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Studie

Regulierung kostet Luxemburger Banken Millionen

Die Beratungsgesellschaft EY hat untersucht, wie viel luxemburgische Banken wegen Regulierungen ausgeben müssen. Das Ergebnis: rund 458 Millionen Euro im Jahr 2015.

Die durchschnittlichen Kosten der Regulierung stellen 35 Prozent der Gesamtinvestitionen der Banken dar.
Die durchschnittlichen Kosten der Regulierung stellen 35 Prozent der Gesamtinvestitionen der Banken dar. Foto: Shutterstock

(ndp) - Die luxemburgischen Banken ächzen unter den Kosten der Regulierung der Branche. Nach einer Studie der Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY und der Bankenvereinigung ABBL gaben die Institute 458 Millionen Euro im Jahr 2015 aus, um die unterschiedlichen Maßnahmen umzusetzen und anzuwenden.

Seit der letzten Studie von 2013 sind die gesamten Anpassungskosten um 20 Prozent gestiegen. Zudem „beläuft sich der gesamte Investitionsaufwand auf ungefähr ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts“, unterstreicht EY-Partner Olivier Maréchal.

Die durchschnittlichen Kosten der Regulierung stellen 35 Prozent der Gesamtinvestitionen der Banken dar. Kleineren Geldhäusern fällt es laut Studie schwerer, regulatorische Vorgaben kostengünstig umzusetzen: hier kann die Belastung sogar bis zu 51 Prozent erreichen.

Wie geht es weiter?

Die meisten Banken gehen zudem davon aus, dass das Budget für regulatorische Anpassungen zukünftig weiter steigen wird. Erst 2018 soll die Umsetzungsphase der regulatorischen Agenda seit der letzten Finanzkrise abgeschlossen sein. Danach könnte es zu einer möglichen Verlangsamung kommen. „Wir haben keine Kristallkugel, aber wir stellen fest, dass der weitgehend größte Teil der regulatorischen Vorgaben bis 2018-2019 umgesetzt sein sollte. Also gibt es eine Hoffnung“, sagt ABBL-Berater Alain Hondequin.

Den Löwenanteil der Kosten machen mit 114 Millionen Euro die Ausgaben einer höheren Kapital- und Liquiditätsausstattung aus. Und dieser Anteil hat sich innerhalb von nur zwei Jahren verdoppelt, sagt Olivier Maréchal. Das US-„Monstergesetz“ Fatca, mit dem der amerikanische Fiskus Steuerhinterzieher weltweit ins Visier nimmt, ist ebenfalls mit großen Investitionsaufwänden verbunden. Ganz oben auf der Liste stehen aber auch die Emir-Verordnung (European Market Infrastructure Regulation) und die Steuertransparenz.

„Grundsätzlich entstehen durch die Bankenregulierung Arbeitsplätze für qualifizierte Mitarbeiter. Das ist sehr bemerkenswert und freut uns sehr."

Regulierung schafft Arbeitsplätze

Abgesehen von den finanziellen Erfordernissen, bindet die Umsetzung der gesetzlichen Vorschriften auch viele personelle Ressourcen. Laut den Berechnungen arbeiten 3 300 Menschen im regulatorischen Bereich, Tendenz steigend. „Grundsätzlich entstehen durch die Bankenregulierung Arbeitsplätze für qualifizierte Mitarbeiter. Das ist sehr bemerkenswert und freut uns sehr“, unterstreicht Alain Hondequin.

Die neue Studie zeigt auch, welche Regulierungsvorschriften in den nächsten Jahren eine wichtige Rolle spielen werden. Die Anpassung der vierten Richtlinie zur Bekämpfung der Geldwäsche hat oberste Priorität. Die neue Datenschutzregulierung der EU, die Richtlinie über Zahlungsdienste, die Priips-Verordnung für Basisinformationsblätter sowie die Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente (Mifid) stellen Banken ebenfalls vor enormen Herausforderungen.

Auch wenn Regulierungskosten die Luxemburger Banken unter Druck setzen, „sind wir uns einig, dass sie auch eine positive Auswirkung haben. Die vielen Regulierungen haben den Luxemburger Finanzplatz deutlich gestärkt. Die europäischen Stresstests etwa haben gezeigt, dass unsere Banken insgesamt solide abgeschnitten haben, und dass sie gut aufgestellt sind. Auf der anderen Seite ist nicht jeder davon überzeugt, dass die vielen neuen Regulierungen das sogenannte Kundenerlebnis verbessert haben“, meint Alain Hondequin.

"Es ist wichtig, dass die Vorschriften optimal aufeinander abgestimmt sind, und die Akteure der Finanzindustrie möglichst früh mit eingebunden werden“.

„Bessere Regulierung“

Er wünscht sich deshalb, „eine bessere Regulierung“ für den Finanzplatz. Es sei wichtig, dass „die Vorschriften optimal aufeinander abgestimmt sind, und die Akteure des Bankensektors möglichst früh mit eingebunden werden“.

Nach der Finanzkrise waren weitreichende Maßnahmen notwendig, um das Vertrauen wieder aufzubauen und die Finanzmärkte dauerhaft zu stabilisieren. „Aber jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, über eine intelligente und bessere Regulierung nachzudenken“, so Hondequin abschließend.

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