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Fragen ans Kreisbauamt

Wie sicher ist Lottes Hochhaus ?

Lotte/Kreis Stein...

Nach den schockierenden Bildern vom Brand des Londoner Grenfell Towers überprüfen auch in Deutschland Bauämter Hochhäuser auf die Brandsicherheit, insbesondere in Hinblick auf die verwendeten Baumaterialien. Wie sieht es im Kreis Steinfurt und vor allem am Lotter Hochhaus aus ?

Volker Poerschke

Definitiv ein Hochhaus ist das Gebäude Zum Dütestrand 2 in Wersen mit seinen elf Geschossen. Wie sicher ist das Hochhaus, wenn ein Feuer ausbricht?
Definitiv ein Hochhaus ist das Gebäude Zum Dütestrand 2 in Wersen mit seinen elf Geschossen. Wie sicher ist das Hochhaus, wenn ein Feuer ausbricht? Foto: Volker Poerschke

Ein Grund dafür, warum mindestens 80 Menschen bei der Londoner Brandkatastrophe vor zwei Wochen ihr Leben lassen mussten, war nach ersten Ermittlungen britischer Brandschutzexperten, die Fassadendämmung des Hochhauses. Bei der Gebäudesanierung wurde keine feuerfeste Dämmung verwendet, die verbauten Alu-Panele hätten zudem wie ein „Windkanal“ gewirkt, sodass sich das Feuer, das durch einen defekten Kühlschrank verursacht wurde, rasend schnell über die ganze Fassade ausbreiten konnte. In der Folge wurden landesweit Hochhäuser auf ihre Brandsicherheit überprüft.

Auf Anweisung des Bauministeriums sollen auch in Deutschland bundesweit verdächtige Hochhäuser von den örtlichen Behörden unter die Lupe genommen werden. In Wuppertal mussten zuletzt 70 Mieter ihre Wohnungen verlassen, weil die Fassadendämmung des elfgesschossigen Hochhauses der des Londoner Grenfell Towers ähnelt. Und im Kreis Steinfurt ?

Die Städte Greven, Rheine, Steinfurt, Emsdetten und Ibbenbüren hätten eigene Bauämter, die ihren Gebäudebestand überprüfen. In den restlichen Gemeinden des Kreises gebe es keine Gebäude, die kontrolliert werden müssten, hieß es zunächst auf Nachfrage beim Bauamt des Kreises.

„In London handelte es sich um ein Hochhaus“, klärt Bauamtsleiter Lorenz Rustige auf. Gebäude unter einer Bauhöhe von 22 Metern seien keine Hochhäuser. Und da gelten andere bau- und brandschutzrechtliche Bestimmungen. „Wenn wir alle Gebäude überprüfen würden, wozu auch zahlreiche Hofstellen und Scheunen zählen, würden wir etliche brennbare Baumaterialien finden“, ist Rustige überzeugt. Konsequenzen habe das allerdings keine, da diese Materialen bei niedrigeren Gebäuden erlaubt seien. Zudem gelten schließlich bei jedem Bau Brandschutzrichtlinien, die beachtet würden.

Ganz stimmen die Angaben des Kreisbauamtes jedoch nicht. So hat das Gebäude Zum Dütestrand 2 in Wersen elf Geschosse, genau wie das Haus, das in Wuppertal geräumt werden musste. Bei einer Geschosshöhe von 2,40 Metern handelt es sich definitiv um ein Hochhaus. „Wir waren noch nicht vor Ort“, meinte Rustige in einer ersten Stellungnahme, „werden aber kurzfristig den Bestand überprüfen“, so der Bauamtsleiter.

Erst vor Kurzem – vier Tage nach der Londoner Brandkatastrophe – war Gerd Nüsse, stellvertretender Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Lotte und Brandschutzbeauftragter der Gemeinde, vor Ort. Ein im Backofen vergessenes Essen hatte einen Großeinsatz der Feuerwehr ausgelöst. Die Situation sei hier zwar ganz anders, als in London, da das Gebäude Zum Dütestrand über Balkone auf der einen und durchgängige Laubengänge auf der anderen Seite verfüge, dennoch betonte Nüsse schon damals: „Ein Zimmerbrand in einem Hochhaus ist nie ungefährlich, auch wenn es hier Rettungswege und die Möglichkeit zur Bergung mithilfe der Drehleiter über Balkone und Gänge gibt.“

Einen besseren Brandschutz für Gebäude in Deutschland haben Feuerwehrfachleute als Konsequenz aus der Brandkatastrophe von London gefordert. Dabei geht es explizit um Häuser unterhalb der Hochhausgrenze, also Häuser zwischen 7 und 22 Metern. Davon gibt es auch im Zuständigkeitsbereich des Kreisbauamtes einige. In Lotte beispielsweise die Wohnblocks der Nato-Siedlung oder aber auch die Mehrparteienhäuser am Berliner Platz in Büren. In Lottes niedersächsischer Nachbarstadt Osnabrück sollen nun auch solche Objekte überprüft werden, die nicht als Hochhaus gelten.

Mittlerweile gab auch das Kreisbauamt Auskunft, dass das Hochhaus Zum Dütestrand bereits vor Tagen überprüft worden sei. Es habe keinerlei Beanstandungen gegeben, die verwendeten Baumaterialien seien, anders als die im Grenfell Tower und in Wuppertal, unbedenklich. Somit müssen sich die 220 Zum Dütestrand gemeldeten Bewohner keinerlei Gedanken über eine vorsorgliche Evakuierung des Gebäudes machen.

Darüber hinaus, erklärt Kirsten Weßling, Pressesprecherin der Kreisverwaltung, sei nicht geplant, weitere Mehrparteienhäuser, die nicht in die Kategorie Hochhaus fallen, zu kontrollieren.