auch kürzer, zum Beispiel bei Twitter. Es gibt aber auf der anderen Seite auch Podcasts. Da bekommt die gesprochene Sprache wieder einen ganz anderen Raum.

Durch die Digitalisierung hat man einen direkten Zugang zu den Leuten. Jeder wird zum Sender. Vorher hatte man einen Wissenschaftsjournalisten als Gate Keeper, der Inhalte noch einmal reflektiert oder auch in eine andere Sprache „übersetzt“ hat. Jeder Wissenschaftler oder auch jeder Kommunikator hat seinen eigenen Stil. Das macht eine Heterogenisierung aus.

Nicht zuletzt ist Digitalisierung immer auch mit Schnelligkeit verbunden, man muss immer der Erste sein. Das provoziert Fehler und setzt die Kommunikation unter Druck.

 

Das diesjährige Forum Wissenschaftskommunikation findet vom 4. bis 6. Oktober 2021 in Hannover statt. Der Call for Proposals ist offen bis zum 26. März. 


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