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Zwist im Familienministerium

Spautz: "Schluss mit der Hexenjagd"

Ein Spitzenbeamter ist bei Familienministerin Corinne Cahen in Ungnade gefallen. Ihm wird vorgeworfen, Kontakte zu Ex-Minister Marc Spautz gepflegt zu haben. Dieser nimmt den Beamten im LW-Interview in Schutz.

Marc Spautz sagt zu dem Treffen im März mit seinem früheren Mitarbeiter: "Ich finde es normal, dass man jemanden, mit dem man zusammengearbeitet hat, ab und zu trifft."
Marc Spautz sagt zu dem Treffen im März mit seinem früheren Mitarbeiter: "Ich finde es normal, dass man jemanden, mit dem man zusammengearbeitet hat, ab und zu trifft." Foto: Laurent Blum

(ml) - Pierre Jaeger, "Premier Conseiller de Gouvernement" im Familienministerium, soll auch nach dem Machtwechsel Kontakte zu seinem ehemaligen Chef, dem CSV-Parteipräsidenten Marc Spautz, gepflegt haben. Dies schreibt "Paperjam" in seiner Online-Ausgabe.

Jaeger soll deshalb bei Familienministerin Corinne Cahen in Ungade gefallen sein. Konkret geht es um eine SMS, die Spautz irrtümlicherweise an Cahen verschickt hatte. Die Kurznachricht begann mit "Salut Pierre". Darin soll Spautz Details über die zukünftige Politik der Ministerin erbeten haben, so "Paperjam".

Cahen habe daraufhin Jaeger zur Rede gestellt. Der Beamte versicherte der Ministerin, dass er seit April nicht mehr mit Spautz in Kontakt stehe. Des Weiteren habe er die SMS, die er auch erhielt, nicht beantwortet. Im März dieses Jahres soll Jaeger mit Spautz in einem Restaurant in der Stadt gesehen worden sein. Dies habe zu einem Vertrauensverlust zwischen der Ministerin und ihrem Beamten geführt, heißt es weiter.

Familienministerin Corinne Cahen ist  nicht erfreut über das Verhalten ihres Spitzenbeamten.
Familienministerin Corinne Cahen ist nicht erfreut über das Verhalten ihres Spitzenbeamten. Foto: Domingos Martins

Für den Beamten blieb die SMS-Affäre nicht ohne Konsequenzen. Jaeger sei "kaltgestellt" worden. Dem Vernehmen nach soll der hohe Beamte nicht mehr an Sitzungen teilnehmen, in denen der Ministerrat vorbereitet wird. Jaeger wurde durch den langjährigen DP-Fraktionssekretär Dan Theisen ersetzt. Das Familienministerium teilte am Donnerstag mit, dass Myriam Schanck bereits zum 1. August Pierre Jaeger als Präsident der Familienkasse CNPF abgelöst hat. Gründe für den Wechsel wurden darin nicht genannt.

Marc Spautz kann die ganze Aufregung nicht verstehen. Er habe lediglich um Informationen im Zusammenhang mit der Integrationsagentur Olai gebeten, um das er sich während seiner Zeit als Minister gekümmert hatte, sagte Spautz dem "Luxemburger Wort". Am Anfang habe er sich sogar diesbezüglich an die Familienministerin gewandt. Diese habe ihm geraten, eine parlamentarische Anfrage zu stellen. Spautz zufolge wäre es komisch gewesen, eine solche Anfrage über ein Dossier zu stellen, das ihn selbst betrifft.

Abgesehen vom Olai habe er Jaeger zu keinem Moment um andere Auskünfte gebeten, so Spautz. Jaeger habe ihm damals gesagt, er habe ein Problem damit, Informationen preiszugeben. "Dafür hatte ich Verständnis", so der CSV-Parteichef, der bestätigt, dass er sich im März vergangenen Jahres mit Jaeger in einem Restaurant zum Essen traf. "Ich finde es normal, dass man jemanden, mit dem man zusammengearbeitet hat, ab und zu trifft. Jaeger hat mich allerdings damals darum gebeten, dies auf Sparflamme laufen zu lassen, da dies sonst zu Misstrauen führen könnte", so Spautz. Auch dafür habe er Verständnis gehabt, so der CSV-Parteichef, der überrascht ist über die Art und Weise, wie das Ganze jetzt in der Presse dargestellt wird.

Spautz bedauert, dass er mit seiner SMS, die er fälschlicherweise an die Ministerin gesendet hat, Jaeger in eine schwierige Situation gebracht hat. Dies tue ihm leid. Der hohe Beamte sei keineswegs ein "CSV-Spion".

Jaeger sei ein loyaler und fairer Beamte gegenüber der neuen und vorigen Regierung. "Wenn es im Familienministerium Schwierigkeiten bezüglich meiner Person gibt, dann soll man das mit mir klären und nicht auf dem Buckel von Beamten. Die Regierung dürfe keine "Hexenjagd" auf pflichtbewusste Beamte machen. Der Fall Jaeger erwecke den Eindruck, dass verzweifelt versucht wird, jemandem etwas anzukreiden, so Spautz.

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